Neues Projekt untersucht Angioödem mit möglicher Todesfolge
Im Rahmen des EU-finanzierten Programms E-Rare über seltene Krankheiten haben Wissenschaftler jetzt mit den Forschungen nach den erblichen Ursachen einer bestimmten Form des Angioödems begonnen. Typ III dieser Krankheit, die im Rahmen des HAEIII-Projekts untersucht wird, betrifft fasst ausschließlich Frauen. Dabei schwellen die Haut oder der Magen-Darm-Trakt plötzlich an, und führt im schlimmsten Fall zum Erstickungstod. Ein internationales Forschungsteam aus klinischen Forschern und Genetikern aus Deutschland, Frankreich und Italien hat bereits ein Faktor festgestellt, der die Krankheit verursachen könnte. "Wir haben festgestellt, dass bei manchen Betroffenen genetische Veränderungen im Blutgerinnungsfaktor XII der Auslöser sind", erklärt der Koordinator des HAEIII-Projekts, Dr. Sven Cichon vom Forschungszentrum Life & Brain der Universität Bonn, Deutschland. Dasselbe Team wird sich jetzt mit weiteren genetischen Merkmalen befassen, die an der Entwicklung der Krankheit beteiligt sind, da man weiß, dass der Koagulationsfaktor nicht in allen Fällen beteiligt ist. "Wir hoffen so, die Krankheitsmechanismen aufzuklären und diese Erkenntnisse für die Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten einzusetzen", betont Cichon. Angioödeme wurden früher als Quincke-Ödeme bezeichnet, nach Dr. Heinrich Quincke, der 1882 als erster das klinische Bild der Krankheit beschrieben hat. Sie verursacht ein Anschwellen von Haut, Schleimhäuten und submukösem Gewebe. Diese Regionen schwellen für wenig Minuten bis zu einigen Stunden an und können auch jucken. Es kann durch Allergien ausgelöst werden und wurde auch schon als Nebenwirkung von Arzneimitteln berichtet. Außerdem gibt es drei Formen des erblichen Angioödems (hereditary angiooedema, HAE), die auf eine Genmutation zurückgehen und auch den Magen-Darm-Trakt treffen können. Die allergische Variante des Angioödems kann mit einer Epinephrinspritze behandelt werden. Im Fall von HAE hat sich diese Behandlung als unwirksam herausgestellt. Akute Episoden von HAE in Europa werden meist durch die Verabreichung eines Serinproteasehemmerproteins (C1-INH) behandelt. Bei der langfristigen Prophylaxe werden männliche Geschlechtshormone verabreicht. Neue Behandlungsmethoden werden getestet. Die Wirkung der meisten neuen Wirkstoffe gegen HAE Typ III wurde bisher noch nicht untersucht. Auf die jüngste Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen, die von E-Rare veröffentlicht wurde, gingen 125 Antworten ein, von denen 13 zur Förderung ausgewählt wurden. HAEIII gehört zu diesen Projekten und wird für den Zeitraum der kommenden drei Jahre rund 850.000 Euro erhalten. Koordiniert von der Universität Bonn, Deutschland, wird das Projekt Wissenschaftler von den Universitäten Köln, Würzburg und Mainz in Deutschland, der Universität Grenoble, Frankreich, und dem italienischen Forschungsinstitut IRCCS zusammenführen.
Länder
Deutschland, Frankreich, Italien