Weniger Malariafälle durch Mückenschutz rund ums Haus
Das Anbringen von Mückengittern an allen Hausöffnungen, um Mücken des Nachts abzuhalten, kann die Übertragung der Malaria um 50% senken, so lautet das Fazit einer neuen im Fachjournal The Lancet veröffentlichten Forschungsarbeit. Seit 2001 gehen die Malariafälle dank des verbreiteten Einsatzes insektizidbehandelter Moskitonetze und der Kombinationsbehandlung der Krankheit mit Artemisinin-Präparaten in tropischen Teilen Afrikas zurück. Jedoch werden die Mücken gegen die eingesetzten Insektizide und Medikamente immer resistenter was die Suche nach alternativen Methoden zur Malariaprophylaxe besonders dringend macht. Bis jetzt wurde die Verwendung von Mückengittern meist ignoriert. In dieser Forschungsarbeit versuchten Wissenschaftler aus Gambia und dem Vereinigten Königreich diesem Mangel abzuhelfen. Sie testeten zwei Mückengittersysteme in Haushalten der gambischen Stadt Farafenni. Gambia bietet sich für den Test der Mückengitter besonders an, weil 80% der Malariainfektionen auf Stiche der Anopheles gambiae nachts im Haus zurückzuführen sind. In einigen Probandenwohnungen wurden an Fenstern und Türen und in allen Dachöffnungen Mückengitter angebracht. In anderen Häusern wurden Netzdecken eingebaut und eine dritte Gruppe wurde zum Vergleich nicht mit Mückengittern ausgestattet. Mithilfe von Lichtfallen wurde gezählt, wie viele Mücken es trotz der Schutzgitter schafften, in die Häuser hineinzukommen. Die Hämoglobinwerte der Bewohner wurden gemessen und bei Kindern wurde auch die Prävalenz von Anämie und Parasiten beurteilt. Beide Screeningmethoden erwiesen sich bei der Senkung der Malariaübertragungsrate als wirksam. Bei in geschützten Häusern lebenden Kindern sank die Wahrscheinlichkeit unter Blutarmut zu leiden im Vergleich zu Kindern in Häusern ohne Mückengitter auf 50%. Ein Vollschutz mit Mückengittern erwies sich als wirkungsvoller als die Deckennetze, da viele Mücken durch Fenster und Türen in die Häuser eindringen. Doch selbst in komplett abgeschirmten Häusern wurden noch 30 Mücken pro Nacht gefasst. Die Wissenschaftler glauben, dass diese Zahl auf die tagsüber offen stehenden Türgitter zurückzuführen ist, die erst gegen 19 oder 20 Uhr geschlossen werden. Sie gehen davon aus, dass die Mücken wahrscheinlich am frühen Abend in die Häuser eingedrungen sind, und raten den Hausbewohnern, ihre Türen früher zu schließen, um die Krankheitsübertragung eventuell noch mehr einzudämmen. Die Versuchsteilnehmer gaben an, mit den Mückenschutzsystemen weitgehend zufrieden zu sein, weil diese sie nicht nur vor den Mückenstichen schützten, sondern auch ihre Privatsphäre erhöhten und die Optik ihres Hauses verbesserten. Ein weiterer Vorteil der Mückengitter sei außerdem, dass alle Personen im Haus geschützt werden. Sie konnten nach einer Standardvorlage leicht aus vorhandenem Material hergestellt und von einheimischen Zimmerleuten eingebaut werden. Die Forscher merken an, dass sich Wirksamkeit und Lebensdauer der Mückengitter durch eine andere Materialauswahl und Konstruktion weiter verbessern ließen. Im Vergleich zu den Kosten für insektizidbehandelte Mückennetze und Innenräume liegen die Kosten dieser Mückengitter auf gleicher Höhe. Die Autoren der Studie geben weiter an, dass die Installation der Gitter zusätzlich zu den Moskitonetzen erfolgen solle und nicht als Ersatz für diese gedacht sei. "Die Installation der Mückengitter in den Häusern könnte leicht in Programme für das Vektormanagement integriert werden. Da dieser Schutz ohne Insektizide auskommt, könnte er vor allem in Gegenden mit Resistenzen besonders wirksam sein", schrieb das Team. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Installation der Mückengitter eine billige und einfache Lösung ist, die Leben retten kann", sagte Professor Steve Lindsay von der Durham University im Vereinigten Königreich. "Häuser mückensicher zu machen, gehört zu den wichtigsten Malariaschutzmaßnahmen überhaupt, jedoch wurde sie im Laufe der langen Kampagnen für den Einsatz von Malariamedikamenten und Insektiziden völlig ignoriert." Malaria ist und bleibt in vielen Teilen der Welt ein ernsthaftes Problem. Allein in Afrika stirbt alle 30 Sekunden ein Kind an dieser Krankheit. 40% der afrikanischen Gesundheitsausgaben gehen zulasten von Malaria.
Länder
Gambia, Vereinigtes Königreich