Vogelperspektive der elterlichen Fürsorge
EU-finanzierte Forschungen unter Leitung von Vogelbiologen von der Universität Bath im Vereinigten Königreich zeigen, dass Eltern kompensieren, wenn sie einen faulen Partner haben, indem sie härter arbeiten, um ihren Nachwuchs aufzuziehen. Für die in der Online-Ausgabe des Journal of Evolutionary Biology veröffentlichte Forschungsarbeit wurden über 50 Vogelstudien analysiert, um zu verstehen, warum und wie sie ihre Aufgaben als Eltern teilen. In der Natur ist es, anders als beim Menschen, eher ungewöhnlich, dass beide Elternteile bei ihren Jungen bleiben und sie gemeinsam aufziehen. Bei vielen Arten verlässt das Männchen den Nachwuchs und die Mutter frühzeitig und sucht sich eine neue Paarungspartnerin. Doch bei vielen Vogelarten, einigen Fischarten und Primaten, einschließlich des Menschen, bleiben die Eltern sehr häufig zusammen. Die EU-Unterstützung für die Studie kam aus dem Projekt INCORE ("Integrating cooperation research across Europe"), das unter dem Themenbereich "Koordinierung von Forschungsaktivitäten" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert wird und aus dem Projekt GEBACO ("Toward the genetic basis of cooperation"), das über das Budget für "Neue und sich abzeichnende wissenschaftliche und technologische Entwicklungen" (NEST) desselben Rahmenprogramms finanziert wird. Dr. Freya Harrison von der Universität Bath, die zusammen mit Kollegen von der Universität Bristol im Vereinigten Königreich und von der Universität Debrecen in Ungarn die Arbeiten ausführte: "Bei vielen Arten ist die Pflege des Nachwuchses wichtig für ihr Überleben, aber es kostet auch sehr viel Zeit und Anstrengungen. Für das Aufziehen der eigenen Jungen verwendete Zeit bedeutet ungenutzte Chancen zur erneuten Paarung und zum Zeugen von mehr Nachkommen. Also müssen die Eltern zwischen der Pflege der letzten Nachkommen und dem Zeugen neuer Nachkommen abwägen. Das ruft einen Interessenkonflikt bei den Eltern hervor, da jeder Elternteil vom Verlassen des Partners und der Nachkommen profitieren würde, wenn er davonzieht und eine neue Brut an anderer Stelle beginnt. Genau das ist der Fall bei den meisten Tierarten. Also wollten wir verstehen, wie und warum Tiere wie Vögel und Primaten die Tendenz zum Teilen ihrer elterlichen Aufgaben entwickelt haben." Daten der letzten 30 Jahre über elterliche Pflege bei Vögeln wurden analysiert, um gemeinsame elterliche Pflegemuster bei allen untersuchten Arten herauszufinden zu können. Die Forscher entdeckten, dass in den Fällen, bei denen ein Elternteil sich weniger als der andere kümmerte oder gar die Familie verließ, sein Partner härter an der Aufzucht des Nachwuchses arbeitet, wenn auch nicht hart genug, um die Nachlässigkeit des Partners zu kompensieren. Dr. Harrison erklärte: "Manche sagen, dass Ehe ein Zustand antagonistischer Zusammenarbeit ist. In diesem Fall haben wir herausgefunden, dass das Geheimnis für eine stabile Partnerschaft in nur teilweiser Kompensation der Nachlässigkeit des faulen Partners lag, um zu gewährleisten, dass er bleibt." Professor Innes Cuthill von der Universität Bristol fügte hinzu: "Natürlich behaupten wir nicht, dass Fische und Vögel oder gar Menschen unbedingt eine bewusst berechnete Entscheidung vornehmen. Viel wahrscheinlicher ist das Vorhandensein von natürlichen Regeln für Reaktionen, die vielleicht durch Lernen modifiziert werden und die eine erfolgreiche Beteiligung an gemeinsamen Aktivitäten ermöglichen, ohne Raum für Ausnutzung zu lassen."
Länder
Ungarn, Vereinigtes Königreich