Steroide kein Mittel gegen nicht Asthma-bedingtes keuchendes Atmen bei Kindern
Asthmapatienten erhalten routinemäßig eine Steroidbehandlung und diese kann während eines Anfalls durchaus lebenswichtig sein, aber ihre oft erfolgende Anwendung bei aufgrund einer Erkältung oder Grippe an pfeifender, keuchender Atmung leidenden Vorschulkindern ist eher umstritten. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass diese Praktik wirkungslos ist; es sollten alternative Behandlungsmöglichkeiten geprüft werden, insbesondere auch deshalb, da Steroide bei Kindern ernsthafte Nebenwirkungen haben können. Die von der Stiftung Asthma UK, Vereinigtes Königreich, finanzierte und im Fachmagazin New England Journal of Medicine veröffentlichte Studie wurde von Forschern der britischen Universität Nottingham und Barts und der London School of Medicine and Dentistry durchgeführt. Das Ziel war herauszufinden, ob sich das Symptom der keuchenden, pfeifenden Atmung bei Kindern unter fünf Jahren, die lediglich unter den Auswirkungen von Erkältungen und Grippe leiden, durch die Einnahme von Steroidtabletten besserte. Die Steroidgabe ist bei der Behandlung von Kindern mit von Asthma ausgelösten Symptomen wichtig, aber die Anwendung von Steroiden bei Vorschulkindern, die an einer virusbedingten keuchenden Atmung leiden, ist ein kontroverses Thema in der Medizin. Die Ergebnisse der Umfrage zeigten, dass eine Gabe von Steroidtabletten an Kinder mit pfeifender Atmung während einer Erkältung nicht wirksam ist. Dr. Alan Smyth, ein an der Studie mitwirkender Professor und Dozent für Kinderheilkunde an der Universität Nottingham, stellte fest: "Es mag durchaus einige Kinder geben, beispielsweise jene mit einer familiären Asthmabelastung, die von der Behandlung profitieren. Kleinen Kindern, die keuchen, wenn sie eine Virusinfektion haben, kann man aber scheinbar mit Steroiden nicht helfen." Viele Asthmapatienten erhalten jahrelang eine Behandlung mit Steroiden. Die Einnahme von Steroiden über lange Zeiträume kann jedoch für viele Asthmatiker schwerwiegende Nebenwirkungen wie etwa Magengeschwüre, Schwächung der Knochen, eine verstärkte Neigung zu blauen Flecken, Gewichtszunahme, grauen Star der Augen sowie ein verlangsamtes Wachstum bei Kindern haben. Dr. Monica Lakhanpaul, Kinderärztin an der Universität Leicester, die gleichfalls an der Studie mitarbeitete, gab zu bedenken: "Eine Reihe von Behandlungen werden bei Kindern durchgeführt, ohne wirklich Beweise zu haben. Diese Studie zeigt den Bedarf weiterer Forschung bei Kindern, und zwar nicht nur um wirksame, sondern auch um nicht wirksame Behandlungen zu finden, die dann neuer Forschung den Weg weisen. Es ist manchmal recht schwierig, Kinder in Forschungsstudien einzubeziehen, aber diese Studie ist von den Familien und den Kindern in den East Midlands stark unterstützt worden und wird uns helfen, dem Ziel, diesen an pfeifendem Atem leidenden Kindern zu helfen, einen Schritt näher zu kommen." Dr. Mike Thomas, leitender medizinischer Berater von Asthma UK begrüßte die Ergebnisse der Studie und sprach seine Überzeugung aus, dass sie weit reichende Folgen haben könne. "Bei kleinen Kindern, die nur dann pfeifend atmen, wenn sie eine Erkältung oder eine virale Atemwegsinfektion haben, aber zu anderen Zeiten normal atmen können, wird sich diese Neigung zum Keuchen bis zum Teenageralter auswachsen. Es ist wirklich wichtig, dass wir endlich damit aufhören, uns darauf zu verlassen, dass es für alles eine Lösung gibt, was hier bedeutet, dass kleine Kinder völlig unnötigerweise Steroide einnehmen müssen. Wir müssen lieber nach wirksameren Behandlungen für diese Kinder suchen." Das Vereinigte Königreich hat die höchsten Asthmaraten in Europa, sie liegen fast doppelt so hoch wie der EU-Durchschnitt von 7,2%. 1.500 Menschen sterben jedes Jahr an Asthma und die Fälle bei jungen Menschen sind gegenwärtig sechsmal höher als noch vor 25 Jahren.
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Vereinigtes Königreich