Stellungnahme von Euroscience zum EFR: Mitgliedstaaten müssen sich stärker engagieren
Euroscience begrüßt das Grünbuch der Europäischen Kommission zum Europäischen Forschungsraum (EFR), gibt jedoch zu bedenken, die Mitgliedstaaten müssten mehr unternehmen, damit der EFR Wirklichkeit wird. "Bisher stellen die Mitgliedstaaten selbst das größte Hindernis bei der Umsetzung des EFR dar, weil sie eifersüchtig und anachronistisch über ihre Positionen wachen und nicht begreifen, dass Europa nur stark wird, wenn sie zusammenarbeiten und ihre Vielfalt einsetzen, statt auf monolithische Ansätze zurückzugreifen", schreibt die Organisation in ihrer offiziellen Stellungnahme zum Grünbuch. Besonders kritisch äußerte sich Euroscience über die Kürzung des Haushalts des Siebten Rahmenprogramms (RP7), zu der es im Laufe der Verhandlungen über die finanzielle Vorausschau der EU gekommen war. Euroscience fordert die Mitgliedstaaten auf, "ihre Führungsqualitäten und ihr Engagement unter Beweis zu stellen", indem sie den Haushalt des RP7 bei der Überprüfung der finanziellen Vorausschau neu überdenken und anschließend ihre Investitionen auf nationaler Ebene entsprechend erhöhen. "Ohne eine Erhöhung der Fördermittel wird sich weder der Europäische Forschungsrat weiterentwickeln, noch wird es zur Entstehung einer vielfältigen Landschaft europäischer Forschungsinfrastrukturen kommen, was zulasten der Attraktivität des EFR gehen wird", warnt Euroscience. Auch im Bereich Mobilität, so Euroscience, bedürfe es eines stärkeren Engagements der Mitgliedstaaten. "Die Mitgliedstaaten müssen sich verpflichten, einheitlich vorzugehen und ihre Bestimmungen zu harmonisieren und hinsichtlich Sozialversicherung und Altersversorgung Instrumente zu schaffen, die übertragbar sind, um Wissenschaftlern und Ingenieuren aller Altersstufen einen Anreiz für Mobilität zu geben", heißt es im Dokument weiter. "Nur dann ist ein Binnenmarkt für Forschung und Forscher wirklich möglich." Euroscience schreibt ferner, auf EU-Ebene müsse die Kommission die Verbindungen zwischen ihren politischen Maßnahmen in den Bereichen Wissenschaft und Bildung auf allen Ebenen stärken. "Es wäre bedauerlich, wenn ein Europäischer Forschungsraum, ein Europäischer Hochschulraum, ein Europäischer Bildungsraum für die gymnasiale Oberstufe, ein Europäischer Innovationsraum usw. nebeneinanderher bestehen würden, [ohne dass es zu einem tatsächlichen Austausch käme]", so Euroscience. Die Organisation fordert die Kommission auf, "ein einheitlicheres Konzept" vorzulegen, das zur Entstehung eines Europäischen Wissensraums beiträgt. Euroscience fordert die EU ferner auf, den Anspruch Europas auf eine weltweite Spitzenposition in der Forschung deutlicher zu machen. "Wir sollten mit diesem Ziel nicht verschämt hinter dem Berg halten", so Euroscience. "Zugleich sollte unser Ansatz nicht binnenorientiert sein. Europa muss sich öffnen, denn das ist der beste Weg, um die besten Wissenschaftler aus aller Welt nach Europa zu holen, so wie das in den USA seit langem der Fall ist." Allerdings wird Europa dieses Ziel, nämlich die Nummer eins in der weltweiten Forschung zu werden, nur erreichen, wenn die Mitgliedstaaten und die Kommission bereit sind, "die institutionellen und finanziellen Unzulänglichkeiten, die auf die derzeit unangemessene Verteilung der Zuständigkeiten in Wissenschaft, Technologie und Innovation in Europa zurückzuführen sind, anzugehen". Abschließend betont Euroscience, es sei nicht von der Hand zu weisen, "dass die Forschung und der EFR nur dann erfolgreich sein können, wenn die steuerpolitischen und investitionstechnischen Grundlagen gegeben sind und Europa zugleich einen aktiven Defragmentierungsansatz verfolgt".