Europa startet riesige Kampagne zur Einschätzung der Luftverschmutzung
Eine der umfassendsten Überwachungskampagnen in Europa ermöglicht Umweltschützern, gegen Luftverschmutzung vorzugehen. Insgesamt 20 Forschungsteams aus ganz Europa haben Messstationen in der Île-de-France (einer Region, die das Pariser Stadtgebiet mit einschließt) eingerichtet, um Quellen für bestimmte Verschmutzungen in der Stadt zu ermitteln. Sie wollen diese mithilfe verschiedener Methoden, wie bodengestützte Beobachtungen an dauernd beobachteten Standorten, quantitativ erfassen und beschreiben. Die Kampagne wird im Rahmen des EU-finanzierten Projekts MEGAPOLI ("Megacities: emissions, urban, regional and global atmospheric pollution and climate effects, and integrated tools for assessment and mitigation") durchgeführt. MEGAPOLI wird mit 3,4 Mio. EUR aus dem Budget des Themenbereichs Umwelt (einschließlich Klimawandel) des Siebten Rahmenprogramms (RP7) unterstützt. Koordiniert wird MEGAPOLI vom Dänischen Meteorologischen Institut (DMI). 22 Partner aus 12 europäischen Ländern, darunter die Tschechische Republik, Frankreich, Griechenland, Italien, die Schweiz und das Vereinigte Königreich, beteiligen sich daran. Die Forscher von zwei Laboren unter Leitung des Institut national des sciences de l'Univers (INSU) und des Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) behaupten, dass große Ballungszentren (Stadtgebiete) von Schwebstaubverschmutzung beeinträchtigt werden, was sich vor allem auf die Luftqualität und die menschliche Gesundheit auswirkt. Schwebstaubverschmutzung wirke sich zudem weltweit und lokal auf das Klima aus. Am schwierigsten ist allerdings der Nachweis und die quantitative Erfassung des Kohlenstoff-Feinstaubs, der einen großen Teil der feinen Aerosole ausmacht. Nach Meinung der Forschung können diese Art der Verschmutzung und ihre Folgen für die menschliche Gesundheit reduziert werden, wenn es gelingen würde, ihre Quellen besser zu verstehen. Die Projektpartner beschreiben sowohl primäre als auch sekundäre Quellen. Primäre Quellen sind durch Verbrennungsprozesse erzeugte direkte Emissionen, die quantitativ nicht gut erfasst sind. Sekundäre Quellen sind nach der Oxidation und Kondensation von ursprünglich flüchtigen organischen Verbindungen gebildete Partikeln. Die Forscher entschieden sich für die Île-de-France als Ort für die Untersuchung, weil dort die Verschmutzung recht stark und die Bevölkerungsdichte hoch ist. Außerdem ist sie beispielhaft für Ballungszentren in den gemäßigten Breiten. Um ein breites Spektrum an Daten zu erhalten, werden verschiedene Mittel eingesetzt. Bodengestützte Beobachtungen werden an drei Stellen, darunter am Pariser Hygienelabor, vorgenommen. Zudem untersuchen Forscher des SIRTA (Site Instrumental de Recherche par Télédétection Atmosphérique) vom Institut Pierre Simon Laplace (IPSL) Luftmassenproben in verschmutzten Zonen des Pariser Ballungszentrums. Die Forscher verwenden auch mobile Überwachung: Kleintransporter mit Ausrüstungen können das Ausmaß der "Abluftfahne" (degradiertes Wasser in Wasserläufen oder grundwasserführenden Schichten) an mehreren Stellen der gesamten Region messen und die Schmutzstoffbelastung der Luftmassen ermitteln, die in Île-de-France einströmen. Darüber hinaus werden Beobachtungen aus der Luft durchgeführt, um die Vorgänge zur Bildung organischer Aerosole (Suspensionen feiner Partikeln in der Atmosphäre) in der Stadtabgasfahne herauszufinden, und ein Fesselballon wird zur Bewertung der vertikalen Homogenität der Verschmutzung eingesetzt. Diese vielen Hilfsmittel und Instrumente werden den Forschern eine genaue physikalische und chemische Charakterisierung der Schwebstaubverschmutzung (wie Flüchtigkeit und die Größenverteilung von Aerosolen) in einem der wichtigsten Stadtgebiete der Region ermöglichen. Mithilfe der Untersuchungsergebnisse können die Forscher dann vorhandene Modelle zur Vorhersage und Simulation von Luftverschmutzung kurzfristig und langfristig eingehender bewerten und modernisieren. Die Forscher erwarten den Beginn einer weiteren Feldkampagne gegen Ende 2009, Anfang 2010. An der Untersuchung sind Forscher aus Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland und der Schweiz beteiligt.
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