Neue Methode zur Untersuchung und Überwachung von Bierqualität
Momentan haben Brauereien nur wenig Kontrolle über die Qualität der Fassbiere, die den Kunden ausgeschenkt werden. Zwar sind die Fässer steril, wenn sie die Brauerei verlassen, doch sobald sie an eine Bierleitung angeschlossen werden, besteht ein Kontaminationsrisiko. „Kulturen auf Agarplatten sind momentan der Goldstandard, um Kontamination in gezapftem Bier festzustellen, aber das ist zeitaufwändig, kann nicht vor Ort durchgeführt werden und dauert bis zum Testergebnis bis zu fünf Tage“, sagt Vivienne Williams, Koordinatorin des EU-finanzierten Projekts INISH MINI-BAR. Der Test mit einem Adenosintriphosphat-Luminometer ist schneller als der mit Agarplatten, misst aber die Kontamination nicht direkt im Bier und ist nicht so zuverlässig. Qualitätsüberwachung vor Ort – neu gedacht Im Rahmen von INISH MINI-BAR wurden die Schwächen beider Methoden in die Entwicklung eines tragbaren Geräts umgemünzt, das die Werte von Bakterien, Hefen und Rückständen im Fassbier vor Ort und direkt aus dem Hahn schnell und genau analysiert. Damit lässt sich die Kontinuität der Reinigung überwachen, sodass die Reinigungspläne für die Bierleitungen entsprechend angepasst werden können. Diese Innovation zeigt außerdem problematische Bereiche oder Zapfhähne in Bars an. Solche Bereiche können in Teilen der Bar liegen, die nicht korrekt gereinigt oder nicht oft genug genutzt werden. Das Gerät ist robust gebaut und verfügt über ein bedienerfreundliches Display. Es vereint mikrofluidische Probenbearbeitung und Impedanzmessungen on-Chip mit hochmoderner Elektronik. Dadurch wird die notwendige Bearbeitung der Proben minimiert und Ergebnisse werden in 60-90 Sekunden ausgegeben. Mit Impedanzmessungen werden Bakterien, Hefen und Rückstände gezählt und analysiert. Für diese innovative Technik ist nur eine minimale Probenvorbereitung notwendig und die Ergebnisse lassen sich leicht interpretieren. Ein rotes Licht zeigt an, dass die Probe mehr als 20 000 Partikel/ml enthält. In diesem Fall müsste die Bierleitung sofort gereinigt werden. Bei einem grünen Licht ist die Leitung sauber. Wettbewerbsvorteil Die Projektpartner führten Kontaminationstests an 40 Bierproben aus Dubliner Bars durch. Dieselben Proben untersuchten sie parallel mit Agarplatten, um die Zuverlässigkeit und Genauigkeit der Ergebnisse der neu entwickelten Technologie bewerten zu können. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass das Gerät eine hervorragende Alternative zum Labortest mit Agarplatten darstellt. Zusammen mit einer Reinigungsfirma, die auf Bierleitungen spezialisiert ist, führte das Team einen Feldversuch vor Ort im Vereinigten Königreich durch. Dabei demonstrierte das Gerät erfolgreich, dass es Problembereiche in Bars ausfindig machen und Reinigungspläne für die Leitungen validieren kann. Weltweit sind in Kooperation mit großen Brauereien und Bierleitungsherstellern weitere Versuche vor Ort für 2019 geplant. Einer der wichtigsten ökologischen Vorteile dieser neuartigen Technik ist die beträchtliche Reduktion des Wasserverbrauchs. Es wird geschätzt, dass die Häufigkeit der Leitungsreinigung um etwa 20 % verringert werden kann, sodass allein in einem Einzugsgebiet schon Millionen Liter Wasser eingespart werden können. „Mit INISH MINI-BAR werden die Brauereien und Barbesitzer schließlich ihre Profite steigern können, weniger Kunden verlieren und bei qualitativ schlechten Produkten Maßnahmen zur Schadensbegrenzung ergreifen können“, so Williams abschließend. „Für Stammgäste zählt nur ein einziger Test – die Qualität des Bieres, das sie vor sich haben.“ Da alkoholfreie Biere und Biere mit geringem Alkoholgehalt immer beliebter werden, aber anfälliger für bakterielle Kontamination sind, könnte sich die Technologie sogar als noch nützlicher erweisen.
Schlüsselbegriffe
INISH MINI-BAR, Bier, Kontamination, Bakterien, Agarplatten, Bierleitung, Fassbier, Hefe, Bars