Wälder spüren Auswirkungen des Klimawandels
Eine neue europaweite Studie weist darauf hin, dass der Klimawandel den wirtschaftlichen Wert der Waldfläche Europas um schätzungsweise 14 % bis 50% mindern wird. Ohne wirksame Gegenmaßnahmen dürften die möglichen Einbußen mehrere hundert Milliarden Euro betragen, so die Wissenschaftler der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in der Schweiz. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Nature Geoscience vorgestellt. Forscher aus Finnland, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz sind der Ansicht, dass Veränderungen bei Temperatur und Niederschlägen die Baumartenverteilung beeinflussen wird. Ihre Schätzungen wurden auf der Grundlage eines weit gefassten Temperaturanstiegs zwischen 1,4 und 5,8 Grad Celsius berechnet. Sie gehen davon aus, dass dies auch dann geschehen wird, wenn das Klimawandelszenario nicht so extrem ist. An Kälte und mäßig feuchte Böden angepasste Baumarten wie die Fichte, die heute einen großen Teil des wirtschaftlichen Werts der Wälder in Europa ausmacht, werden den größten Verlust erleiden. Die Forschungsgruppe untersuchte drei Klimawandel-Szenarios des Weltklimarates (IPCC) und fand heraus, dass sich die Fichte vor allem nach Nordeuropa zurückziehen wird und somit einen Großteil ihrer aktuellen Verbreitung in Zentral-, Ost- und Westeuropa verlieren wird. In den höheren Lagen könnte die Fichte in den Alpen möglicherweise überleben. Anderseits werden langsam wachsende, an Trockenheit angepasste Eichenarten aus dem Mittelmeerraum (z.B. die Kork- und die Steineiche) vom Klimawandel profitieren und sich stark in Richtung Norden ausbreiten. Die Daten zeigen, dass bei einem gemäßigten Klimaszenario mehr als 32 % der waldfähigen Standorte Europas (ohne Russland) diese Spezies für sie geeignete Wachstumsbedingungen vorfinden werden. Momentan sind es nur 11 %. Auch im Falle eines weniger ausgeprägten Klimawandels wären es noch 28 %, im Extremfall sogar mehr als 40 % der Waldfläche. Die Forscher behaupten, der Klimawandel dürfte die Baumartenverteilung in Europas Wäldern deutlich verändern. Bis ins Jahr 2100, wenn es in vielen Regionen keine Fichten mehr geben dürfte, werden sich die ökologischen Bedingungen auf 21 bis 60 % der waldfähigen Standorte (34 % im Durchschnitt) vor allem für mediterrane Eichenwälder eignen, die der Holzindustrie geringere Erträge erbringen werden. Darüber hinaus werden diese langsam wachsenden Wälder weniger Kohlenstoff binden als die heutigen Wälder. Abhängig vom Zinsniveau und dem gewählten Klimaszenario dürften die wirtschaftlichen Verluste zwischen 14 und 50 % (Durchschnitt 28 %) unter den heutigen Wertvorstellungen in Europa liegen. Gegen Ende des Jahrhunderts wird der absolute Verlust im Falle des gemäßigten IPCC-Szenarios im Durchschnitt bei 190 Mrd. EUR liegen. Er variiert über alle drei analysierten Szenarios zwischen 60 und 680 Mrd. EUR. Wenn die klimatischen Auswirkungen nicht durch Gegenmaßnahmen ausgeglichen werden, wird in Europa der wirtschaftliche Wert der Wälder sinken, so die Forscher. Eine Alternative wäre die Einführung anderer außereuropäischer Baumarten wie der Douglasie oder die Atlas-Zeder. Zu dieser Studie trugen Wissenschaftler der Forstlichen Forschungs- und Versuchsanstalt Baden-Württemberg und der Universität Freiburg i.Br. des Alterra/Wageningen University and Research Centre (Niederlande) und des European Forest Institutes (Finnland) bei.Weitere Informationen sind abrufbar unter: WSL http://www.wsl.ch/index_DE Nature Climate Change http://www.nature.com/nclimate/index.html
Länder
Schweiz, Griechenland, Finnland, Niederlande