Astronomen entdecken Wasserstoffperoxid im All
Zum ersten Mal haben Astronomen Wasserstoffperoxidmoleküle im interstellaren All entdeckt. Diese neuen Informationen wurden nun in der Fachzeitschrift Astronomy & Astrophysics präsentiert und geben neuen Aufschluss über die chemische Verbindung zwischen Wasser und Sauerstoff, Moleküle, von denen wir wissen, dass sie für das Leben eine entscheidende Rolle spielen. Wasserstoffperoxid ist eine hochreaktive Chemikalie, die für die chemische Reaktion von Wasser und Ozon in der irdischen Atmosphäre besonders wichtig ist. Und da man davon ausgeht, dass die erhebliche Menge von Wasser auf der Erde ursprünglich im Weltall gebildet wurde, sind die Forscher sehr bestrebt, mehr über die Entstehung zu erfahren. Das Team verwendete für diese neuste Entdeckung das Atacama-Pathfinder-Experiment-Teleskop (APEX), ein Gemeinschaftsprojekt des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR) in Deutschland, dem Onsala Space Observatory der technischen Universität Chalmers in Schweden, sowie der Europäischen Südsternwarte (ESO). APEX befindet sich auf der Hochebene Chajnantor in den chilenischen Anden. Die Astronomen entdeckten eine Region in unserer Galaxie in unmittelbarer Nähe zu dem Stern Rho Ophiuchi, rund 400 Lichtjahre entfernt. Diese Region ist nicht nur extrem kalt, sondern auch die Heimat dichter Wolken aus kosmischem Gas und Staub, sowie für die Entstehung neuer Sterne. Zwar basieren die meisten Wolken auf Wasserstoff, es gibt jedoch auch andere Chemikalien. Dies ist gerade für Wissenschaftler, die im Weltall nach Molekülen suchen, von besonderem Interesse. Experten halten das von ESO unterhaltene APEX für das richtige Instrument, da es Signale dieser Moleküle auffangen kann. Im Rahmen dieser jüngsten Untersuchungen entdeckten die Astronomen die charakteristische Signatur des Lichts von Wasserstoffperoxid, das aus einem Teil der Rho-Ophiuchi-Wolken kommt. "Die Entdeckung der Wasserstoffperoxid-Signatur mit dem APEX-Teleskop war für uns sehr aufregend", so der leitende Autor Per Bergman vom Onsala Space Observatory. "Wir wussten zwar aufgrund von Laborexperimenten, bei welchen Wellenlängen wir danach suchen mussten, aber die Wolken enthalten nur ein einziges Wasserstoffperoxidmolekül auf 10 Milliarden Wasserstoffmoleküle, insofern erforderte der Nachweis solch geringer Mengen äußerst präzise Messungen." Die Forscher gehen davon aus, dass das Wasserstoffperoxid im Weltall gebildet wird, wenn Wasserstoff auf der Oberfläche der kosmischen Staubkörner, die Fachleute als feine Partikel ähnlich Sand oder Ruß beschreiben, mit Sauerstoffmolekülen zusammengebracht wird. In der weiteren Reaktion von Wasserstoffperoxid und weiterem Wasserstoff bildet sich dann Wasser. Nach Ansicht der Astronomen könnten wir durch diese Entdeckung mehr darüber erfahren, wie sich Wasser im Universum bildet. "Wir können im Moment immer noch nicht sagen, wie sich einige der wichtigsten auf der Erde bekannten chemischen Verbindungen im Weltraum bilden", erklärt Bérengère Parise, Leiterin der Emmy-Noether-Forschungsgruppe für Sternentstehung und Astrochemie am Max-Planck-Institut für Radioastronomie. "Unsere mit APEX gemachte Entdeckung von Wasserstoffperoxid weist jedoch darauf hin, dass das Vorhandensein von Staubpartikeln dabei einen entscheidenden Faktor darstellt", fügt die Co-Autorin hinzu. Diese jüngste Entdeckung wird dem Team auch bei der Lösung eines weiteren interstellaren Rätsels helfen: Warum sind Sauerstoffmoleküle im All so schwer zu finden? Sauerstoffmoleküle wurden erstmals 2007 im All durch den Odin-Satelliten entdeckt. Um mehr darüber zu erfahren, wie die Ursprünge dieser wichtigen Moleküle miteinander verbunden sind, planen die Astronomen weitere Beobachtungen von Rho Ophiuchi und anderen sternebildenden Wolken.Für weitere Informationen: APEX: http://www.apex-telescope.org/ Astronomy & Astrophysics: http://www.aanda.org/
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Deutschland, Schweden