Studie enthüllt Abstammung chinesischer Hausschweine
Moderne chinesische Hausschweine sind direkte Nachkommen der ersten domestizierten Schweine, die erstmals vor 10.000 Jahren in der Region gezüchtet wurden, so das Ergebnis einer Studie, die neue genetische Anhaltspunkte zu den Unterschieden der Domestizierung von Schweinen in Europa und Asien liefert. An der Studie, die online in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) nachzulesen ist, waren Forscher aus China, Schweden, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten beteiligt. Die Domestizierung von Tieren revolutionierte frühe Gesellschaften von Grund auf und förderte wesentlich das Bevölkerungswachstum und die Migration. "Indem erforscht wird, wo, wann und wie diese Domestizierung vonstatten ging, können nicht nur wichtige Rückschlüsse auf die Wurzeln unserer modernen Zivilisation gezogen werden, sondern auch auf Siedlungsbewegungen, die die moderne Geografie der menschlichen Sprache und Kulturen prägten", heißt es in der Studie. Die jüngste Studie ist Teil einer größeren Untersuchung zur Geschichte des Hausschweins und der frühen Migration der Menschen im ostasiatischen Raum. Das Forscherteam analysierte DNA-Sequenzen von 1.500 modernen ostasiatischen Schweinerassen und von antiken Schweineknochen, die an den Ufern des Gelben Flusses in China gefunden wurden. Den Forschern zufolge stammt das moderne chinesische Hausschwein direkt von den ersten, vor 10.000 Jahren in China domestizierten Schweinen ab. "Die ältesten chinesischen Hausschweine weisen eine direkte Verwandtschaftslinie mit modernen chinesischen Schweinerassen auf - ein Hinweis auf die gemeinsame Geschichte von Mensch und Schwein in dieser ostasiatischen Region", erklärte Studienleiter Dr. Greger Larson vom Archäologischen Institut der Universität Durham, Vereinigtes Königreich. Dies unterscheide sich deutlich von der Situation in Europa. "Untersuchungen an europäischen Schweinen haben gezeigt, dass die ersten Arten aus dem Nahen Osten stammten", erklärte Dr. Larson. "Allerdings wurden diese frühen Populationen später vollständig durch Schweine ersetzt, die von europäischen Wildschweinrassen abstammten. Obwohl es auch im modernen China genetisch andersartige Wildschweinpopulationen gibt, wurden diese nicht für die Schweinzucht genutzt." Die Studie lieferte den Forschern neue Erkenntnisse über viele weitere Zentren der Schweinedomestizierung in Ostasien und die Migrationsbewegungen früher Völker und ihrer Schweine in dieser Region. Nachdem Schweine zu Haustieren in Südostasien wurden, nahmen die Menschen sie mit auf ihren Wanderungen nach Süden und Osten, als sie Neuguinea und weiter entfernte Pazifikinseln wie Hawaii, Tahiti und Fidschi besiedelten. DNA-Analysen ergaben auch, dass Wildschweine aller Wahrscheinlichkeit nach in Indien und auf der Halbinsel Südostasiens domestiziert wurden. Allerdings mangelt es hierfür noch an archäologischen Indizien. "Die Ergebnisse der Studie zeichnen das bislang vollständigste Bild der Entwicklung von Hausschweinen und der Domestizierung in Ostasien, zudem liefern sie eine stichhaltige Hypothese zur Entwicklung und Migration der frühen Ackerbauern in Ostasien", so die Schlussfolgerung der Forscher. "Uns erschließt sich ein faszinierend komplexes Muster der lokalen Domestizierung und der Schweinezucht in dieser Region, was eine Neubewertung der archäologischen Funde in Süd- und Ostasien erfordert", wie Dr. Larson betont. "Vielleicht finden wir sogar noch weitere Zentren der Domestizierung, wenn wir die Geschichte in diesem Teil der Welt etwas näher betrachten."
Länder
China, Schweden, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten