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Adipositas: Belastung für Europa

Ende des 20. Jahrhunderts stieg die Anzahl der Fälle von Fettleibigkeit steil an, eine Entwicklung, die auch in diesem Jahrhundert anhält. Während mehr als 50% der Europäer übergewichtig oder fettleibig sind, erregt die Tatsache, dass mehr als 20 Millionen Kinder davon betroff...

Ende des 20. Jahrhunderts stieg die Anzahl der Fälle von Fettleibigkeit steil an, eine Entwicklung, die auch in diesem Jahrhundert anhält. Während mehr als 50% der Europäer übergewichtig oder fettleibig sind, erregt die Tatsache, dass mehr als 20 Millionen Kinder davon betroffen sind, weitaus mehr Besorgnis. Modische Diäten, spezielle Pillen und Schönheitsoperationen bringen vielen zwar eine Atempause, eine schnelle und sichere Lösung wurde aber noch nicht gefunden. Die Europäische Union will dieses Problem angehen und hat sich dem Wohlergehen der Europäer verschrieben. Dem Kampf gegen dieses Problem hat sich eine Forschergruppe angeschlossen, die eine neue epidemiologische Studie durchführt, um das Wissen über die Faktoren für Adipositas bei Kindern und andere ernährungsbedingte Störungen zu erweitern. Angeführt vom Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) der Universität Bremen wird die IDEFICS-Studie ("Identification and prevention of dietary- and lifestyle-induced health effects in children and infants" - Erforschung und Prävention von Übergewicht bei Kindern) auch spezielle Maßnahmen zur Neutralisierung dieser Epidemie entwickeln, umsetzen und bewerten. Ernährung, Bewegung und Stressabbau stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit des Präventivprogramms, das vor, während und nach der Umsetzung bewertet wird. Die mehrteilige IDEFICS-Studie wurde im September 2006 gestartet und wird unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) der Europäischen Kommission finanziert. Sie läuft bis 2011. Sie wurde in neun verschiedenen europäischen Ländern durchgeführt, unter anderem in Belgien, Estland, Griechenland und Schweden. Um die Prävalenz von Übergewicht in der Kindheit zu reflektieren, konzentriert sich das Projekt auf sehr junge Kinder. "Ernährungsbedingte, genetische ebenso wie nicht-genetische und psychologische Faktoren sowie unterschiedliche soziale Umgebungen wie Kindergarten, Schule, heimische und gemeinschaftliche Umgebungen werden untersucht. Dadurch werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, die zum Beginn von Übergewicht in der Kindheit beitragen könnten", erklärte Professor Dr. Wolfgang Ahrens vom BIPS, Koordinator dieses Integrierten Projekts. "Dadurch werden wir zentrale Faktoren für die Entwicklung von Kindheitsfettleibigkeit finden können." Der Unterschied zwischen der IDEFICS-Studie und vergangenen Untersuchungen, sagt Professor Ahrens, ist, dass es erstmals in Europa möglich sein wird, die Risikofaktoren für Übergewicht bei Kindern in neun europäischen Staaten zu bewerten und zu vergleichen. Dafür werden Daten von 17.000 Kindern gesammelt. Professor Ahrens zufolge sind folgende Aspekte der Studie besonders innovativ: - Entwicklung der Globalen Index-System-Methode (GIS) zur Beschreibung der "dick machenden" Umgebung von Schulen und Kindergärten, Schaffung eines Indexes für "Gehbarkeit" und "Spielbarkeit" zur Beschreibung von Möglichkeiten für körperliche Aktivitäten an der frischen Luft und der verschiedenen Nahrungsmittel, die Kindern angeboten werden; - Bewertung von sensorischer Wahrnehmung und bevorzugten Nahrungsmitteln bei Kindern (im Versuch); - starke Einbeziehung von Verbraucherwissenschaft zur Untersuchung von Verhaltens- und psychologischen Determinanten; - Messung der körperlichen Bewegung bei einer Untergruppe von Kindern mithilfe von Schwingungssensoren, da ausgiebige Fragebögen bei sehr jungen Kindern nicht angewandt werden können. Durch die Entwicklung von Aktivitäten zur Stärkung der Gesundheit jüngerer Generationen und durch die Verbreitung der Ergebnisse in ganz Europa erhofft sich das Team, einen nachhaltigen, gesünderen Lebensstil für alle Europäer, besonders für Kinder, sicherzustellen. Aber das ist nicht alles. Das 2 1/2-jährige Programm, das laut Professor Ahrens länger als die meisten vorangegangenen Interventionsstudien ist, wird sicherstellen, dass die zentralen Aussagen für die an IDEFICS beteiligten zwei- bis zehnjährigen Kinder aufrechtzuerhalten sind. Professor Ahrens sagte den CORDIS-Nachrichten, dass das Programm die Einrichtung lokaler Interventionsausschüsse unter Beteiligung lokaler Akteure aus den Bereichen Bildung, Sozialdienste und Kindergesundheit in Erwägung zieht. Die Ausschüsse könnten nach Ende der Studie die Arbeit weiterführen. Die Interventionsmodule, so fügt er hinzu, sollen einfach, kostengünstig und gut umzusetzen sein. Dies wird "ihre Übertragung auf andere Regionen und Länder vereinfachen." IDEFICS hat vorgesehen, Standard-Interventionsmodule an lokale Bedingungen und kulturelle und/oder religiöse Eigenheiten anzupassen. Das Team wird eine Reihe von Interventionsmodulen während und nach der Studie auf der Projekt-Website zur Verfügung stellen. Außerdem, fügt Professor Ahrens hinzu, werden Eltern, Lehrer und Pflegepersonal Zugang zu der Website haben, da sie nicht nur für die Beteiligten der Studie relevant sein wird. Darüber hinaus "werden Leitlinien für politische Entscheidungsträger als Teil der IDEFICS-Studie entwickelt", erklärt er. Das wird eine bessere Sichtbarkeit des Projekts sicherstellen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass seine Empfehlungen in anderen Regionen und Umgebungen umgesetzt werden. Professor Ahrens unterstreicht, dass Kinder den größten Nutzen aus der Studie und dem Interventionsprogramm ziehen werden, "in dem Sinne, dass gesunde Ernährung, sportliche Aktivitäten und Stressabbau in ihren Lebensstil integriert werden." Politische Entscheidungsträger werden in der Lage sein, die Erkenntnisse für "Gesundheitsreformen oder eine breitere Umsetzung der Studie zu nutzen", fügte er hinzu. Professor Ahrens bemerkte die wesentliche Rolle von kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) in dieser Studie. Das Konsortium umfasst 23 Partner aus 11 EU-Mitgliedstaaten. Zu den 23 Partnern gehören 17 Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie 6 KMU, deren "Erfahrungen von Medien-Fachwissen beim Wissenschaftstransfer und dessen Nutzung im Internet und im Fernsehen bis hin zur Entwicklung neuer Technologien (Schwingungssensoren) sowie der Durchführung innovativer Labormethoden reicht", sagte er. "Die Studie wird einen Meilenstein im Bereich der Bewertung von Präventionsprogrammen darstellen und so die Bedeutung der Bewertung hervorheben", unterstreicht Professor Ahrens. "Einige Elemente dieser innovativen Studie könnten künftig von anderen Forschungsgruppen in anderen Regionen der Erde aufgenommen werden, in denen Übergewicht und Adipositas Ausmaße einer Epidemie angenommen haben."

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