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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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IPCC-Vorsitzender: "Wir benötigen eine neue Ethik"

"Wir benötigen dringend eine neue Ethik, durch die jeder Mensch die Bedeutung der Herausforderungen, vor denen wir stehen, realisiert und Maßnahmen unternimmt, um diese wirksam durch eine Änderung des Lebensstils, durch eine Änderung der Haltung und des Verhaltens anzugehen", ...

"Wir benötigen dringend eine neue Ethik, durch die jeder Mensch die Bedeutung der Herausforderungen, vor denen wir stehen, realisiert und Maßnahmen unternimmt, um diese wirksam durch eine Änderung des Lebensstils, durch eine Änderung der Haltung und des Verhaltens anzugehen", sagte Rajendra Pachauri, Vorsitzender des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC - Intergovernmental Panel on Climate Change) anlässlich der Veröffentlichung des Vierten Bewertungsberichts des IPCC in Valencia, Spanien. Der neue Bericht hebt die Tatsache hervor, dass die globale Erwärmung abrupte oder auch irreversible Folgen nach sich ziehen könnte. Dazu gehören, das Abschmelzen der Eiskappen und der daraus folgende Anstieg des Meeresspiegels, Artensterben und Veränderungen der Ozeanströmungen, die einen Dominoeffekt für die Fischerei, die Aufnahme von Kohlendioxid durch die Ozeane und die Vegetation auf der Erde ausüben. Aber selbst wenn die Eiskappen nicht abschmelzen, wäre der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der thermischen Ausdehnung des Wassers alleine bereits unausweichlich, warnt der Bericht. "Diese Erkenntnis ist äußerst beunruhigend, da sie ganz klar darlegt, dass wir mit unseren Handlungen [...] die Welt bereits dazu verurteilt haben, den Anstieg des Meeresspiegels allein schon wegen der thermischen Ausdehnung zu erleben", sagte Dr. Pachauri und fügte hinzu, dass, wenn auch noch das Volumen des Schmelzwassers hinzukommt, "man ein klares Bild darüber erhält, vor welchen Problemen wir stehen werden". Der Bericht befasst sich auch mit extremen Ereignissen wie Dürre und Stürmen. Er besagt, dass die Häufigkeit "schwerer Regenfälle" in den meisten Gegenden bereits zugenommen habe. Dasselbe gelte auch für Regionen mit Dürre. Dr. Pachauri betonte auch, dass "die Folgen des Klimawandels nicht überall gleichermaßen zu spüren sein werden". Es wird geschätzt, dass in Afrika zwischen 75 Millionen und 250 Millionen Menschen vermehrt Wasserproblemen ausgesetzt sein werden und sich die Ernteerträge regenabhängiger Landwirtschaft in manchen Gebieten um 50% verringern könnten. Auch in Asien sieht die Lage düster aus, wo die Verfügbarkeit von Trinkwasser sinken soll, während die stark bevölkerten Küstenzonen vor einem erhöhten Überschwemmungsrisiko stehen. Gleichzeitig sind kleine Inselstaaten rund um die Welt von Überflutung, Sturmfluten, Erosion und anderen Küstengefahren bedroht. Aber der Bericht spricht nicht nur von Untergang und Verhängnis. "Glücklicherweise steht die Menschheit vor einigen Lösungen", kommentierte Dr. Pachauri. Dazu gehören Strategien und Instrumente, die Regierungen einsetzen können, um Anreize für den Klimaschutz zu schaffen, sowie neue Technologien, die entweder bereits verfügbar sind oder in den kommenden Dekaden auf den Markt kommen werden. Besonders wichtig ist es, mithilfe der Kohlenstoffpreise ein wirksames Signal zu setzen. "Das ist eine wichtige Erkenntnis", erklärte Dr. Pachauri. "Wenn wir Maßnahmen wollen, dann muss Kohlenstoff ganz klar mit einem Preis verbunden sein, der uns zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft führen wird." UN-Generalsekretär Ban Ki-moon reiste kürzlich in den Amazonas und zur Antarktis, um sich persönlich ein Bild über die Folgen des Klimawandels zu machen. Er lobte die Arbeit des IPCC und beschrieb den jüngsten Bericht als "prägnant und verständlich". "Die in diesem enthaltene Botschaft konnte nicht einfacher verfasst sein", kommentierte er. "Die Bedrohung durch den Klimawandel ist echt und es gibt konkrete und finanziell tragbare Wege, um diesem zu begegnen." Der Generalsekretär ermahnte die Regierungen weltweit, mit den Arbeiten zu einem neuen, umfassenden Deal für den Klimawandel zu beginnen, wenn sie sich im Dezember auf der indonesischen Insel Bali treffen werden. "Die Wissenschaftler haben ihre Arbeit getan, und ich rufe alle politischen Führer dazu auf, das ihre zu tun und sich nicht nur auf neue Verhandlungen zu einigen sondern diese auch bis 2009 abzuschließen", sagte er. "Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren." Dieser jüngste Bericht führt die drei Berichte zusammen, die zu Beginn des Jahres veröffentlicht wurden und sich mit der wissenschaftlichen Grundlage des Klimawandels, mit seinen Folgen und den Wegen diesen zu mildern und sich an ihn anzupassen beschäftigen. Über 2.500 Sachverständige, 800 beitragende Autoren und 450 führende Autoren aus über 130 Ländern arbeiteten daran. Dr. Pachauri unterstrich die Einmaligkeit des Berichtes und hob hervor, dass alle Regierungen, die Mitglieder im IPCC sind, diesen annehmen und verabschieden müssten.

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