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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Können sich Haushaltschemikalien auf die Fruchtbarkeit auswirken?

Mehr als 100.000 Chemikalien sind derzeit in der EU im Einsatz und in zahlreichen Produkten rund ums Haus zu finden. Dazu gehörten Kunststoffweichmacher, die in vielen PVC-Produkten wie Kinderspielzeug und in manchen Kosmetika verwendet werden, sowie künstliche Düfte in Lufter...

Mehr als 100.000 Chemikalien sind derzeit in der EU im Einsatz und in zahlreichen Produkten rund ums Haus zu finden. Dazu gehörten Kunststoffweichmacher, die in vielen PVC-Produkten wie Kinderspielzeug und in manchen Kosmetika verwendet werden, sowie künstliche Düfte in Lufterfrischern und Raumdüften. Bislang war unser Wissen über die Auswirkungen dieser Stoffe auf unsere Gesundheit und unsere Umwelt recht beschränkt. Ein neues, mit 2,9 Millionen Euro finanziertes Projekt mit dem Titel REEF (Reproductive Effects of Environmental Chemicals in Females) untersucht jetzt die Folgen von Chemikalien in unserem Alltag auf die weibliche Fruchtbarkeit. Dabei handelt es sich um eines von drei Projekten, die zum jüngst gestarteten Cluster NECTAR (Network for Environmental Chemical Toxicants Affecting Reproduction) gehören und zu dem die EU mit insgesamt 10 Millionen Euro beiträgt. Dr. Paul Fowler lehrt reproduktive Physiologie an der Universität Aberdeen und ist Koordinator des Projekts. "Seit über 60 Jahren wächst die Sorge über die Folgen von Chemikalien in der Umwelt, die die Entwicklung des männlichen und weiblichen Fötus beeinträchtigen könnten", erläuterte er. "Diese Chemikalien stammen aus zahlreichen industriellen, kommerziellen und landwirtschaftlichen Quellen und können die Entwicklung des männlichen und weiblichen Reproduktionssystems beeinflussen." Forscher des französischen Nationalen Instituts für landwirtschaftliche Forschung (INRA), der Universitäten Nottingham und Aberdeen und des Macaulay-Instituts im Vereinigten Königreich werden die Auswirkungen geringer Mengen an Umweltchemikalien auf Schafsföten in der Gebärmutter untersuchen. Diese sind in menschlichem Abwasserschlamm zu finden, der häufig auf Feldern ausgebracht wird, auf denen Nutztiere weiden. Diese Chemikalien werden von den Tieren in winzigen Mengen aufgenommen. Daher sind sie mithilfe konventioneller Tests nur sehr schwer nachweisbar. Der Verzehr des Fleischs solcher Nutztiere ist nur ein Weg, wie Menschen diese Chemikalien, die schwerwiegende Folgen für ihre Gesundheit haben können, selber aufnehmen könnten. Diese Chemikalien können sich biologisch akkumulieren und sich für lange Zeit in unserem System ablagern, vor allem im Fettgewebe. Folglich können sie bei einer Schwangerschaft weitergegeben werden. Deshalb werden die REEF-Forschergruppen von der Martin-Luther-Universität in Deutschland und der Universität Mailand in Italien Mäuseeier und -embryos untersuchen, die diesen Chemikalien ausgesetzt wurden, um das Verständnis von den beteiligten Mechanismen zu erweitern. Der an REEF beteiligte Forscher Dr. Richard Lea von der Fakultät für Veterinärmedizin und -wissenschaft sagt, dass die Forschung einen wesentlichen Beitrag leisten werde, die Wissenslücke zu füllen. "Obwohl die männliche Fruchtbarkeit in den jüngsten Jahren bereits Objekt von Untersuchungen war, wurde jetzt erstmalig die weibliche Fruchtbarkeit untersucht. Im Moment ist weniger über die Auswirkungen hormonartiger Chemikalien auf die Entwicklung des weiblichen Fötus bekannt, weshalb die Folgen auf die Reproduktionsentwicklung bei Frauen größer sein könnten als bei Männern." In den kommenden drei Jahren wird sich REEF mit der Frage befassen, wie Chemikalien von der Mutter auf den Fötus übertragen werden und inwiefern sich dies auf den Fötus auswirkt. Obwohl diese Chemikalien erst jetzt die Fruchtbarkeit von Tieren dieser Generation beeinträchtigen werden, gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass die nächsten und kommenden Generationen Probleme haben können, die eventuell auf die Belastung durch Umweltchemikalien in der Gebärmutter zurückzuführen sind. Dies könnte auch ernsthafte Folgen für den Menschen haben.

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