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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Neue Hinweise in der Grippeforschung

Wissenschaftler, die sich um die Verhinderung der Ausbreitung des H1N1-Gruppevirenstammes bemühen, gehen zwei neuen Forschungsstudien zufolge Hunderten neuer Hinweise nach. Die Ergebnisse kamen in der Fachzeitschrift Cell zur Veröffentlichung. Zwei internationale Forschertea...

Wissenschaftler, die sich um die Verhinderung der Ausbreitung des H1N1-Gruppevirenstammes bemühen, gehen zwei neuen Forschungsstudien zufolge Hunderten neuer Hinweise nach. Die Ergebnisse kamen in der Fachzeitschrift Cell zur Veröffentlichung. Zwei internationale Forscherteams haben einen umfassenden Ansatz für die Untersuchung der Verbindung zwischen H1N1 und seinen Wechselwirkungen mit menschlichen Zellen in Angriff genommen. Die Ergebnisse der Studien können sowohl neue Therapien als auch neue Werkzeuge zur Herstellung von Impfstoffen nach sich ziehen. "Navigieren mithilfe einer Karte ist etwas ganz anderes als ohne", sagte Dr. Aviv Regev vom Broad Institute des MIT und Harvard in den USA, einer der Autoren der ersten Studie. "Ohne Karte kann man ein kleines Gebiet erkunden und muss in dessen Nähe bleiben. Es könnte dort ein Protein geben, über das man etwas weiß und man kann sich dort umschauen. Mit einer umfassenden Karte kann man Neuland entdecken. Das ist wie bei der Entdeckung Amerikas. Es gibt noch eine Menge herauszufinden, aber zumindest weiß man schon einmal, dass es da ist." Dr. Regev und sein Team konnten einige interessante Ergebnisse vorstellen, so zum Beispiel die Tatsache, dass das H1N1-Virus die Expression der Hostproteine in viralem genetischen Material und die Entzündungsreaktion des Körpers gegen das Virus verändert. Die Studie enthüllte außerdem weitere Tatsachen. Unerwarteterweise spielen bestimmte dem Wirt zugeordnete und virale Proteine eine Rolle bei der viralen Infektion und der Wirtsreaktion. Darin eingebunden ist ein Ribonukleinsäure (RNA) bindendes Proteinnetzwerk. Diese Proteine sind die Komponenten eines an der Zellproliferation beteiligten Signalwegs. Das Forscherteam führte molekulare Untersuchungen der physikalischen Wechselwirkungen zwischen den Proteinen des Wirts und des Virus sowie Genexpressionsanalysen von mit H1N1 infizierten menschlichen Zellen durch. Diese Tests erbrachten mehr als 1.700 Gen-Kandidaten, die eine wichtige Bedeutung bei der H1N1-Infektion oder der Wirtsantwort auf diese haben könnten. In menschlichen Lungenzellen wurde dann jedes dieser Gene ausgeschaltet, um festzustellen, welche von ihnen die H1N1-Replikation beeinflussen. Die Forschungsergebnisse zeigten die vielen verschiedenen Funktionen der Virusproteine. Dr. Regev dazu: "Wir waren wirklich beeindruckt, wie viele Hostproteine mit jedem viralen Protein interagieren." Die nacheinander erfolgende "Abschaltung von Wirtszellgenen durch RNA-Interferenz nutzten die Forscher bei der zweiten Studie, um herauszufinden, welche Gene die Art und Weise verändern, wie sich Influenza in den Zellen ausbreitet. Das Ergebnis waren schließlich 120 Schlüsselgene, die in der H1N1-Forschung eine wichtige Rolle spielen könnten. Das Team fand heraus, dass eine bestimmte Proteingruppe unter der Bezeichnung IFITM eine besonders wichtige Komponente beim Aufhalten des H1N1 zu sein scheint. "Unser Protein wird durch Interferon induziert und hindert Viren am Eindringen", sagte Dr. Stephen Elledge vom MIT in den USA, wobei er erklärte, dass Interferon als Alarmsignal für andere Zellen dann produziert werde, wenn eine Zelle einen Virusangriff wahrnehme. "Ohne IFITM vermehrt sich das Virus fünf- bis zehnmal schneller. Es blockiert 80 bis 90 Prozent des Virus nur durch sein Vorhandensein." Dr. Elledge nimmt an, dass die verschiedenen IFITM-Werte beim Menschen der Grund für den unterschiedlich ausgeprägten Schweregrad bei Grippefällen sein könnten. "Die natürliche Variation [in diesem Gen] könnte leicht in Resistenz oder Empfindlichkeit umschlagen", betonte er. "Man kennt ja Leute, die die Grippe total umhaut, während andere nur ein bisschen Schnupfen bekommen." Die Studie schließt mit den Worten: "Wenn IFITM-Proteine auch für die Influenza-A-Virusinfektion bei anderen Organismen wie Hühnern geschwindigkeitsbestimmend sind, deren Embryonen zur Passage abgeschwächter Viren für die Impfstoffproduktion herangezogen werden, könnte die Hemmung der IFITM-Proteinexpression die Zeitdauer der Impfstoffproduktion verkürzen und dadurch die Erträge verbessern. Dies war hinsichtlich der etwas konfusen Herstellung von Impfstoffen im Laufe der aktuellen [H1N1] Influenza-Pandemie ein kritisches Thema."

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