Drastischer Rückgang der Honigbiene
Der berühmte Physiker Albert Einstein sagte einmal: "Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr!" Die Zahl der Bienenvölker ist in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen, und seit 1985 gibt es auch immer weniger Imker, zu diesem Ergebnis kam nun ein Wissenschaftlerteam. Die im Fachblatt "Journal of Apicultural Research" präsentierten Ergebnisse weisen wieder einmal auf ein brisantes Thema hin und sind Teil des EU-finanzierten Projekts ALARM (Assessing large-scale environmental risks with tested methods), das mit mehr als 12,5 Millionen EUR unter dem Themenbereich "Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wurde. Mit den Studienergebnissen liegt nun zum ersten Mal ein Überblick auf EU-Ebene vor, denn bislang hatte es lediglich Meldungen aus einzelnen Ländern gegeben. Da den Forschern zufolge auch andere Bestäuber wie Wildbienen und Schwebfliegen ums Überleben kämpfen, gefährde dies die Bestäuberleistungen in Agrarlandschaften und damit auch den Ertrag bei Feldfrüchten. Für die Untersuchung werteten die Forscher Angaben aus staatlichen Berichten und nationalen Imkermagazinen aus, um die Gesamtzahl der Bienenkolonien und Imker zu berechnen. So konnte die Anzahl der Bienenvölker zwischen 1965 und 1985 für 14 europäische Länder und zwischen 1985 und 2005 für 18 europäische Länder rekonstruiert werden (außer für Spanien, Frankreich und einige osteuropäische EU-Staaten). Der Auswertung zufolge geht die Zahl der Bienenvölker in Mittel- und Westeuropa bereits seit 1965 zurück. Seit 1985 wird dieser Trend auch in Ländern wie Tschechien, Norwegen, der Slowakei und Schweden beobachtet. Im Gegensatz dazu ist in Südeuropa, insbesondere in Griechenland, Italien und Portugal, die Zahl der Bienenvölker zwischen 1965 und 2005 gestiegen. Die Wissenschaftler geben den sozialen und ökonomischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte die Schuld am Rückgang, und auch die Imkerei als Hobby habe an Attraktivität verloren. Der zunehmende Anteil an Maschinen habe die manuelle Tätigkeit verdrängt und gestiegene Einkommen hätten der Landbevölkerung andere Zuckerprodukte erschwinglicher gemacht. "Die Kosten für die Bekämpfung von Bienenseuchen können in einem Bienenvolk schnell das Einkommen eines Jahres erreichen oder überschreiten. Damit wird es unökonomisch, Bienen in kleinem Maßstab zu halten", erklärt Dr. Simon G. Potts von der University of Reading, Vereinigtes Königreich. "Außerdem hat der Aufwand zur Bekämpfung von Seuchen wie der Varroa-Milbe [Varroa destructor ist eine externer Parasit auf Honigbienen] wahrscheinlich auch die Attraktivität als Hobby verringert." Trotz der Resultate der Studie besteht aber noch weiterer Forschungsbedarf. "Durch die beschränkte Aussagekraft ist es weder möglich, die tatsächlichen Triebkräfte für den Bienenrückgang in Europa zu identifizieren noch die Trends für Bienenvölker und Imker komplett zu erfassen", ergänzt einer der Koautoren der Studie, Dr. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Deutschland. "Dazu ist es nötig, die Erfassungsmethoden insbesondere zur Anzahl der Bienenvölker zu standardisieren. Erst dann wird es möglich sein, den Bienenschwund zu verstehen und langfristig Gegenmaßnahmen zu ergreifen." Über 200 Forscher aus 35 Ländern und 68 Partnerorganisationen haben unter Leitung von Dr. Settele am Forschungsprojekt ALARM mitgearbeitet.