Kohlenstoffspeicher des Südpolarmeers geschwächt
Jüngsten Forschungsergebnissen zufolge ist die Fähigkeit des Südpolarmeers zur Absorption von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre als Folge des Klimawandels geschwächt. Nach diesen Ergebnissen wird es wahrscheinlich schwieriger sein, die CO2-Werte in der Atmosphäre zu stabilisieren, als ursprünglich angenommen. Die teilweise von der EU unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) geförderte Studie wurde vom Magazin Science online veröffentlicht. Die Landflächen und Ozeane der Erde absorbieren rund die Hälfte des CO2, das durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre eingeführt wird. Dabei nimmt das Südpolarmeer ca. 15% dieser Emissionen auf und ist dadurch einer der wichtigsten Kohlenstoffspeicher der Erde. Es ist bekannt, dass die Kohlenstoffspeicher der Erde sehr empfindlich auf zahlreiche Faktoren reagieren. Dazu gehört auch das Klima. Um herauszufinden, was im Südpolarmeer vor sich geht, hat ein internationales Forscherteam Messergebnisse von atmosphärischem CO2 von 11 Messstationen im Südpolarmeer und von 40 Stationen auf der ganzen Welt aus dem Zeitraum 1981 bis 2004 analysiert. Die Forscher fanden heraus, dass in den vergangenen 25 Jahren die Fähigkeit des Südpolarmeers zur C02-Absorption um 15% pro Dekade gesunken ist. Der Grund dafür liegt in stärkeren Winden über dem Meer, da diese den Prozess des Vermischens und des Tiefenwasserauftriebs in den Meeren beeinflussen. Das führt zu einem vermehrten Kohlendioxidausstoß in die Atmosphäre und verhindert die CO2-Aufnahme aus der Atmosphäre. Außerdem gehen diese starken Winde auf menschliche Aktivitäten zurück, da, wie aus einer früheren Forschungsarbeit hervorgeht, höhere Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre und der Abbau der Ozonschicht zu stärkeren Stürmen über dem Südpolarmeer geführt haben. "Zum ersten mal konnten wir sagen, dass der Klimawandel selbst für die Sättigung des Kohlenstoffspeichers Südpolarmeer zuständig ist", sagte Hauptautorin Corinne Le Quéré von der Universität East Anglia und der britischen Antarktisvermessung (British Antarctic Survey). "Das ist sehr ernst. Alle Klimamodelle sagen voraus, dass sich diese Form des 'Feedbacks' fortsetzen und im Laufe des Jahrhunderts intensivieren wird. Wenn das Südpolarmeer seinen Sättigungspunkt erreicht, wird mehr CO2 in der Atmosphäre verbleiben." Den Forschungsergebnissen zufolge wird es sehr viel schwieriger sein, den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu stabilisieren als bislang gedacht. Dies impliziert auch, dass die Versauerung des Südpolarmeers früher als ursprünglich angenommen gefährliche Werte erreichen wird. Zusätzlich sagen die Klimamodelle voraus, dass die Winde über dem Südpolarmeer im 21. Jahrhundert weiter an Stärke zunehmen werden, sollten die CO2-Werte in der Atmosphäre weiter ansteigen. "Seit den Anfängen der industriellen Revolution haben die Ozeane der Welt ungefähr ein Viertel der durch den Menschen in die Atmosphäre abgegebenen 500 Gigatonnen Kohlenstoff absorbiert", kommentierte Professor Chris Rapley, Direktor von British Antarctic Survey. "Die Möglichkeit, dass der größte Kohlenstoffspeicher der Welt, das Südpolarmeer, in einer wärmeren Welt nicht mehr so gut funktionieren wird, ist sehr besorgniserregend."