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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Mangelnde Toleranz gegenüber Immigranten in Europa

Wem Integration und Toleranz in Europa am Herzen liegen, wird mit Besorgnis die Ergebnisse einer Studie über die Wahrnehmung von Migranten und Migration lesen. Die Umfrage wurde im Rahmen des EU-geförderten Projekts FEMAGE (Needs for female immigrants and their integration i...

Wem Integration und Toleranz in Europa am Herzen liegen, wird mit Besorgnis die Ergebnisse einer Studie über die Wahrnehmung von Migranten und Migration lesen. Die Umfrage wurde im Rahmen des EU-geförderten Projekts FEMAGE (Needs for female immigrants and their integration in ageing societies - Bedarf an Migranten und ihrer Integration in die alternden Gesellschaften) unter 21 000 Einheimischen in acht Ländern Europas durchgeführt: Deutschland, Estland, Finnland, Österreich, Polen, Slowenien, Tschechische Republik und Ungarn. Zwei Drittel aller Befragten aus Deutschland, Estland, Polen, Slowenien, der Tschechischen Republik und Ungarn waren der Meinung, es gebe zu viele Ausländer in ihrem Land. In Österreich teilte fast der Hälfte aller Befragten diese Ansicht. In allen Ländern überwogen die negativen Einstellungen der Befragten gegenüber Ausländern, wobei als Grund oft angegeben wurde, die Präsenz von Ausländern bewirke Nachteile am Arbeitsmarkt. So sind in Ostdeutschland, Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn mehr als die Hälfte der Befragten der Meinung, Ausländer würden ihnen Arbeitsplätze wegnehmen. Politiker bezeichnen die Immigration häufig als eine Teillösung für das Problem des Bevölkerungsrückgangs. In Finnland wird diese Teillösung auch von einer deutlichen Mehrheit akzeptiert: Sieben von zehn Befragten befürworten eine Immigration aus dem genannten Grund, und nur jeder Zehnte ist dagegen. In anderen Ländern ist diese Art der Immigration hingegen nicht gerne gesehen. Nur fünf Prozent der Esten und acht Prozent der Tschechen befürworten diese Bestandserhaltungsmigration. Das Projektteam stellte eine klare Trennlinie zwischen den westlichen Ländern und den mittel- und osteuropäischen Ländern fest, die an der Studie teilgenommen haben. In Westdeutschland gaben bspw. nur 13 Prozent der Befragten an, es sei kein Platz für Ausländer, während in Ungarn 40 Prozent dieser Aussage zustimmten. Es sei beunruhigend, dass mehr als die Hälfte der Befragten in jedem Land der einhelligen Meinung war, die Zuwanderung von Ausländern begünstige die Ausbreitung von Kriminalität und Terrorismus. In der Tschechischen Republik stimmten sogar acht von zehn Befragten dieser Aussage zu. Auch innerhalb der Länder traten offensichtliche Meinungsunterschiede zutage: So war das Bild, das Befragte mit einem niedrigeren Bildungsstand oder geringeren Einkommen von Migranten oder Migration hatten, meist negativ. "Menschen mit einem schwächeren Bildungshintergrund oder einer schlechteren finanziellen Situation entwickeln eher Angst vor Konkurrenz am Arbeitsmarkt durch Ausländer", heißt es im FEMAGE-Bericht. In Westdeutschland stimmten mehr als die Hälfte aller Befragten der Aussage zu, die Präsenz von Ausländern sei positiv, weil ein Austausch mit anderen Kulturen stattfinde. In der Tschechischen Republik und Estland hielten nur 30 Prozent der Befragten diese Aussage für zutreffend. Ferner ergab sich aus der Untersuchung ein Zusammenhang zwischen einer traditionell-konservativen Sichtweise der Geschlechterrollen und Migration. Laut Bericht wurde in allen Ländern festgestellt, dass je mehr der Befragte die traditionelle Rolle der Frau in der Familie befürwortete, desto häufiger äußerte er auch eine negative Einstellung gegenüber Immigranten. Auf die Frage zur Integration befanden viele Teilnehmer das Erlernen der Sprache des Gastlandes und die Anpassung an die Gebräuche und Maßstäbe des Heimatlandes als die wichtigsten Indikatoren. Eine überwältigende Mehrheit der Befragten in sechs Ländern (alle außer Österreich und Polen) führten an, dass Ausländer, die sich nach fünf Jahren nicht integriert haben, in ihr Ursprungsland zurückkehren sollten. Mit dieser Aussage identifizierten sich zwischen 59 Prozent der Befragten in Westdeutschland und 85 Prozent in Ungarn. Die meisten der Befragten lehnten das Wahlrecht für Ausländer als Mittel der Integration ab und waren gegen eine Beteiligung von Ausländern am politischen Leben und am Entscheidungsfindungsprozess. Lediglich 48 Prozent der befragten Finnen und nur 20 Prozent der Ungarn waren der Meinung, das Wahlrecht sollte nach fünf Jahren Aufenthalt gewährt werden. "Diese Auslegung von Integration und die vorherrschende Meinung, nicht-integrierte Ausländer sollten in ihr eigenes Land zurückkehren, die unabhängig vom Ausmaß der Fremdenfeindlichkeit in allen Ländern beobachtet wurde, scheint wenig Spielraum für den politischen Diskurs zum Multikulturalismus als gegenseitige egalitäre Anpassung zu lassen", warnen die Projektpartner. Das FEMAGE-Projekt wird im Rahmen des Bereichs "Forschung als Unterstützung der Politik" des Sechsten Rahmenprogramms finanziert (RP6). Die Ergebnisse sollen die Einführung von Maßnahmen zur wirtschaftlichen und sozialen Integration von Immigranten und insbesondere Immigrantinnen erleichtern. Außerdem zielt das Projekt darauf ab, einen Überblick über den langfristigen Bedarf an Migranten und ihrer Integration in die alternden Gesellschaften sowie über Integrationsprozesse und -dienste zu vermitteln.

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