Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie erhalten bessere Überlebenschancen
Eine Gruppe europäischer Forscher hat entdeckt, dass das Hinzufügen des monoklonalen Antikörpers Rituximab zur Standard-Chemotherapie bei chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) die Wahrscheinlichkeit einer 3-Jahres-Überlebensrate von 45% auf 65% anhebt. Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Erkenntnisse die standardmäßige Erstbehandlung für diese Patienten revolutionieren werden, auch wenn eine dauerhafte Heilung eine Utopie bleibt. Über die Forschungsarbeit wurde vor kurzem in der Krebs-Sonderausgabe der Zeitschrift The Lancet berichtet. CLL ist eine Stufe des kleinen lymphatischen Lymphoms (SLL), eine Art des B-Zell-Lymphoms, die hauptsächlich in den Lymphknoten auftritt. Es ist die häufigste Art maligner Lymphome bei Erwachsenen in den westlichen Ländern und betrifft jedes Jahr etwa 5 von 100.000 Menschen. Seit mehr als 40 Jahren wird bei der Behandlung von CLL eine Chemotherapie eingesetzt, allerdings mit begrenztem Erfolg, und es gibt derzeit keine Therapie, mit der die Überlebenswahrscheinlichkeit verbessert wird. Aber die Forscher sind angesichts der Ergebnisse ihrer Phase-II-Studien, bei denen sie Rituximab zu den Chemotherapeutika Fludarabin und Cyclophosphamid hinzugefügt haben, zuversichtlich. Sie berichteten von den höchsten jemals erreichten Ansprechraten bei Ersttherapien für Patienten mit CLL. Zur weiteren Auswertung dieser therapeutischen Strategie führte die deutsche CLL Studiengruppe eine Phase-III-Studie in 190 Zentren in 11 Ländern durch. Über 400 zuvor unbehandelten Patienten wurde nach dem Zufallsprinzip die Chemoimmuntherapie bestehend aus Fludarabin, Cyclophosphamid und Rituximab zugeteilt, die anderen 400 erhielten eine Chemotherapie aus Fludarabin und Cyclophosphamid. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass fast die Hälfte der Patienten mit der Chemoimmuntherapie nach drei Jahren eine komplette Remission erreichten, während es bei der Gruppe mit der Chemotherapie allein lediglich weniger als einem Viertel waren. Drei Jahre nach der Chemoimmuntherapie war die Krankheit bei 65% der Patienten nicht weiter fortgeschritten - im Vergleich zu 45% der Patienten, die die Chemotherapie erhalten hatten. Den Forschern zufolge erhöhte die Chemoimmuntherapie die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten nachweislich: Drei Jahre nach der Behandlung lebten 87% der zusätzlich mit Rituximab behandelten Patienten gegenüber 83% der Patienten, die allein die Chemotherapie erhalten hatten. Grad-3 und Grad-4-Neutropenie und Leukopenie (ein Zustand, bei dem die Zahl der weißen Blutkörperchen im Blut verringert wird) traten in der Gruppe mit der Chemoimmuntherapie häufiger auf, so die Wissenschaftler. Allerdings fügten sie hinzu, dass keine anderen Nebenwirkungen durch die Chemoimmuntherapie erhöht wurden. In der Gruppe mit der Chemoimmuntherapie gab es acht Todesfälle im Zusammenhang mit der Behandlung, verglichen mit zehn Fällen in der Chemotherapie-Gruppe. Die Forscher wiesen außerdem darauf hin, dass sich die Überlebenschancen nicht einheitlich für alle klinischen und genetischen Untergruppen verbesserten. Patienten mit einem Verlust des kurzen Arms von Chromosom 17 (17p?Deletion oder p53 dysfunktionaler CLL) sprachen am schlechtesten auf die Behandlung an, wobei selbst nach einer Chemoimmuntherapie weniger als 5% eine komplette Remission erreichten. Allerdings erhöhte sich mit einer Chemoimmuntherapie bei Patienten mit 11q-Deletion, die zuvor eine schlechte Prognose hatten, die Rate der kompletten Remission um mehr als das Dreifache. Im Fazit sagen die Autoren, dass "diese Ergebnisse helfen könnten, ein neues Behandlungsmodell einzuführen, bei dem die Wahl einer bestimmten Erstbehandlung den natürlichen Verlauf der chronischen lymphatischen Leukämie verbessert." Für Peter Hillmen vom St James's University Teaching Hospital in Leeds, Vereinigtes Königreich, war die Studie "in mehrfacher Hinsicht ein Meilenstein für die Behandlung von CLL und kündigte grundlegende Veränderungen in der Behandlung dieser Krankheit an." Beiträge für die Studie kamen von Forschern aus der Tschechischen Republik, aus Deutschland, Italien, Österreich, Australien und der Schweiz.
Länder
Österreich, Australien, Schweiz, Tschechien, Deutschland, Italien, Vereinigtes Königreich