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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Die Suche nach dem Sitz des Bewusstseins

Woher stammt das Bewusstsein, wie entsteht es? Ist es ein reines Produkt elektrischer Impulse im Gehirn oder entsteht es aus einem undefinierbaren und geheimnisvollen Prozess heraus, ganz unabhängig vom Gehirn? Seit Jahrhunderten wird dieses Thema unermüdlich von Wissenschaftl...

Woher stammt das Bewusstsein, wie entsteht es? Ist es ein reines Produkt elektrischer Impulse im Gehirn oder entsteht es aus einem undefinierbaren und geheimnisvollen Prozess heraus, ganz unabhängig vom Gehirn? Seit Jahrhunderten wird dieses Thema unermüdlich von Wissenschaftlern diskutiert, aber es wurde nie eine endgültige Antwort allgemein akzeptiert. Das Bewusstsein mit seiner allumfassenden Fähigkeit, sich jeglicher Definition zu entziehen, ist ein Bereich der menschlichen Biologie, der wohl ein Rätsel bleibt. Eine kürzlich von französischen Wissenschaftlern veröffentlichte Studie legt nun eine neue Theorie vor. Sie deutet darauf hin, dass vier spezifische und einzelne Aktivitäten kombiniert werden, um eine Art "Signatur" einer bewussten Aktivität zusammenzusetzen. Die Wissenschaftler beschreiben im Fachmagazin PLoS Biology, wie sie die neuralen Aktivitäten einer Gruppe von Personen untersuchten, denen zwei verschiedene Typen von Reizen präsentiert wurden. Einer dieser Reize konnte bewusst wahrgenommen werden, der andere jedoch nicht. Die Studie zeigte, dass die vier separaten Prozesse des Bewusstseins nur bei der Aufgabe mit der bewussten Wahrnehmung auftraten. Die Untersuchung wurde mit einer bisher nie da gewesenen Auflösung unter Nutzung intrazerebraler elektrophysiologischer Aufzeichnungen neuraler Aktivitäten durchgeführt. Diese hohe Auflösung war möglich, da die teilnehmenden Versuchspersonen an Epilepsie leidende Patienten waren, die sich bereits medizinischen Behandlungen unterzogen hatten, bei denen ihnen Aufzeichnungselektroden implantiert worden waren. Die Autoren zeigten den Versuchspersonen Reihen gedruckter Wörter, sowohl maskiert als auch unmaskiert, und maßen dann Veränderungen in der Hirnaktivität und Wahrnehmungsstärken beim Sehen der Wörter. Aus den Hirnreaktionen der Probanden konnten die Wissenschaftler vier konvergierende und komplementäre elektrophysiologische Marker isolieren, die den bewussten Zugang 300 Millisekunden nach der Wahrnehmung des Wortes charakterisierten. Die Autoren der Veröffentlichung sind der Ansicht, dass es eher die Konvergenz der vier elektrophysikalischen Marker als nur das Vorhandensein einer dieser Marker ist, was die Bewusstseins-Tests kennzeichnet. Die Studie wird dazu beitragen, einige grundlegende Fragen über den zeitlichen Ablauf, den Ort und die Dynamik von Ereignissen innerhalb des neuralen Prozesses, der den Zugang zu Informationen und die Identifikation von Informationen gestattet, gründlicher zu beantworten. In der Vergangenheit vermuteten einige Neurowissenschaftler, dass das Bewusstsein aus einem einzelnen Teil des Gehirns hervorgeht. Die aktuelle Ansicht geht jedoch mehr in die Richtung, dass es wahrscheinlich ein umfassenderer Prozess ist, der in verschiedene Regionen des Gehirns auftritt. "Die vorliegende Arbeit lässt uns annehmen, dass wir, anstatt uns der Hoffnung auf einen vermeintlich einzigartigen Marker, auf das neurale Korrelat des Bewusstseins, hinzugeben, lieber eine ausgereiftere Auffassung über die bewusste Verarbeitung zulassen sollten, nach der diese mit einem im Hirn verteilten Muster kohärenter Hirnaktivierung in Zusammenhang gebracht wird", sagte der Neurowissenschaftler Lionel Naccache vom französischen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM), einer der Autoren der Veröffentlichung.

Länder

Frankreich

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