Einbeziehung öffentlicher Räume in die Gebäudeplanung
Vom zentralen Marktplatz in einer Großstadt bis hin zu Gemeinschaftsräumen in Wohnblöcken - öffentliche Bereiche werden von unterschiedlichen Gruppen in unterschiedlichster Weise genutzt. Im Mittelpunkt des EU-finanzierten Projekts TRADERS stand die Planung und Gestaltung solcher Räume für größtmögliche Inklusion. Im Projekt interagierten Künstler und Designer auf einzigartige und innovative Weise mit den Nutzern öffentlicher Räume und gewannen Einblicke darüber, wie diese sich in öffentlichen Räumen fühlen. Die Ergebnisse wurden dann von den Behörden aufgenommen, die für die Planung der Räume zuständig sind. "Wie sich Menschen in öffentlichen Räumen fühlen und bewegen, gleich, ob sie zu marginalisierten Gruppen gehören oder Kinder sind, ist bislang kaum erforscht. TRADERS testete und entwickelte daher eine Reihe partizipativer und inklusiver Forschungsmethoden, mit denen Kunst- und Designforscher künftig die menschliche Wahrnehmung von öffentlichen Räumen genauer untersuchen können", sagt Jessica Schoffelen, Co-Projektkoordinatorin von TRADERS. Das Projekt schulte fünf angehende Kunst- und Designforscher und einen Soziologen in partizipativen Forschungsmethoden wie Intervention – bzw. neuen Möglichkeiten, Menschen zur Teilnahme zu bewegen – wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Kindern lag sowie auf performativer Kartierung, mit deren Hilfe Menschen erklären können, wie sie sich im öffentlichen Raum fühlen. In einem der Projekte befasste sich der Künstler Pablo Calderón Salazar mit der belgischen Stadt Genk, in der mit der kürzlichen Schließung einer Ford-Fabrik viele Menschen arbeitslos geworden waren. Um eine Debatte über Beschäftigung anzustoßen und den Menschen zu helfen, neue Arbeitsmöglichkeiten zu finden, entwickelte Salazar ein Fahrrad, auf dem eine Druckerpresse installiert war. Er fuhr über die öffentlichen Flächen in Genk und befragte Menschen nach ihrer Einstellung zu Arbeit und Beschäftigung. Mit seiner Druckerpresse konnten seine Interviewpartner ein Plakat mit ihren besonderen Fähigkeiten drucken. Er zeigte ihnen auch Ideen aus einem Blog aus dem Internet, um erste Kontakte zu den Menschen herzustellen. In Göteborg, Schweden, beobachtete die Designerin Annelies Vaneycken das Spielverhalten von Kindern. Anstatt Erwachsenen die Gestaltung inklusiver öffentlicher Räume zu überlassen, ließ Vaneycken die Kinder selbst zu Wort kommen, um ihre eigenen Ideen für den von ihnen genutzten Bereich einzubringen. In einem anderen Projekt entwarf die Designerin Naomi Bueno de Mesquita eine Smartphone-App, mit der Menschen dokumentieren, wie sie öffentliche Räume nutzen. Der Schwerpunkt lag dabei auf marginalisierten Gruppen wie Geflüchteten, deren Emotionen sie für verschiedene Bereiche öffentlicher Räume erfasste. So stellte sich etwa heraus, dass Geflüchtete sich in Bereichen mit vielen Überwachungskameras unwohl fühlen. Mit ihrer Arbeit kann sie für Forscher oder auch öffentliche Raumplaner erlebbar machen, wie sich Menschen im öffentlichen Raum fühlen. "TRADERS ging es um Partizipation und Inklusion durch Kunst. Wir haben viele Menschen in die Gestaltung öffentlicher Räume einbezogen und dabei gesellschaftliche Faktoren enthüllt, die zuvor teilweise noch nicht wahrgenommen wurden", sagt Veerle Van der Sluis, TRADERS-Projektkoordinator. Über das gesamte Projekt hinweg organisierte TRADERS mehrere öffentliche Veranstaltungen zu partizipatorischer Kunst und Design, an denen Designer, Organisationen und Behörden vor Ort beteiligt waren und in denen Möglichkeiten erforscht wurden, die Bürgerbeteiligung zu verbessern oder aufzuzeigen, wie Künstler und Designer durch ihre Arbeit andere zu sozialen oder politischen Veränderungen ermutigen können. Zum Projekt wurde auch ein Buch mit dem Titel "Trading Places: Practices of Public Participation in Art and Design Research" veröffentlicht.
Schlüsselbegriffe
TRADERS, Kunst und Design, öffentlicher Raum, Spielplätze, Arbeitslosigkeit, marginalisierte Gruppen