Atmosphärische CO2-Werte steigen schneller als erwartet
Einem internationalen Wissenschaftlerteam zufolge sind die Kohlendioxidwerte (CO2) in der Atmosphäre in den vergangenen Jahren schneller gestiegen als erwartet. Die Forscher, deren Arbeit teilweise von der EU finanziert wurde, führen diesen steilen Anstieg des CO2 auf drei Faktoren zurück. "Im Zeitraum 2000-2007 haben eine wachsende globale Wirtschaft, der Anstieg der Kohlenstoffemissionen, die zur Produktion jeder Einheit im Wirtschaftskreislauf erforderlich sind, und die gesunkene Effizienz der Kohlenstoffsenken an Land und in den Ozeanen zusammen zum schnellsten Sieben-Jahres-Anstieg des atmosphärischen Kohlendioxids seit Beginn der kontinuierlichen Überwachung der Atmosphäre im Jahr 1959 geführt", erklären die Forscher in ihrem in Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA (PNAS) veröffentlichten Bericht. Das Weltwirtschaftswachstum sei für 65% des Anstiegs der CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre verantwortlich, heißt es in dem Bericht, wobei die beiden anderen Faktoren für jeweils die Hälfte der verbleibenden 35% verantwortlich seien. Aber es sind genau die beiden anderen Faktoren - die Kohlenstoffintensität der Wirtschaft und die Abschwächung der Kohlenstoffsenken - die einen besonderen Grund zur Besorgnis darstellen. Die Wissenschaftler bemerken, dass sich bis vor kurzem die Kohlenstoffintensität der Wirtschaft, die sich auf die pro ökonomischer Einheit ausgestoßene CO2-Menge bezieht, verbesserte. Die Kohlenstoffintensität des Bruttoweltprodukts ist von 0,35 kg Kohlenstoff pro US-Dollar in 1970 auf 0,24 kg Kohlenstoff pro US-Dollar in 2000 gefallen. Fast alle Zukunftsszenarien im Hinblick auf die Emissionen gehen davon aus, dass diese Verbesserung auch künftig so weitergehen werde. Die Forscher decken auf, dass sich die Kohlenstoffintensität der Wirtschaft seit der Jahrtausendwende nicht weiter verbessert, sondern mit einer Geschwindigkeit von 0,3% jährlich verschlechtert hat. Sie warnen davor, dass diese Tendenz im Zusammenhang mit schnell ansteigenden Emissionen "das Problem der Stabilisierung des atmosphärischen CO2-Gehalts verstärkt". Der dritte Faktor, der zum plötzlichen Anstieg der CO2-Konzentrationen beiträgt, ist die abnehmende Effizienz der natürlichen Kohlenstoffsenken. "In den vergangenen 50 Jahren ist der in der Atmosphäre verbleibende Kohlendioxidanteil, nachdem die Vegetation und die Ozeane ihren Teil absorbiert haben, eskaliert. Dies zeigt auf ein schwindendes Vermögen des Planeten hin, durch Menschen verursachte Emissionen zu absorbieren", erklärte Dr. Pep Canadell, Leiter der Studie und Geschäftsführer des Global Carbon Projekts. "Vor fünfzig Jahren wurden von jeder Tonne CO2-Ausstoß 600 kg durch natürliche Senken aufgenommen. Im Jahr 2006 wurden lediglich 550 kg pro Tonne absorbiert, und die Tendenz ist sinkend." Die Hälfte des Effizienzverlusts der ozeanischen Kohlenstoffsenken geht auf Veränderungen der Westwinde im Südlichen Ozean zurück. Auch diese Veränderungen sind menschlich verursacht. An Land trugen die Trockenperioden zwischen 2002 und 2005 zur Schwächung der ländlichen Kohlenstoffsenken in vielen Regionen bei. "Der Kohlenstoffkreislauf schafft einen stärkeren und schnelleren Klimaantrieb als erwartet - das sind die Mechanismen, die das Klima zur Veränderung zwingen", erklärte Dr. Mike Raupach von der australischen Forschungsgesellschaft Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation. "Im Gegenzug reagiert das Klima selbst, indem es den Kohlenstoffkreislauf beeinflusst und Land- und Ozeansenken verringert." "Die Schwächung der Effizienz der globalen Senken deutet darauf, dass eine Stabilisierung des atmosphärischen CO2-Gehalts noch schwerer zu erreichen ist, als man bisher gedacht hat", fügte Dr. Corinne Le Quéré von der Universität East Anglia und dem British Antarctic Survey hinzu. Dr. Raupach zufolge unterstreichen neue Ergebnisse die Dringlichkeit, die globalen CO2-Emissionen unter Kontrolle zu bringen. "Wir haben herausgefunden, dass die Erde ihre Kapazitäten zur eigenständigen Erholung verliert, um angesichts des massiven Anstiegs der Emissionen in den vergangenen fünfzig Jahren die CO2-Emissionen zu absorbieren. Je länger wir die Reduktion der Emissionen verzögern, umso weniger wird sich die Erde von selbst erholen können ", warnte er. Die EU-Finanzierung für die Studie stammt aus den Projekten CARBOCEAN und CARBOEUROPE des Sechsten Rahmenprogramms (RP6).