Europäische Roadmap für Forschungsinfrastrukturen gestartet
Das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) hat heute die erste europäische Roadmap für Forschungsinfrastrukturen vorgestellt. Das Dokument, an dem zwei Jahre lang gearbeitet wurde, enthält 35 Projekte für Forschungsinfrastrukturen, die als entscheidend für die Entwicklung von Wissenschaft und Innovation in Europa ermittelt wurden. Forschungsinfrastrukturen sind Großanlagen, große Forschungsgeräte oder Datenbanken und Netzwerke für die Arbeit der Wissenschaftler. Beispiele der Roadmap sind das europäische Riesenteleskop (Extremely Large Telescope - ELT), ein europäischer Eisbrecher für die Polarforschung, ein Netzwerk klinischer Forschungszentren und eine Aktualisierung der europäischen Sozialstudie. In der Regel ist es jedoch für ein Institut oder sogar ein Land allein zu teuer, diese Infrastrukturen allein einzurichten und zu unterhalten. "Europa hat eine lange Tradition der Spitzenforschung", sagte der ESFRI-Vorsitzende Professor John Wood. "Wenn wir nicht zusammenarbeiten, können wir die kritische Masse jedoch nicht erreichen." Die Roadmap entstand im November 2004, als die für Wettbewerb zuständigen Minister der EU dem ESFRI den Auftrag erteilten, eine langfristige europäische Vision über die Entwicklung von Forschungsinfrastrukturen von gesamteuropäischem Interesse auszuarbeiten. Seitdem waren über 1 000 Experten daran beteiligt, wichtige Infrastrukturprojekte in sieben Bereichen zu ermitteln: Umweltwissenschaften; Energie; Werkstoffwissenschaften; Astrophysik, Astronomie, Teilchenphysik und Kernphysik; Biomedizin und Biowissenschaften; Sozial- und Geisteswissenschaften; Rechner und Datenverarbeitung. "Forschungsinfrastrukturen sind ein entscheidender Faktor für den Aufbau herausragender Forschungskapazitäten in Europa", fügte der EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik hinzu. "Zum einen unterstützen sie die Arbeit der europäischen Wissenschaftler, zum anderen ziehen Infrastrukturen von Weltniveau die besten Köpfe aus der ganzen Welt an." Potocnik wies darauf hin, dass die Roadmap nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt wichtig sei, und erinnerte daran, wie viele Alltagsgegenstände wie Handys und Satellitennavigationssysteme ihre Existenz der Arbeit in Forschungsinfrastrukturen verdanken. Der Kommissar hob hervor, dass die EU einige Fördermittel für die Projekte bereitstellen könne, die Mitgliedstaaten jedoch den größten Teil der Finanzierung übernehmen müssten. Er wies jedoch darauf hin, dass alle Projekte der Roadmap von einigen Mitgliedstaaten unterstützt werden und dass er in Kürze die nationalen Forschungsminister anschreiben und offiziell um ihre Unterstützung bitten werde. Unter dem Siebten Rahmenprogramm sind 1,7 Mrd. EUR für Forschungsinfrastrukturprojekte vorgesehen; die geschätzten Gesamtkosten aller 35 Projekte ergeben über 13 Mrd. EUR. Im Hinblick auf die Zukunft betonten Professor Wood und Potocnik, dass die Erstellung der Roadmap nicht das Ende des Prozesses sei, sondern ein Instrument, um eine Debatte zu Forschungsinfrastrukturen in Europa einzuleiten. Außerdem hat das ESFRI Gespräche mit weiteren Regionen in der Welt aufgenommen, da einige Projekte einen globalen Ansatz erfordern. Unterdessen werden die Arbeitsgruppen weiterhin neue Vorschläge bewerten und das ESFRI dazu beraten, wie die Anlaufphase der geplanten Forschungsinfrastrukturen aussehen könnte.