Internationale Wissenschaftler setzen Kurs auf japanisches Erdbebengebiet
Eines der unberechenbarsten Erdbebengebiete der Welt wird jetzt untersucht. Am 21. September ist das japanische Bohrschiff Chikyu vom Hafen von Shingu in See gestochen, um Wissenschaftler zum Nankai-Graben vor der Südwestküste Japans zu bringen. Dies ist die erste von vier Stufen des seismografischen Experiments im Nankai-Graben (Nankai Trough Seismogenic Zone Experiment - NanTroSEIZE). Die europäische Teilnahme wird vom Europäischen Konsortium für Meeresforschungsbohrungen (European Consortium for Ocean Research Drilling - ECORD) koordiniert, das unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) der EU finanziert wird. Während dieser ersten Stufe, die einige Monate bis zum Abschluss benötigen wird, werden Wissenschaftler Bohrproben von sechs verschiedenen Stellen entlang des Grabens nehmen, um die Geologie der Region zu beschreiben. Dies wird geotechnische Informationen für nachfolgende tiefere Bohrungen liefern. Diese Expedition wird bis zum 16. November dauern. Die Nächste wird am folgenden Tag mit anderen Wissenschaftlern an Bord starten. In der vierten und letzten Stufe des Experiments werden Sensoren tief unter dem Meeresgrund - 6.000 Meter unter dem 2.000 Meter tiefen Meeresgrund - installiert, um die Entwicklung von Erdbeben aus nächster Nähe in dem seismogenen Verwerfungsgebiet zu beobachten. "Ein fundamentales Ziel der NanTroSEIZE-Expedition ist es, Instrumente zur langfristigen Beobachtung in der Erdbebenverwerfung anzubringen, sodass wir die Gesetzmäßigkeiten dieses Verwerfungsprozesses beobachten können", sagt Harold Tobin, Meeresgeologe an der Universität Wisconsin-Madison, der für diese Stufe des Experiments verantwortlich ist. "Wir werden in der Lage sein festzustellen, ob Erdbeben messbare Vorzeichen haben, die für die Menschen an Land ein Frühwarnsystem bieten würden." Darüber hinaus hoffen die Wissenschaftler vom Integrated Ocean Drilling Programme (IODP) weitere Erkenntnisse über Wasserbewegungen zu erhalten, und darüber wie sich Wasser auf Subduktionszonen auswirkt, also auf die Bereiche, in denen die tektonischen Platten aufeinandertreffen. Der Graben befindet sich am Rand der Okhotsk-Platte und hat in Millionen von Jahren starke Erdbeben und Tsunamis verursacht. In den Jahren 1944 und 1946 hatten zwei historische Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 8 Punkten auf der Richterskala hier ihren Ursprung. Masa Kinoshita, Meeresgeophysiker an der Japan Agency for Marine-Earth Science and Technology (JAMSTEC) und stellvertretender leitender Wissenschaftler bei diesem Experiment, hebt hervor, dass Erdbeben und Flutwellen ein ernstes Thema für die Menschen in Japan sind. "Es ist folglich logisch und relativ einfach, die Erdbebenquelle freizulegen und mehr über den Mechanismus zu erfahren", sagt er. Die NanTroSEIZE-Expeditionen werden vom IODP organisiert. Diese Meeresforschungsinitiative wird gemeinsam von Japan, den Vereinigten Staaten, einem Konsortium europäischer Länder, China und Südkorea finanziert. Koordiniert wird die europäische Seite von ECORD, einer ERA-NET-Koordinierungsmaßnahme unter dem RP6.