Virtuelle Realitäten für bessere Städte
Von der EU finanzierte Forscher haben die Wissenschaft aus dem Labor auf die Straßen gebracht, um das Interesse an den Städten zu beleben. Die Partner des IPCITY-Projekts (''Integrated project on interaction and presence in urban environments'') kombinierten eine Reihe von Technologien mit realitätsnahen Situationen und ließen die Menschen neue Aspekte ihrer Stadt entdecken, sowie ihre Meinung über zukünftige Entwicklungen äußern. IPCITY wurde im Sechsten Rahmenprogramm (RP6) der EU unter dem Themenbereich ''Technologien der Informationsgesellschaft'' mit 5,27 Mio. EUR finanziert. Ziel des vierjährigen Projekts war es, Stadtbewohner, Besucher und Berufstätige (etwa Mitarbeiter der örtlichen Behörden) mit mehreren Technologien vertraut zu machen, die für Stadterneuerungsprojekte, Großveranstaltungen, exploratives ''Edu-tainment'' (education-entertainment, eine Mischung aus Bildung und Unterhaltung), Erzähltechnik und anderes angewendet werden können. Die Technologie wurde von einem 11-köpfigen europäischen Konsortium als tragbare und leichtgewichtige Schnittstelle entwickelt, die eine Reihe von Disziplinen anspricht (z. B. Kognitionswissenschaft und Anthropologie), und in realitätsnahe Situationen übertragen. Idee hinter dem IPCITY-Konzept war es, den Gemeinschaftsgeist aller Teilnehmer zu fördern, insbesondere hinsichtlich der Perspektive und der Zukunftsaussichten einer bestimmten Stadt. Im Januar 2010 führten die IPCITY-Partner einen Testlauf der Time-Warp-Technologie in Köln, Deutschland durch. Reale Monumente, Stadtlandschaften und bekannte Wahrzeichen wurden verwendet, um den Teilnehmern zu suggerieren, sie seien in einem Zeitloch gefangen und müssten eine Reihe von Herausforderungen bestehen, um in die Gegenwart zurückkehren zu können. Die Teilnehmer bedienten sich einer Art "Wichtelmänner", die für die Beobachter unsichtbar waren, und interagierten in einer Welt zwischen Realität und Virtualität. ''Die Benutzer waren schnell mit der Technologie der erweiterten Realität vertraut und benahmen sich recht sonderbar'', erklärte der IPCITY-Projektkoordinator Dr. Rod McCall vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) in Deutschland. ''Passanten wunderten sich häufig darüber, was da vor sich ging, und griffen manchmal sogar ein. Dennoch war es für die Teilnehmer ein überzeugendes und spaßiges Experiment.'' Time Warp wird normalerweise in der Kölner Altstadt von nur zwei Personen gespielt, die in die Rolle von Agenten schlüpfen, in vergangene und zukünftige Versionen ein und derselben Stadt reisen und dabei Aufgaben erfüllen müssen. Laut Dr. McCall lernen die Spieler so die Geschichte und die Kultur einer Stadt kennen. Neben dem Spaßfaktor geht es also auch um Bildung. Die City Tales I Applikation des Teams beinhaltet eine auf Musik basierende Tour namens StreetBeat, in der die Besucher die deutsche Hauptstadt Berlin erkunden können, während sie der Musik und den Geschichten über die Subkulturen der Stadt lauschen. Für die Applikation City Tales II ließen sich die IPCITY-Forscher durch den Erfolg von gemeinschaftsorientierten Internetseiten wie sozialen Netzwerkportalen inspirieren. Mithilfe dieser Applikation können die Benutzer ihre persönlichen Geschichten mit bestimmten Stadtteilen verbinden und zum Erscheinungsbild der Technologie selbst beitragen. Im März 2010 fand die Abschlussveranstaltung des IPCITY-Teams in Wien, Österreich statt, um die Resultate des Projekts in einer Reihe von Vorführungen sowie einer Ausstellung, Demonstrationen, Vorlesungen und Diskussionen darzustellen. Die Teilnehmer wurden ermutigt, die Systeme aktiv zu erleben und mit den anwesenden Forschern in einen Dialog zu treten. Die präsentierten Applikationen beinhalteten unter anderem Erneuerung, Umweltbewusstsein, ortsbezogenes Spielen und Geschichtenerzählen. Informationen zu den verschiedenen Applikationen (und die Analyseergebnisse) finden sich auf der Homepage des Projekts.
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