Projekt entwickelt Sicherheitssysteme für Fahrzeuge
Stellen Sie sich vor, Sie fahren auf der Autobahn und plötzlich bricht vor Ihnen ein Fahrzeug aus seiner Fahrbahn aus und kommt direkt auf Sie zu. Ihr Fahrzeug sieht einen schweren Unfall voraus und trifft Maßnahmen, um Sie vor einem lebensgefährlichen Zusammenstoß zu schützen. Bei dieser Technologie handelt es sich nicht um Science-Fiction, denn sie wird bald ihren Weg zum Autohändler bei Ihnen um die Ecke finden. Jedes Jahr fordert der Straßenverkehr in Europa über 40.000 Menschenleben. Das entspricht in etwa der Größe einer Kleinstadt, die jedes Jahr ausgelöscht wird. Betrachtet man die Zahl der Unfallopfer im Straßenverkehr, erreicht diese furchterregende 1,7 Millionen pro Jahr. Diese Zahlen sind in jeder Hinsicht inakzeptabel und die EU hat sich verpflichtet, sie bis 2010 zu halbieren. Daher unterstützt die EU aktiv Maßnahmen, die zur Reduzierung von Straßenunfällen führen. Eines dieser von der EU finanzierten Projekte verspricht unsere Fahr- und Sicherheitsdenkweise zu revolutionieren. Advanced Protection Systems (APROSYS) steht für ein Projekt, das eine Fahrzeugkarosserie entwickelt, die jedes Durchschnittsfahrzeug in ein intelligentes Fahrzeug verwandelt, das aktiv denken und seine Insassen in den gefährlichen Augenblicken kurz vor einem Zusammenstoß schützen kann. Das System beurteilt 200 Millisekunden vor dem Zusammenstoß, ob ein Kollisionsrisiko mit einem anderen Fahrzeug besteht, und kann die Fahrzeugumgebung in einem Umkreis von bis zu 20 m überwachen. Diese Technologie wurde von einer Forschergruppe entwickelt, die europaweit arbeitet. "Unser Ziel war es, die aktive Crashsicherheit von Fahrzeugen zu verbessern - also die technischen Eigenschaften der Karosserie so zu verändern, dass sie im entscheidenden Moment Energie aufnimmt und auf diese Weise die Insassen schützt", sagt Projektleiter Björn Seipel vom Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF. Die Forscher haben eine Art siebten Sinn für PKW entwickelt, der Unfälle voraussieht und die nötigen Impulse zur Aktivierung des Seitenaufprallschutzes gibt. Stereokameras und Radarsensoren scannen permanent die Umgebung, die Daten werden in einem zentralen Rechner ausgewertet. "Es gilt während der Fahrt bewegte Objekte - also potenzielle Unfallgegner - von unbewegten Objekten wie Häusern oder Bäumen zu unterscheiden", erklärt Dr. Dieter Willersinn vom Fraunhofer-Institut für Informations- und Datenverarbeitung IITB, der an diesem Projekt beteiligt ist. Außer einer speziell entwickelten Computersoftware wird bei diesem System auch ein Draht aus einer Formgedächtnislegierung verwendet. Sobald die Software Gefahr spürt, sendet sie einen Impuls aus, um diesen Draht aus Formgedächtnislegierung zu erhitzen. Der Draht verformt sich und gibt eine Feder frei, die sich sofort entspannt und einen in den Sitz integrierten Stahlbolzen in Richtung Tür drückt. Gleichzeitig wird in der Tür ein stabiler Metallkörper in Position gebracht. "Das System aus Bolzen und Metallbox stabilisiert die Autotür und absorbiert beim Aufprall Energie", erklärt Seipel. "Wir haben uns für diese Lösung entschieden, weil sie schneller ist als alle herkömmlichen Magnetschalter."