Wissenschaftler entdecken gasfressende Bakterien
Ein Team deutscher und amerikanischer Wissenschaftler hat auf dem Meeresgrund lebende Bakterien entdeckt, die sich von Gas ernähren. Die Tiefen des Meeresbodens sind kein angenehmer Aufenthaltsort: Oft ist bereits ein paar Millimeter unter der Bodenoberfläche kein Sauerstoff mehr vorhanden. Auch Nahrung ist dort Mangelware, da gehaltvolle Nährstoffe wie Proteine und Kohlenhydrate aus frischem Plankton bereits oberhalb im Wasser verzehrt werden. Nur schwer "verdauliche" Reste lagern sich im Meeresboden ab. Dennoch bergen auch diese Sedimente des Meeresbodens Leben, und zwar in Form von Mikroorganismen wie z. B. Bakterien. Jetzt sind Wissenschaftler auf eine Bakterienart aufmerksam geworden, die sich von den kurzkettigen Kohlenwasserstoffen Ethan, Propan und Butan ernährt. Aerobe (sauerstoffatmende) Bakterien, die sich auf ähnliche Weise ernähren, hatte man bereits in der Vergangenheit entdeckt. Nun wurden jedoch erstmals anaerobe, gasfressende Bakterien gefunden. Die Forscher isolierten die Bakterien aus sauerstofffreiem Schlamm, den sie Gasquellen im Golf von Mexiko entnommen hatten. Anschließend schlossen sie die Bakterien ohne Sauerstoff in Flaschen ein, wobei die Flaschen mit verschiedenen Kohlenwasserstoffgasen versetzt wurden. Sie fanden heraus, dass die Bakterien zur Umwandlung von Ethan, Propan oder Butan in Kohlendioxid Sulfat aus dem Meereswasser nutzen. Während dieses Prozesses wird das Sulfat zu Schwefelwasserstoff reduziert. Die neu entdeckten Organismen vermehren sich verhältnismäßig langsam: Erst alle drei Tage teilt sich eine Zelle (gegenüber 30 Minuten bei Bakterien für die Joghurtherstellung). Die Erkenntnisse führten zur Lösung einer Reihe von Rätseln, wie beispielsweise das Verschwinden von Ethan, Propan und Butan sowie Methan aus Schlammvulkanen. Die Bakterien könnten auch für die industrielle Biochemie von Interesse sein. Sie müssen nämlich über ein ungewöhnliches "Verdauungsenzym" zum Aufschließen chemisch stabiler Substanzen wie Ethan verfügen - ganz ohne Hitze oder chemische Hilfsmittel wie Sauerstoff. Wenn man in der Lage wäre, ein ähnliches Enzym künstlich herzustellen, wäre dies für chemische Syntheseprozesse sicherlich interessant, vermuten die Autoren. Die Studie wurde in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht.
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