Welt-Alzheimer-Bericht: frühzeitige Erkennung und Intervention sind maßgeblich
Die Krankheit Alzheimer im Frühstadium zu erkennen und rechtzeitig die Behandlung einzuleiten, kann den Krankheitsfortschritt wirksam aufhalten, zeigt der neue Bericht der Alzheimer's Disease International (ADI), einem internationalen Zusammenschluss von 76 Alzheimer-Organisationen, der im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO den Bericht erstellt hat. Der Welt-Alzheimer-Bericht 2011 mit dem Titel "Vorteile von Früherkennung und -intervention" soll die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Medizinern und Demenzspezialisten vorantreiben und auf die Bedeutung von Früherkennungsmaßnahmen hinweisen. Auch ökonomische Aspekte werden dargelegt: so ließen sich in den Industrieländern rund 7.000 Euro pro Patient einsparen. Die Forscher arbeiteten unter Leitung des Instituts für Psychiatrie am King's College London, Vereinigtes Königreich, und führten die Forschungsstudie im Auftrag des ADI durch. Es ist die erste Forschungsarbeit, die umfassend alle relevanten Daten zur frühzeitigen Erkennung und Intervention bei Demenzerkrankungen zusammengetragen hat. Die Alzheimer-Diagnose erfolge meist sehr spät im Krankheitsverlauf, sagen die Forscher, was zu einer substanziellen Behandlungslücke führe. Damit gehe wertvolle Zeit verloren, die ansonsten bereits therapeutisch genutzt werden könnte. Vor allem der Zugang zu wichtigen Informationen, Behandlungen, Pflege und Unterstützung werde so behindert, und die Auswirkungen auf Familien, Pflegende, Kommunen und Mediziner seien beträchtlich, wie es heißt. "Es gibt allerdings keinen allgemeingültigen Weg, um die Behandlungslücke weltweit zu schließen", sagt Martin Prince vom King's College London, Hauptautor der dem Bericht zugrunde liegenden Studie. "Klar ist aber, dass jedes Land eine eigene Demenzstrategie braucht, die frühe Diagnosen begünstigt und kontinuierliche Pflege gewährleistet. Mögliche Maßnahmen sind eine bessere Grundversorgung, die Einführung diagnostisch ausgerichteter Schwerpunktkliniken und die Schulung niedergelassener Ärzte, was aber zum Teil von den vorhandenen Ressourcen abhängt." Bei bis zu drei Vierteln der geschätzten insgesamt 36 Millionen Demenzkranken weltweit sei das Leiden bisher nicht diagnostiziert und damit auch nicht behandelt worden, heißt es in dem Report. In den Industrieländern werden nur 20 bis 50%, in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen gar nur 10% der Erkrankungen im Rahmen der allgemeinmedizinischen Versorgung diagnostiziert. Warum jedoch wird Demenz so oft übersehen? Die Forscher sind überzeugt, dass die mangelhafte Diagnose auf dem Irrglauben beruhe, Demenz sei eine normale Begleiterscheinung des Alterns und nichts könne dagegen getan werden. Die neuen Ergebnisse belegen jedoch, dass der Krankheitsverlauf sehr wohl durch Intervention aufgehalten oder umgekehrt werden könne, und dass es nie zu früh für eine wirksame Therapie sei, denn besonders in den ersten Jahren sei ein Erfolg noch in Reichweite. Der Bericht legt dar, dass Medikamente und psychologische Intervention für Menschen mit Alzheimer im Frühstadium die kognitive Leistungsfähigkeit, Unabhängigkeit und Lebensqualität verbessern können, während Unterstützung und Beratung für die Pflegenden zur Entspannung der Situation beitragen, Stress reduzieren und die Einweisung in Pflegeeinrichtungen hinauszögern können. "Die Unfähigkeit, Alzheimer rechtzeitig zu diagnostizieren, repräsentiert eine tragisch verpasste Möglichkeit, die Lebensqualität von Millionen von Menschen zu verbessern", sagt Daisy Acosta, Direktorin der Organisation Alzheimer's Disease International (ADI), die den Report in Auftrag gegeben hatte. "Damit verschärft sich die bereits enorme globale Belastung für Gesundheitssysteme, Gesellschaft und Staat." ADI zufolge sollte jedes Land einen nationalen Alzheimer- und Demenzstrategieplan einführen, der die Bedeutung frühzeitiger Diagnosen und Intervention in den Mittelpunkt stellt. Alzheimer ist die häufigste Demenzerkrankung, und der Anteil der Betroffenen wird sich alle 20 Jahre verdoppeln. Von geschätzten 36 Millionen im Jahr 2010 soll er sich auf 115 Millionen bis zum Jahr 2050 erhöhen. Somit sei eine frühe Intervention wichtiger denn je.Weitere Informationen finden Sie unter: Alzheimer's Disease International: http://www.alz.co.uk/
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