Wissenschaftler starten neuen Angriff gegen AIDS
Mithilfe von EU-Fördermitteln konnten Forscher eine neue Abwehr gegen HIV-Infektionen entwickeln. Für ihre bahnbrechende Methode schaffen sie ein Schutzschild, welches das Virus daran hindert, sich an eine empfängliche Wirtszelle anzubinden und in das Immunsystem einzudringen. Die in der Zeitschrift Chemistry & Biology veröffentlichten Ergebnisse ebnen den Weg für zukünftige Arzneimittel, mit denen die Krankheit in einem frühen Stadium bekämpft werden könnte. Die dreijährige Studie wurde von Dr. Félix Goñi vom Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC) in Spanien geleitet und umfasst Beiträge von anderen Abteilungen am CSIC und spanischen Instituten aus den Bereichen Chemie und Molekularbiologie. Ihr neuer Ansatz basiert auf der Regulierung der Zellmembranfluidität, um das Auftreten einer "Membranfusion" zu verhindern, bei der die Membran des AIDS-Virus mit den Zellmembranen in Kontakt kommt. Als zerbrechliche Schutzschicht für das Zytoplasma besitzt die Membran einer Zelle eine ähnliche Struktur wie die Membran des AIDS-Virus. Berühren sich beide Membrane, kommt es zur Fusion und damit zu einer Öffnung, über die das Virus eindringen kann. Zu diesem Zeitpunkt hängt sich das Virus an einen Zell-Rezeptor an und beginnt, sich auszubreiten. Dr. Goñi und seinem Team wollten diese Membranstruktur stärken und versteifen, sodass die Fusion gar nicht erst stattfinden kann. Damit würde die nachfolgende virale Ausbreitung vermieden. Damit die Öffnung entstehen kann, so der Forscher, müssten die Membrane fließend und beweglich sein. Um dem entgegenzuwirken, entdeckt das Team ein Verfahren, mit dem die Zellmembranen härter und weniger nachgiebig gemacht werden können. "Diese [Methode] könnte zur Entwicklung eines neuen Wirkstoffes führen, der die Membranen versteift und das Eindringen des AIDS-Virus behindert. So wäre die Membran nicht mehr flexibel, sondern verfügt über eine Art Panzer, der die Zelle undurchdringlich macht", erklärte Dr. Goñi. Nahezu alle bestehenden Methoden zu Bekämpfung des AIDS-Virus konzentrieren sich darauf, seine Ausbreitung zu stoppen, wenn es sich bereits in der ersten Zelle befindet. Eine Ausnahme bildet die Behandlung mit Enfuvirtide, mit der der Eintritt des Virus in die Wirtszelle verhindert werden soll. Sie verfolgt aber ein ganz anderes Prinzip als die von Dr. Goñi und seinem Team entwickelte Methode. Aber das Potenzial dieser Methode gilt nicht für den Kampf gegen das AIDS-Virus, auch das Grippe-Virus und andere Viren mit Membran gelten als mögliches Ziel. Die Forschungsarbeit wurde in Höhe von insgesamt 21,89 Mio. EUR aus zwei EU-Projekten unterstützt: CHAIN ("Collaborative HIV and anti-HIV drug resistance network") und INNOCHEM ("Innovative chemokine-based therapeutic strategies for autoimmunity and chronic inflammation"), die unter dem Themenbereich "Gesundheit" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) bzw. "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wurden.
Länder
Spanien