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Inhalt archiviert am 2024-06-18

Speaker Identification Integrated Project

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Neuartige Spracherkennungstechnologie vervollständigt rechtliches Arsenal von Interpol

Schaut man die üblichen Fernsehsendungen, bei denen die Forensik eine Rolle spielt, könnte man leicht glauben, dass es keine stärkeren Beweise als schlüssige DNA-Proben oder Fingerabdrücke gibt. Dabei vergisst man jedoch die Bedeutung der Spracherkennung. Dank der neuen Sprechererkennungstechnologie und einer von Interpol gepflegten großen Stimmendatenbank wird letztere nun bedeutend einfacher.

Man stelle sich einen Kriminellen mit verborgenem Gesicht vor, aufgenommen von einer Überwachungskamera, wie er gerade eines seiner Opfer bedroht. Oder ein überwachtes Telefonat zwischen einem mutmaßlichen Drogenhändler und einer unbekannten Person, welche der Drahtzieher zu sein scheint. Bei derartigen Szenarien würde eine zu 100 % genaue Spracherkennungstechnologie eine Wende einläuten. Obwohl Spracherkennung bereits als juristisches Beweismittel vorgelegt werden kann, gibt es rund um ihr wissenschaftliches Fundament immer noch Skepsis. Das EU-finanzierte Projekt SIIP (Speaker Identification Integrated Project) zielt darauf ab, diese Zweifel mit Hilfe eines innovativen probabilistischen, sprachunabhängigen Erkennungssystems zu beseitigen. Bei diesem System kommen eine neuartige Speaker-Identification-Engine (SID) und ein Global-Info-Sharing-Mechanism (GISM) zum Einsatz, um unbekannte Sprecher zu identifizieren, die in auf rechtmäßige Weise abgehörten Anrufen erfasst, an Schauplätzen von Verbrechen oder Terroranschlägen, in sozialen Medien und anderen Arten von Sprachquellen aufgezeichnet worden sind. Die Stärke von SIIP liegt in der Verschmelzung mehrerer Spracherkennungsalgorithmen im Zusammenhang mit Sprechermodell, Geschlecht, Alter, Sprache und Akzent, die von verschiedenen Anbietern bereitgestellt werden. Diese Fusion resultierte in einer höchst zuverlässigen und sicheren Erkennung und hält falsch positive und falsch negative Meldungen auf einem Minimum. Durch den Einsatz dieser Technologie können die Strafverfolgungsbehörden jene zwei Hauptanforderungen meistern, mit denen sie es bisher zu tun bekamen: das Umgehungsproblem, das darin besteht, dass Terroristen und Kriminelle bei Gesprächen per Telefon oder über das Internet versteckte, gefälschte und willkürliche Identitäten verwenden, und die Schwierigkeit, eine unbekannte Unterhaltung in einem rechtmäßig abgefangenen Anruf eines bekannten Sprechers zu identifizieren. Sobald das Gespräch aufgezeichnet worden ist, wird SIIP eine Identifizierung der Sprechenden, indem deren Stimmen mit den reichlich vorhandenen Metadaten aus verschiedenen Quellen verglichen werden, sowie den Informationsaustausch mit den Strafverfolgungsbehörden weltweit über Interpol ermöglichen. Auf diese Weise können die Strafverfolgungsbeamten wertvolles Aufklärungsmaterial sammeln, um eine Straftat oder eine terroristische Aktivität zu verhindern, bzw. sie aufklären, wenn sie bereits geschehen ist, und dabei die Spracherkennung als vorforensisches Instrument zur Erstellung von Beweisen für die Richter nutzen. Das System wurde bereits von den Endnutzerpartnern des Projekts anhand echter Fälle vorgeführt. Dabei wurden Sprecher in sozialen Medien identifiziert und Informationen zwischen den Nutzern ausgetauscht. Das Konsortium gab an, dass das Feedback wirklich positiv war. Und SIIP könnte sogar weitere zentrale biometrische Interpol-Datenbanken wie etwa Fingerabdrücke, Gesichter und DNA einbeziehen. Auf diese Weise würden nicht nur die globalen Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Informationsaustausch zwischen den 190 Interpol-Mitgliedstaaten sondern auch die Ermittlungsarbeit verbessert und beschleunigt werden. Obgleich das Projekt im April 2018 endet, ist die Entwicklungsphase von SIIP abgeschlossen. Nach Auskunft des Konsortiums wird das System in „sehr kurzer Zeit“ zur Vermarktung bereit sein. Nun sollten die EU und Interpol ein Budget für die Gründung eines Spin-off-Unternehmens zur Verfügung stellen, das offiziell unterstützt und gefördert wird. Dieses ausgegründete Unternehmen wird sich um Marketing und Vertrieb, Kundenanpassung, Wartung und zukünftige Entwicklungen kümmern.

Schlüsselbegriffe

SIIP, Spracherkennung, Interpol, Sprechererkennung, LEAs, Strafverfolgungsbehörden

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