Schweden möchte ganz ohne Öl auskommen
Schweden möchte durch Förderung erneuerbarer Energiequellen als erstes Land der Welt ganz ohne Öl als Brennstoff auskommen. "Ab 2020 sollten wir nicht mehr von Öl abhängig sein", sagte die Ministerin für nachhaltige Entwicklung Mona Sahlin. Die Maßnahmen, durch die Schweden zu einem von Öl unabhängigen Land werden soll, werden von einem Konsortium von Industriellen, Wissenschaftlern, Landwirten, Fahrzeugherstellern, Beamten und anderen Beteiligten geleitet. Sie werden dem schwedischen Parlament in einigen Monaten einen Bericht vorlegen. Nach Ansicht des schwedischen Parlaments sind die Maßnahmen zum Ersetzen der fossilen Brennstoffe durch erneuerbare Energieformen aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen von entscheidender Bedeutung. "Wenn unser Land von fossilen Brennstoffen unabhängig wäre, würde dies enorme Vorteile bringen, nicht zuletzt, weil wir dadurch den Ölpreisschwankungen nicht so stark ausgesetzt wären. Denn der Ölpreis hat sich seit 1996 verdreifacht", sagte Sahlin. Laut der Ministerin wird Schweden die folgenden Maßnahmen umsetzen: Steuerbefreiungen für Umstellung von Öl auf erneuerbare Energien; mehr erneuerbare Energien; Einführung weiterer Maßnahmen für erneuerbare Brennstoffe; mehr Investitionen in die Entwicklung einer "erneuerbaren Gesellschaft"; andauernde Investitionen in Fernwärme (insbesondere Erdwärme und Biomasse). "Die Unabhängigkeit von Öl bringt viele Möglichkeiten für eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, technologische Entwicklung und technologischen Fortschritt. Unser Ziel ist es, bis 2020 unabhängig von fossilen Brennstoffen zu sein. Bis dahin wird kein Haus mehr Öl zum Heizen benötigen, Kraftfahrer werden neben Benzin andere Wahlmöglichkeit haben, und es wird immer Alternativen geben, die besser als Erdöl sind", sagte sie. Andere Länder, die Schritte zur Unabhängigkeit von Öl unternehmen, sind u. a. Island, das über bedeutende Erdwärmequellen verfügt, jedoch darauf baut, einen Teil seiner Fahrzeuge und Schiffe bis 2050 mit Wasserstoff betreiben zu können, und Brasilien, das innerhalb von fünf Jahren 80 Prozent seiner Verkehrsflotte mit aus Zuckerrohr gewonnenem Ethanol antreiben möchte. Da es zurzeit noch keine gemeinsame EU-Energiepolitik gibt, treffen die Länder nationale Entscheidungen in Bezug auf den zu verfolgenden Weg und die Bereiche, auf die sich die Energieforschungsinvestitionen konzentrieren sollten. Einige haben eine Rückkehr zur Kernkraft als "einfachen" Weg zur Deckung des Energiebedarfs und Erreichung der im Rahmen des Kyoto-Protokolls zur globalen Erwärmung gesetzten Ziele angedeutet. Die EU hat sich allerdings Ziele zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen gesetzt und ist international als führende Kraft auf diesem Gebiet anerkannt. Mit seiner Entscheidung ist Schweden das erste Land, das öffentlich für eine von Erdöl unabhängige Welt eintritt. Billiges Erdöl ist das Fundament unserer modernen Zivilisation. Es hat den Weg für billigen Strom geebnet, was wiederum fast alle Technologien ermöglicht hat, und bildet die Grundalge der Kunststoff-, Pharma- und Technikbranche. Schweden ist wahrscheinlich eines der wenigen Länder, das über ausreichend vielfältige Energien verfügt, um eine Unabhängigkeit von Erdöl zu erreichen. Seit 1994 hat die Industrieproduktion in Schweden um 70 Prozent zugenommen, wobei der Ölverbrauch der Haushalte und der Dienstleistungsbranche signifikant zurückgegangen und der Ölverbrauch der Industrie konstant geblieben ist. Momentan deckt Schweden den Großteil seines Strombedarfs mit Nuklearenergie, Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energien. Aus erneuerbaren Energiequellen kommen 26 Prozent der Gesamtenergie des Landes. Obwohl Schweden bereits 1980 den Atomausstieg beschlossen hat, sind noch immer einige Reaktoren am Netz.
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