Exoplanet Gliese 581d möglicherweise bewohnbar?
Neugier und Hoffnung auf eine zweite Erde im All treiben die Forschung voran: Mithilfe eines hochentwickelten Computermodells haben Wissenschaftler in Frankreich erstmals einen Exoplaneten ausfindig gemacht, der sich in der bewohnbaren Zone befindet. Der in The Astrophysical Journal Letters präsentierte Planet Gliese 581d umkreist einen roten Zwergstern; seine Oberfläche könnte mit flüssigem Wasser bedeckt sein, seine Atmosphäre ist stabil und die Temperaturen dort sind angenehm. Außerdem bemerkenswert: Ihn trennen nur etwa 20 Lichtjahre von der Erde. Die Forschungsarbeit wurde teilweise im E3ARTHS-Projekt ("Exoplanets and early earth atmospheric research: theories and simulations") finanziert, das innerhalb des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) eine Finanzhilfe des Europäischen Forschungsrats in Höhe von 720.000 EUR erhielt. Astrophysiker arbeiten schon seit Jahren an der Suche nach dem ersten bewohnbaren Planeten im All. Die wissenschaftlichen Untersuchungen konzentrieren sich größtenteils auf die sogenannte bewohnbare Zone rund um Sterne. Experten definieren diese Zone als den Abstandsbereich, in dem Planeten nicht zu heiß oder zu kalt für mögliches Leben sind. Die Neugier auf den roten Zwergstern Gliese 581 wurde vor drei Jahren geweckt, als Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten verkündeten, dass sie zwei Planeten entdeckt hätten, die ihn scheinbar nahe dem inneren und äußeren Rand der bewohnbaren Zone umkreisen. Gliese 581d ist am weitesten entfernt und wurde daher als zu kalt für Leben eingeschätzt. Drei Jahre später zeigte ein anderes Wissenschaftlerteam die Entdeckung eines neuen Planeten mit der Bezeichnung Gliese 581g an. Sie gingen davon aus, dass die Masse dieses Planeten ähnlich der Erde ist und er sich nahe dem Zentrum der habitablen Zone befindet. Eine spätere unabhängige Bewertung ergab allerdings, dass dies nicht der Fall war. Einige Experten behaupten jedoch, dass Gliese 581g gar nicht existiert. Sie meinen, dass es sich hierbei eher um das Resultat des Rauschens bei "ultrafeinen Messungen des stellaren Wackelns", handeln könnte, die erforderlich sind, zum Exoplaneten in diesem System zu identifizieren. Letzten Endes scheint Gliese 581d tatsächlich ein potenziell bewohnbarer Exoplanet zu sein. Robin Wordsworth und seine Kollegen vom Laboratoire de Météorologie Dynamique des Institut Pierre Simon Laplace in Frankreich sind der Meinung, dass Gliese 581d eine Masse hat, die mindestens siebenmal der unseres Planeten entspricht, und rund doppelt so groß ist. Um festzustellen, ob Gliese 581d tatsächlich ein guter Kandidat ist, entwickelte das Team ein Computermodell mit der Fähigkeit, mögliche Klimazonen eines Exoplaneten zu simulieren. Diese Frage war von besonderer Wichtigkeit, da unklar war, ob der Planet globalen Vereisungen und/oder atmosphärischen Zusammenbrüchen unterliegt. Nach Meinung der Forscher nimmt der Planet 35% weniger ausgestrahlte Energie des Zentralsterns als der Mars auf. Die dreidimensionalen Klimasimulationen ergaben aber, dass Gliese 581d flüssiges Oberflächenwasser sowie eine stabile Atmosphäre hat, "womit die erste Super-Erde (Exoplanet mit 2-10 Erdmassen) in der bewohnbaren Zone bestätigt sein dürfte." Das Klima des Planeten ist nicht nur stabil - die angenehmen Temperaturen lassen auch die Existenz von Ozeanen, Wolken und Niederschlag realistisch erscheinen. Die Simulationen ergaben außerdem, dass die Erwärmung durch die Strahlung des Roten Zwerges auf effiziente Weise in der Atmosphäre umverteilt und so ein atmosphärischer Kollaps auf einer Seite oder an den Polen in Schach gehalten wird. Die Forscher schlagen nun auf der Grundlage der im Modell emittierten Infrarotstrahlung "beobachtende Tests vor, die es erlauben werden, diese Fälle zukünftig von anderen möglichen Szenarien zu unterscheiden." So hoffen die Forscher nun begeistert auf Gliese 581d als einen der engsten galaktischen Nachbarn unserer Erde. Noch wartet viel Arbeit auf die Wissenschaftler: Ein Ziel ist die Erschaffung passender Werkzeuge, um noch mehr Informationen über diesen potenziell bewohnbaren Planeten zu erhalten. Die Studie erarbeiteten Experten des Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) und der Université de Bordeaux in Frankreich.Weitere Informationen unter: Institut Pierre Simon Laplace: http://www.ipsl.fr/en/ The Astrophysical Journal: http://iopscience.iop.org/0004-637X
Länder
Frankreich