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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Mehrsprachigkeit: ein ganz besonderer Kick fürs Hirn

Das Sprechen mehrerer Sprachen verbessert die Fähigkeit der Menschen, komplexe Denkprozesse zu meistern - so lautet der Tenor einer neuen Studie eines internationalen Forscherteams. Die auf einer Makroanalyse einer Vielzahl von Studien basierenden Ergebnisse weisen sogar darau...

Das Sprechen mehrerer Sprachen verbessert die Fähigkeit der Menschen, komplexe Denkprozesse zu meistern - so lautet der Tenor einer neuen Studie eines internationalen Forscherteams. Die auf einer Makroanalyse einer Vielzahl von Studien basierenden Ergebnisse weisen sogar darauf hin, dass die Mehrsprachigkeit das Auftreten altersbedingter psychischer Beeinträchtigungen im späteren Leben verzögern könnte. Die Studie wurde von der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben. Neben einer möglichen Verlangsamung von Demenz ermittelten die Forscher weitere wichtige Bereiche, in denen Mehrsprachigkeit eine positive Wirkung zu haben scheint, die das Lernen, komplexes Denken und Kreativität, soziale Kompetenz, geistige Flexibilität und kommunikative Fähigkeiten umfasst. Die verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Funktion des Gedächtnisses von der Kenntnis und dem Gebrauch mehrerer Sprachen profitiert. "Es ist offensichtlich, dass ein verbessertes Erinnerungsvermögen eine tief greifende Wirkung auf kognitive Funktionen haben kann", betont David Marsh von der Universität Jyväskylä, Finnland, der die Studie koordinierte. Außerdem könnte dies einer der Gründe sein, warum mehrsprachige Menschen komplexe und anspruchsvolle Aufgaben zur Problembehebung tendenziell besser als ihre einsprachigen Kollegen in den Griff bekommen. Ursprünglich ging man davon aus, dass dies nur bei wirklich zwei- oder dreisprachigen Personen mit einer sehr fortgeschrittenen Sprachbeherrschung der Fall sei. Die neuere Forschung lässt jedoch vermuten, dass die die elektrische Aktivität unseres Gehirns verändernden Prozesse auch dann in Gang gesetzt werden, wenn wir mit dem Erlernen einer neuen Sprache beginnen. "Das sollte jeden, der die Möglichkeit dazu hat, dazu inspirieren, eine weitere Sprache zu lernen oder auf andere Weise aktiv in sein Leben zu holen", so David Marsh. Die Forscher gehen nun davon aus, dass ihre Erkenntnisse weit über das linguistische Argument hinausgehen. "Kenntnisse in mehr als einer Sprache könnten uns Formen der Wertschöpfung eröffnen, die über die Sprache selbst hinausgehen und zu 'Mehrfachkompetenz' hinführen", stellt der Bericht fest. "Die Auswirkungen sind breit gefächert. Wenn es kognitive und verhaltensbezogene Vorteile gibt, die sich aus dem Beherrschen von mehr als einer Sprache ergeben, so ist es notwendig zu prüfen, wie dieses Potenzial realisiert werden kann, um Vorteile zu maximieren." Der Bericht argumentiert ferner, dass Mehrsprachigkeit eher als ein "Hebel für Wirtschaftswachstum und sozialen Zusammenhalt", und nicht als eine Unannehmlichkeit betrachtet werden sollte. Der Wert von Sprachen sollte kommuniziert und ihre Erschließung durch Politik und Bildung unterstützt werden. "Die hier beschriebenen Beweiscluster legen nahe, dass Mehrsprachigkeit eine Ressource ist, die das Potenzial zu einer Schlüsselrolle beim Reagieren auf die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft hat", schließt der Bericht. "Hier handelt es sich um eine vorhandene Ressource, die geeignet ist, aufstrebende Kreativitätsprozesse anzutreiben, die die Ausweitung individueller und gesellschaftlicher Chancen fördern." Die Studie wurde im Zeitraum Mai 2008 bis Juni 2009 in den 27 EU-Mitgliedstaaten sowie in Norwegen und der Türkei durchgeführt. Sie berücksichtigt die wissenschaftliche Literatur aus Europa und darüber hinaus sowie Beiträge von 30 Experten der untersuchten Länder und eines wissenschaftlichen Kernteams. Der Analyse wurden fünf zuvor von der Kommission formulierte Hypothesen gegenübergestellt. Diese gehen von einem Zusammenhang zwischen Mehrsprachigkeit und Kreativität aus: Mehrsprachigkeit erweitert den Zugang zu Informationen und zeigt alternative Formen der Gliederung des Denkens sowie der Wahrnehmung der uns umgebenden Welt auf. Schließlich wird vermutet, dass das Lernen einer neuen Sprache das Potenzial für kreatives Denken erhöht.

Länder

Finnland

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