Kombination aus genetischer Veranlagung und Tabakrauch erhöht frühkindliches Asthmarisiko
Forscher in Frankreich entdeckten, dass der Zusammenhang zwischen Asthma und bestimmten Genvarianten auf Chromosom 17q21 nur für frühkindliches Asthma gilt und dass sich das Risiko durch frühzeitige Tabakexposition erhöht. Die Ergebnisse stützen die These, dass Asthma im frühen Kindesalter und Asthma im Erwachsenenalter unterschiedliche biologische Ursachen haben. Daher muss Asthma nicht als einzelne Erkrankung, sondern als Symptom verschiedener Krankheiten betrachtet werden. Die Studie wurde teilweise unter dem Sechsten Rahmenprogramm der Europäischen Union (RP6) finanziert. Asthma ist eine chronische Erkrankung der Atemwege, die anfallsartig zu Atemwegsverengungen und Entzündungen führt. Dies manifestiert sich durch pfeifenden Atem, Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust und Husten. Asthmaanfälle können durch verschiedene Reize ausgelöst werden, u.a. Allergien, Passivrauchen, sportliche Betätigung oder emotionalen Stress. Obwohl die Ursachen für Asthma noch nicht vollständig geklärt sind, weiß man, dass sie auf einem komplexen Zusammenspiel zwischen Umweltfaktoren und genetischer Veranlagung beruhen. In den vergangenen Jahren wurde zunehmend deutlich, dass Asthma nur durch eine Kombination aus genetischen und umweltbedingten Faktoren ausgelöst wird. Auch herrscht inzwischen Konsens darüber, dass Asthma keine Einzelerkrankung, sondern die klinische Ausprägung einer Vielzahl von Erkrankungen ist. In einer Studie, die diese Woche in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, hatte die Arbeitsgruppe um Dr. Emmanuelle Bouzigon vom französischen Forschungsinstitut INSERM Varianten einer Sequenz auf Chromosom 17q21 untersucht. Bei 1.511 Patienten aus 372 Familien wurde nach asthmarelevanten Faktoren gesucht, insbesondere spielten der Beginn des Asthmas und die erste, frühkindliche Zigarettenrauchexposition eine Rolle. Die Forscher zeigten, dass die Genvarianten tatsächlich mit Asthma assoziiert werden können, aber nur bei Asthma, das sich bereits vor Ende des vierten Lebensjahres manifestierte. Kein signifikanter Zusammenhang ergab sich zwischen diesen Genvarianten und später einsetzendem Asthma. Menschen mit diesen Genvarianten zeigten auch ein deutlich erhöhtes Asthmarisiko, wenn sie bereits in früher Kindheit Zigarettenrauch (Passivrauchen) ausgesetzt waren. "Das am besten geeignete rezessive Modell ergab, dass das Risiko für frühkindliches Asthma ohne Tabakexposition nur um den Faktor 1,7 oder mehr erhöht war [...] Bei [...] Menschen hingegen, die bereits in früher Kindheit Tabakrauch ausgesetzt waren, war der Faktor um 2,3 oder mehr erhöht." Dr. Bouzigon und das Arbeitsteam sehen in den Ergebnissen "die Bestätigung, dass frühkindliche Ereignisse entscheidend zur Pathogenese von Asthma beitragen" und unterstützen die Auffassung, dass sich Asthma im frühen Kindesalter biologisch gesehen von späterem Asthma unterscheidet. "Die Daten stützen die Annahme, dass, wenn frühkindliches Asthma und Asthma im Erwachsenenalter auf verschiedenen genetischen Ursachen beruhen, auch verschiedene pathobiologische Mechanismen eine Rolle spielen", erklären die Wissenschaftler. Dr. John Holloway von der Universität Southampton, Vereinigtes Königreich, und Dr. Gerard Koppelman von der Universität Groningen, Niederlande, fassen die Ergebnisse der Studie in einem begleitenden Leitartikel zusammen. Sie bestätigen, dass die aktuelle Studie "Asthma eher als Syndrom als eine einzelne Erkrankung herausstellt". Sie weisen darauf hin, dass ein starker Zusammenhang zwischen Genvariante und Krankheit zwar das Verständnis der Funktionen von Genvarianten fördert, "die klinische Realität davon aber noch längst nicht (wenn überhaupt) betroffen ist." Eine der wichtigsten Fragen wird laut Dr. Holloway und Dr. Koppelman nun in weiteren Studien zu klären sein: Auf welche Weise entstehen durch veränderte Expression oder Funktion von Genen Krankheiten? Die Forschungsergebnisse von Dr. Bouzigon und Kollegen erhellen die Rolle der 17q21-Varianten im Zusammenhang mit der Pathophysiologie von Asthma. Allerdings muss noch viel getan werden, um diese Ergebnisse in die klinische Praxis zu übertragen. Die Mechanismen, die bei diesen Genvarianten das Asthmarisiko erhöhen, müssen noch intensiver erforscht werden. Die Studie wurde teilweise durch das europäische Allergie- und Asthmanetzwerk GA2LEN (Global Allergy and Asthma European Network) und das GABRIEL-Konsortium unter dem Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert.
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Frankreich