Rat für Luft- und Raumfahrtforschung in Europa legt Forschungsagenda für die nächsten zwei Jahrzehnte fest
Der Rat für Luft- und Raumfahrtforschung in Europa (ACARE) hat am 30. März eine überarbeitete Version seiner strategischen Forschungsagenda (SRA) herausgegeben. Die zweite Agenda ist detaillierter als die erste. Sie richtet den Blick auf die nächsten 20 Jahre in der Luftfahrt und beschreibt die erforderliche Technologie, um ehrgeizige Ziele bezüglich Zeit, Kosten, Umwelt, Sicherheit und Kundenfreundlichkeit zu erreichen. "Der Luftverkehr heutzutage wurde für ein anderes Zeitalter geschaffen und ist für die heutigen Anforderungen nicht optimal", meint Bengt Halse, ACARE-Vorsitzender und ehemaliger CEO von SAAB. Neue Technologien seien erforderlich, um die jetzt notwendigen Änderungen zu unterstützen, und genau hier spiele die SRA eine Rolle, erklärte Dr. Halse. Schwerpunkt der SRA sind fünf "hochrangige Zielkonzepte": - ein stark kundenorientiertes Luftverkehrssystem; - ein sehr zeiteffizientes Luftverkehrssystem; - ein sehr kosteneffizientes Luftverkehrssystem; - ein äußerst umweltfreundliches Luftverkehrssystem; - ein äußerst sicheres Luftverkehrssystem; In dem Dokument werden die Bereiche hervorgehoben, in denen mehr Forschung notwendig ist, um diese Systeme zu entwickeln. Es werden Anhaltspunkte gegeben, wie wichtig jede einzelne Technologie ist und in welchem Zeitrahmen sie umgesetzt werden soll. ACARE betont, dass alle Ziele die gleiche Priorität haben und dass Technologien, die im Hinblick auf eine Priorität entwickelt wurden, möglicherweise auf eine andere übertragen werden können. Mehrere Redner bei den Aerodays von ACARE in Brüssel, Belgien, betonten, dass für die Durchführung dieser Forschung höhere Investitionen notwendig seien. Die Finanzierung müsse durch nationale, europäische und internationale Programme sowie durch die Industrie erfolgen, so Dr. Halse. Es ist nicht mehr möglich, diese Verantwortung abzuwälzen und sich darauf zu verlassen, dass andere die Finanzierungslücke schließen. "Diese Hintertür steht nicht mehr offen", meinte er. Das Kommissionsmitglied für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik richtete zuversichtliche Worte an ACARE. Er versprach, das Budget für Luftfahrtforschung in seinen Vorschlägen für das Siebte Rahmenprogramm (RP7) zu erhöhen. Auf die Frage von CORDIS-Nachrichten, wie wichtig die öffentliche Förderung im Luftfahrtsektor in Anbetracht des geringen Anteils, den sie ausmacht, tatsächlich sei, verwies der italienische Europaabgeordnete und frühere Astronaut Umberto Guidoni auf die Grundlagenforschung. Obwohl die öffentlichen Investitionen geringer sein mögen als die des Privatsektors, seien sie wichtig für die Entwicklung neuer Technologien außerhalb des unmittelbaren Umkreises der Branche. "Damit kann Grundlagenforschung gefördert werden, die in der Zukunft zu einem Durchbruch führen kann", so Dr. Guidoni. ACARE geht auf alle Aspekte des Luftverkehrs ein, darunter auch die Flugsicherung und die Flughäfen sowie die nahe liegendere Flugzeugkonstruktion. "Ob wir unsere Flughäfen weiter ausbauen dürfen, hängt von technologischen Verbesserungen ab", erklärte Stephen Hardwick, Direktor für Öffentlichkeitsarbeit der britischen Flughafenbehörde BAA (British Airports Authority). Eine Reduzierung des Lärms und der Luftverschmutzung werde zu einer größeren öffentlichen Akzeptanz von Flughäfen führen und es Fluggesellschaften langfristig erlauben, mehr und größere Flugzeuge zu nutzen. Doch für die Entwicklung dieser neuen Technologien seien Fachleute erforderlich, wie Billy Fredriksson von der Universität Linköping betonte. "Wir brauchen ein nachhaltiges System, um Fachleute mit den relevanten Kenntnissen auszubilden", so Professor Fredriksson. "Heutzutage ist es für junge Menschen nicht mehr aufregend, ein Flugzeug fliegen zu sehen. Diese Zeiten sind vorbei. Wir müssen etwas Neues und Spannendes finden, um die Luftfahrt für sie attraktiv zu machen." Walter Kröll, ehemaliger ACARE-Vorsitzender und Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, stellte die nächsten Schritte vor, die erfolgen müssen. Laut Dr. Kröll ist die SRA allein nicht ausreichend. "Es ist notwendig zu handeln, und alle Interessenvertreter müssen handeln. Ihre Aufgabe ist, den Rat zu befolgen und gemeinsame Arbeitsprogramme daraus zu entwickeln. ACARE hat den Weg geebnet. Die Interessenvertreter müssen nun diesem Weg folgen."