Grüne Wissenschaftler werfen Licht auf rentable Renaturierungsmaßnahmen
Renaturierung kann die Umweltzerstörung stoppen, jedoch ist wenig über die Rentabilität dieser Maßnahmen bekannt. Ein EU-finanziertes Team aus Wissenschaftlern aus dem Vereinigten Königreich und Lateinamerika hat nun die Rentabilität der Erneuerung eines verödeten oder gar durch die Intervention des Menschen zerstörten Ökosystems untersucht. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht und stammen aus dem REFOLAN-Projekt ("Restoration of forest landscapes for biodiversity conservation and rural development in the dryland of Latin America"), das über 1,7 Mio. EUR aus dem Budget für "Internationale Kooperationsaktivitäten" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) der EU für sich beanspruchen konnte. REFORLAN erkennt und fördert Maßnahmen für ein nachhaltiges Management des Ökosystems Trockenwald. Auf der ganzen Welt stellen Länder vielfältige, doch kostspielige Ansätze zur Wiederherstellung des Ursprungszustands von Ökosystemen vor. Trotz all dieser beeindruckenden Fortschritte fehlen nach wie vor Informationen darüber, ob die Investitionen mehr Vorteile bieten als finanzielle Bauchschmerzen. Die größten Probleme verursacht die Umweltzerstörung in trockenen und halbtrockenen Gebieten, die fast ein Drittel der Erdoberfläche und 50% der Gesamtfläche der Entwicklungsländer ausmachen. In ihrer Studie fanden die Experten heraus, dass diese Gebiete trotz ihrer Trockenheit eine große Rolle bei der Biodiversität der Erde spielen. Zum Beispiel tauchten zahlreiche Nutzpflanzen und einzigartige Spezies erstmals in diesen Gebieten auf. Hierbei ist zu betonen, dass die Lebensgrundlage der in diesen Gebieten lebenden Bauern von den Ressourcen aus den Wäldern abhängt. Raubbau, nicht nachhaltige Landnutzungsmethoden und die Ausbreitung von Farmland für Vieh und Ansiedlungen jedoch haben diese kritischen Gebiete erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Diese Verödung hatte enorme Auswirkungen auf Bodenfruchtbarkeit, Wasserverfügbarkeit, den Lebensunterhalt der örtlichen Bevölkerung sowie Biodiversität im Allgemeinen. Die Wissenschaftler haben die Werte der verschiedenen Vorteile, die diese Wälder bieten, kartiert. "Die Werte werden anhand von Interviews mit der lokalen Bevölkerung und anderen Betroffenen, sowie anhand der wissenschaftlichen Literatur analysiert", erklärt Jenny Birch vom Centre for Conservation Ecology and Environmental Change an der Universität Bournemouth im Vereinigten Königreich und Leitautorin der Studie. "Die Forschungen konzentrierten sich auf die Bewertung des Nutzens, den die Wälder den Menschen bringen, u.a. Kohlenstoffbindung, Holz, nicht-Holzprodukte (wie Medikamente oder Honig) und Tourismus. Auch die Kosten für die Renaturierung der Wälder wurden abgeschätzt, wobei auch der Rückgang der Viehproduktion, Kosten für Zäune, Brandschutz und Baumpflege berücksichtigt wurden." Das Team bewertete drei Renaturierungsansätze und verglich sie mithilfe eines Simulationsmodells einer Waldlandschaft miteinander. Sie fanden heraus, dass die Renaturierung von Trockenwäldern durch die Einführung "passiver" Methoden rentabel sein kann, da sie den natürlichen Erholungsprozess des Waldes unterstützt. "Aktive" Methoden wie das Pflanzen von Bäumen sind womöglich weniger rentabel, da sie zusätzliche Kosten mit sich bringen können. Dennoch könnten manche der in der Studie beurteilten Gebiete tatsächlich von aktiven Sanierungsmethoden profitieren. "Die Ergebnisse zeigen, dass die passive Renaturierung, was die analysierten Leistungen angeht, in allen Studiengebieten rentabel ist, wobei der Nutzen der aktiven Renaturierung im Allgemeinen durch die relativ hohen Kosten zunichtegemacht wird. "Diese Erkenntnisse sind relativ unabhängig vom Diskontsatz, jedoch abhängig vom Marktwert von Kohlenstoff." Über die potenziellen Auswirkungen der Studie sagt Professor Adrian Newton von der Universität Bournemouth: "Beim letzten Treffen der Biodiversitäts-Konvention (Convention of Biological Diversity) in Nagoya, Japan, haben sich die Länder der Welt dem neuen Ziel verschrieben, weltweit 15% der verödeten Ökosysteme bis zum Jahre 2020 zu renaturieren. Unsere Forschungen zeigen, dass die Investition in die Renaturierung in den Trockengebieten, wo sie am meisten benötigt wird, durchaus einen Nettoanstieg des Wertes des Ökosystems für die Menschen bringen kann. Hoffentlich werden unsere Forschungen die Entscheidungsträger dazu bewegen, die Bemühungen zur Renaturierung zu fördern, damit die globalen Ziele erreicht werden können." Forscher aus Argentinien, Chile und Mexiko trugen zu dieser Studie bei.
Länder
Argentinien, Chile, Mexiko, Vereinigtes Königreich