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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Junge Menschen und die AIDS-Gefahr: Bekommt Subsahara-Afrika das in den Griff?

Ganz ohne Zweifel müssen die hohen HIV-Übertragungsraten (humanes Immundefizienzvirus) bei jungen Frauen, insbesondere in Afrika südlich der Sahara, gestoppt werden. Dennoch gibt es unter Wissenschaftlern bislang keinen Konsens darüber, auf welche Weise HIV-Infektionen bei jun...

Ganz ohne Zweifel müssen die hohen HIV-Übertragungsraten (humanes Immundefizienzvirus) bei jungen Frauen, insbesondere in Afrika südlich der Sahara, gestoppt werden. Dennoch gibt es unter Wissenschaftlern bislang keinen Konsens darüber, auf welche Weise HIV-Infektionen bei jungen Menschen am besten zu verhindern sind. Ein internationales Forscherteam berichtet nun im Fachjournal Public Library of Science (PLoS) über einen ungewöhnlichen Versuch, konkrete Hinweise auf die Wirksamkeit der Sexualerziehung zu beschaffen, indem sorgfältig analysiert wird, welche Vorgehensweisen in existierenden Interventionsprogrammen funktionieren und was eher ungeeignet ist. Die Statistiken rund um die AIDS-Epidemie (AIDS steht für erworbenes Immunitätsmangelsyndrom) sind überwältigend und verschleiern manchmal vielleicht sogar die Tatsache, dass es sich bei jedem einzelnen Fall um eine ganz persönliche menschliche Tragödie handelt. Die Realität ist grausam: In Malawi und Simbabwe ist jeder Vierte HIV-positiv. In einigen Gebieten von Simbabwe erreichen die Infektionsraten sogar 70 Prozent. Die Lebenserwartung dort beträgt gerade mal 48 Jahre. Doch damit nicht genug: Es steigt auch noch die Zahl der Kinder unter 15 Jahren, die in Folge von AIDS zu Waisen geworden sind, unaufhaltsam an. In Ermangelung erschwinglicher oder wirksamer Möglichkeiten der HIV-Behandlung arbeitete eine Forschergruppe der London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM), Vereinigtes Königreich, mit der in Kenia ansässigen African Medical Research Foundation (AMREF) und dem tansanischen National Institute for Medical Research (NIMR) zusammen, um eine Art "Feuerschneise", basierend auf Aufklärung und Wissen, rund um das Virus zu schlagen. Professorin Aiofe Doyle von der LSHTM und ihre Kollegen konzentrierten sich auf die MEMA kwa Vijana Interventionsstudie in Tansania, wo die HIV-Epidemie zwar heftig wütet, aber noch nicht das Niveau von Simbabwe erreicht hat. Das Programm MEMA kwa Vijana wird in einer randomisierten Studie in Grundschulen getestet, die in den letzten 14 Jahren teilweise von der Europäischen Kommission finanziert wurde. Dieses stark strukturierte, auf drei Jahre angelegte Gesundheitsprogramm basiert auf soliden pädagogischen Prinzipien. Dabei werden Schülerinnen und Schüler von 10 bis 15 Jahren darin unterrichtet, in einer Reihe von Theaterstücken mitzuspielen, die zur Diskussion anregen und dazu beitragen sollen, Leitlinien für ihr Verhalten auszubilden und zu stärken. Ein wichtiger Bestandteil des Programms ist es, das Rollenspiel auf diese Weise zum Aufbau sozialer Kompetenz einzusetzen. Zum Zeitpunkt des Entwurfs der Studie waren den Forschern das schlechte Niveau der von den Kliniken bereitgestellten Dienstleistungen sowie die besorgniserregend große Zahl unbehandelter Fälle sexuell übertragbarer Krankheiten wichtige Anliegen. Diese Realität untergrub die Wirksamkeit jeglicher Sexualerziehung in der Schule; so etwa, wenn jungen Menschen in einer Klinik vom Gesundheitspersonal lediglich mitgeteilt bekamen, dass Empfängnisverhütung für Ehepaare bestimmt sei und sie sich gefälligst anständig benehmen sollten. Hier wiederum handelt es sich um ein für viele Länder - durchaus nicht nur für Afrika - brandheißes Thema. Es scheint nun so, als ob die größte Gefahr für diese Interventionsstudie aus dem schulischen Umfeld selbst erwächst. In der Berichterstattung über die Auswirkungen der MEMA kwa Vijana Intervention argumentieren die Forscher, dass diese Intervention - wie viele andere in Schulen stattfindende Interventionen in Subsahara-Afrika - bei der Veränderung des sexuell riskanten Verhaltens wirkungslos geblieben sei. Der Interventionseffekt wurde 2007 bis 2008, etwa 9 Jahre nach der Anwerbung, bei einer Kohorte von 13.814 jungen Menschen zwischen 15 und 30 Jahren ausgewertet. Wenn auch die MEMA kwa Vijana Intervention zu einer Verbesserung des Wissens sowie von Einstellungen und Absichten führte, konnten die Forscher keine Beweise für dauerhafte Verhaltensänderungen feststellen. Einige junge Männer, die an den Schulstudien teilnahmen, verzögerten den Beginn ihrer sexuellen Aktivität, andere reduzierten die Zahl ihrer Sexualpartner, wieder andere benutzten bei flüchtigen sexuellen Kontakten möglicherweise sogar ein Kondom. Allerdings leugneten viele, einem Risiko für eine HIV-Infektion ausgesetzt zu sein und bestanden darauf, dass man sich schließlich nie vollständig vor den Gefahren des Lebens, einschließlich der Verbreitung von HIV, schützen könne. Wie beantworten nun die Ergebnisse dieser Nachbefragung die Frage "welche Methode funktioniert", um HIV-Infektionen bei jungen Menschen in afrikanischen Ländern südlich der Sahara zu verhindern? Interventionen in afrikanischen Schulen stehen aufgrund der hohen Fehlzeiten der Schüler, der häufigen Gewalt sowie dem Mangel an einer geeigneten Ausbildung für die die Intervention durchführenden Personen zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Trotz dieser Schwierigkeiten bieten die Schulen dennoch etliche Vorteile für die Durchführung von Interventionen. Dazu gehört zum Beispiel die Chance, eine große Zahl von Jugendlichen zu erreichen. Die Erwachsenen einer Gemeinde erkennen inzwischen, was für ein gewaltiges Problem HIV darstellt: Keine Familie wurde von dieser Krankheit verschont. So fragt man eher eindringlich "Warum hat man damit so lange gewartet?" anstatt "Wozu soll das denn gut sein?". Diese Ergebnisse lassen die Forscher annehmen, dass "Interventionen bei Jugendlichen wirksamer sein könnten, wenn sie in intensive gemeinschaftsübergreifende Programme zur Risikoverminderung eingegliedert werden". Gleichzeitig sei die Anerkennung der erheblichen Unterschiede in den Bedürfnissen junger Menschen von entscheidender Bedeutung und außerdem sollten Interventionen in der Gemeinde oder an anderen Orten, die entwickelt wurden, um die Jugend außerschulisch zu erreichen, gleichsam Forschungspriorität erhalten. Während man noch auf sichere, kostengünstige und wirksame Mittel zur Kontrolle von HIV warten muss, ist Vorbeugen zweifellos besser als keine Heilung.

Länder

Kenia, Malawi, Tansania, Vereinigtes Königreich, Simbabwe

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