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Inhalt archiviert am 2023-04-13

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Männlichkeit braucht mehr als nur Testosteron

Eine neue Studie hat ergeben, dass bei der Entwicklung des fetalen Penis auch die Plazenta eine Funktion übernimmt, indem sie außerhalb der Hoden ein zweites Hormon produziert.

Die äußeren Genitalien aller Föten sind zunächst identisch und durchlaufen eine Differenzierung in männlich und weiblich, die durch chromosomale, genetische und hormonelle Faktoren bestimmt wird. In den frühen Entwicklungsphasen des männlichen Fötus teilt ein Gen auf dem Y-Chromosom dem fetalen Gewebe mit, das es die Geschlechtsorgane bilden und zu Hoden werden wird. Diese schütten Testosteron aus, ein Steroidhormon, das anschließend durch Enzyme im Genitalhöcker in Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt wird. Diese ursprüngliche Struktur entwickelt sich entweder zum Penis oder zur Klitoris, je nachdem, welchen Hormonen sie ausgesetzt ist, die von den sich entwickelnden Gonaden (Eierstöcke oder Hoden) abgegeben werden. Die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron innerhalb des Gewebes hat entscheidende Bedeutung für die Entwicklung eines Penis. Ein Forscherteam, zum Teil unterstützt durch das EU-finanzierte Projekt REEF (Reproductive effects of environmental chemicals in females), hat nachgewiesen, dass der Prozess der Maskulinisierung neben diesem anerkannten androgenen Signalweg auch einen alternativen Weg (Hintertür) über die Produktion von Androsteron gehen kann, das aus anderen Geweben – auch der Plazenta – stammt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „PLOS Biology“ veröffentlicht. „In jüngster Zeit hat sich ein alternativer Weg durch die Hintertür zur Bildung von DHT, bei dem kein Testosteron benötigt wird, als gleichermaßen essenziell für die normale Entwicklung des Penis beim Menschen erwiesen. In dieser Studie liefern wir Beweise dafür, dass Androsteron das wichtigste beim Menschen an der Vermännlichung beteiligte Hintertür-Androgen ist, und dass es in nicht nonadalen Geweben produziert wird.“ Die Forschung kam zu dem Schluss, „dass die Maskulinisierung des menschlichen Fötus von der Sekretion des Steroidhormons sowohl aus den Hoden als auch aus der Plazenta abhängt, was auch erklären würde, warum plazentale Dysfunktion mit Störungen der Geschlechtsentwicklung verbunden ist.“ In einer Pressemitteilung wird die Methodik der Studie erklärt: „Um mehr über diesen Weg zu erfahren, brachte das Autorenteam die Massenspektrometrie zum Einsatz, um während des zweiten Trimesters, in dem die kritischsten Schritte der Penisentwicklung stattfinden, den Gehalt an verschiedenen Steroiden im fetalen Plasma und Gewebe zu messen.“ Geburtsfehler Wie in der britischen Ausgabe von „The Conversation“ berichtet wird, ist es wichtig, die Signalwege zu analysieren, auf denen die männlichen äußeren Genitalien beeinflusst werden. „Die Entwicklung des Penis betreffende Störungen gehören zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen beim Menschen“, heißt es dort. Laut „PLOS Biology“ sind „die häufigsten unter diesen Anomalien die Hypospadien, die durch eine abnormale Öffnung der Harnröhre auf der Penisunterseite gekennzeichnet sind.“ In einem Artikel im „European Journal of Pediatrics“ wird festgestellt, dass die Prävalenz dieser Entwicklungsstörung in Europa „etwa 18,6 pro 10 000 Geburten beträgt.“ Trotz variierender zeitlicher Trends traten „Hypospadien, die zwischen 2001 und 2010 in 23 EUROCAT-Registern registriert wurden, in stabiler Anzahl auf“, heißt es im selben Artikel. Um die Ursachen dieser Störung hervorzuheben, verweist der Artikel auf verschiedene Faktoren „einschließlich genetischer Veranlagung, unzureichender pränataler hormoneller Stimulation, mütterlich-plazentaler Faktoren und Umwelteinflüssen.“ In der Tat wurden in den vergangenen Jahren in mehreren Studien die Auswirkungen von Umweltfaktoren wie etwa endokrin wirksamen Verbindungen, auf die Entwicklung der Reproduktion analysiert. Verbindungen mit endokriner Wirkung sind synthetisch hergestellte Chemikalien, die in vielen Industriezweigen, etwa bei der Herstellung von Kunststoffen, Kosmetika und Pestiziden, zum Einsatz kommen. Auch im Mittelpunkt des REEF-Projekts, das die Forschung teilweise finanziert hat, stand dieses Thema. Es wurde untersucht, wie sich Umweltchemikalien auf die weiblichen Fortpflanzungsorgane auswirkten, und es wurde festgestellt, dass „es eine eindeutige Schlussfolgerung im Hinblick auf die schädlichen Folgen bestimmter Chemikalien“ gab, wie es auf CORDIS heißt. Weitere Informationen finden Sie auf der CORDIS-Projektwebsite

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