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Beyond “Straight Talking”: The Consequences of Vocal Cues to to Sexual Identity for Modern Prejudice

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Warum eine „schwule Stimme“ zu Diskriminierung führen kann

Es ist nur eines von vielen Stereotypen, die häufig mit LGBT-Personen in Verbindung gebracht werden – dass der Klang ihrer Stimme sofort das Geheimnis ihrer Sexualität preisgibt. Aber stimmt das überhaupt? Gibt es so etwas wie eine „schwule Stimme“? Und wenn ja, was bedeutet das für die Gesellschaft und die gesellschaftliche Stellung von LGBT-Personen? Ein EU-finanziertes Projekt beschloss, tiefer in die Materie einzutauchen, um der Frage auf den Grund zu gehen.

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Obwohl sich inzwischen viele entwickelte Länder für LGBT-Rechte und Gleichstellung einsetzen, gibt es immer noch Stereotypen über LGBT-Personen. Eines der beständigsten dieser Stereotypen ist das Konzept der „schwulen Stimme“ – d. h. dass man an der Stimme einer Person ihre sexuelle Orientierung erkennen kann, was als „akustisches Gaydar“ bezeichnet wird. „Selbst in fortschrittlichen Gesellschaften können Stereotype über die ‚schwule Stimme‘ subtile Formen der Diskriminierung auslösen, da Urteile schnell und oft unbewusst getroffen werden“, erklärt Marie Curie-Forschungsstipendiat Dr. Fabio Fasoli, Hauptforscher des Projekts The Gay Voice. „Bei heterosexuellen Teilnehmern war der Glaube an ein Gaydar mit einer negativen Einstellung gegenüber Schwulen und Lesben verbunden. Darüber hinaus gaben 41 % der Schwulen und 6 % der befragten Lesben an, aufgrund ihrer Stimmen als LGBT wahrgenommen zu werden. Dies stimmte mit unserer Feststellung überein, dass Heterosexuelle der Meinung sind, dass das akustische Gaydar ein besserer Indikator für die Erkennung der Sexualität von Männern als von Frauen ist.“ Das akustische Gaydar in Aktion Die Forscher fanden heraus, dass homosexuelle Männer, wenn sie darüber berichteten, wie sie von dem akustischen Gaydar anderer Personen erfasst wurden, meist negative Erfahrungen in Zusammenhang mit Spott, Mobbing oder expliziter Diskriminierung beschrieben haben. Einige homosexuelle männliche Teilnehmer gaben auch an, selbstbewusst zu sein. Sie neigten dazu, öffentliches Reden zu vermeiden, versuchten in bestimmten Situationen ihre Stimme zu ändern oder bestimmte Personen zu meiden. Das Projektteam untersuchte zudem, auf welche Weise das akustische Gaydar zu Diskriminierung am Arbeitsplatz führen kann. Dabei entdeckten sie, dass lesbische Frauen dem akustischen Gaydar möglicherweise häufiger zum Opfer fallen als bisher angenommen. „Wir fanden heraus, dass die stärkste und beständigste LGBT-Diskriminierung bei lesbisch klingenden Berufsbewerberinnen und nicht bei schwul klingenden Männern auftrat, obwohl es stärkere Vorurteile in Bezug auf homosexuelle Männer und ihre Sprechweise gibt“, berichtet Dr. Fasoli. „Am Arbeitsplatz sahen wir, dass in Situationen, in denen sexuelle Orientierung ausgehend vom akustischen Gaydar und nicht aus einem expliziteren Grund hergeleitet wurde, schwul und lesbisch klingende Berufsbewerber als weniger geeignet angesehen wurden, insbesondere für Führungspositionen.“ Eine abschließende Studie deutete darauf hin, dass die Diskriminierung einer Frau, die sich lesbisch anhört, entweder ihrem Geschlecht oder ihrer Sexualität zugeschrieben wird, und daher eine solche Diskriminierung, die durch das akustische Gaydar ausgelöst wird, sowohl von denjenigen, die sie ausüben als auch von denen, auf die sie abzielt, systematisch übersehen werden kann. Förderung eines breiteren Verständnisses Das Team ist fest davon überzeugt, dass ihr Projekt zu einem breiteren Verständnis beiträgt, warum LGBT-Personen auch in fortschrittlichen Gesellschaften noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen haben. „Wenn man lesbisch oder schwul klingt und bestimmten stimmlichen Stereotypen entspricht, heißt das, dass man wahrscheinlich anders behandelt wird“, so Prof. Peter Hegarty, der dabei half, das Projekt zu beaufsichtigen. „Sich der Stereotypen und des unbewussten Urteils, das sich aus dem akustischen Gaydar ergeben kann, bewusst zu sein, ist jedoch wichtig für Diversitätsschulungen, LGBT-Selbsthilfegruppen und rechtliche Angelegenheiten.“ Das Team wird seine Forschung zu diesem Thema fortsetzen und hofft, auch weiterhin mit der lokalen LGBT-Gemeinschaft (die maßgeblich zum Erfolg des Projekts beigetragen hat), Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern zusammenzuarbeiten. „Die Stimme ist ein grundlegender Bestandteil der täglichen Kommunikation und es gibt noch viel zu diesem Thema zu erforschen“, schließt Prof. Hegarty.

Schlüsselbegriffe

The Gay Voice, akustisches Gaydar, Gaydar, schwule Stimme, LGBT, Diskriminierung, Diskriminierung am Arbeitsplatz

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