Intelligente Überwachungstechnik gegen Piratenangriffe auf See
Mit der Zunahme der Piraterie auf See zeigte die internationale Gemeinschaft verstärkt militärische Präsenz, die aber jetzt aufgrund der hohen Kosten zurückgefahren wird. Gefragt sind daher vor allem kosteneffiziente nicht-militärische Optionen, obwohl diese Alternativen bei unsachgemäßer Handhabung trotzdem tödliche Risiken bergen. "Schwerpunkt von IPATCH waren kosteneffiziente, nicht-tödliche Systeme, mit denen sich Handelsschiffe gegen die zunehmenden Piratenangriffe verteidigen können", erklärt Tom Cane, Projektkoordinator des EU-finanzierten Projekts IPATCH. "Weiterhin sollten rechtliche und ethische Aspekte der verschiedenen Arten von Gegenmaßnahmen genauer betrachtet werden." Mehr Sicherheit auf See ohne tödliche Waffen IPATCH analysierte Daten zu Piratenangriffen der letzten fünf Jahre und Gegenmaßnahmen, um häufige Angriffsstrategien wie auch mögliche Risiken für Mannschaft und Schiff zu beurteilen. Weitere Schwerpunkte waren die Wirksamkeit derzeitiger Verteidigungsmaßnahmen zusammen mit rechtlichen und ethischen Fragen. Laut Internationaler Seeschifffahrtsorganisation ist die wichtigste Verteidigung auf See ein wachsamer Ausguck. Um frühzeitig vor verdächtigen Schiffen oder einem Angriff zu warnen und die Verteidigung positionieren zu können, ist genaue Beobachtung die erfolgreichste Methode zum Schutz der Schiffe. Dementsprechend entwickelte das Projekt ein automatisches Bordsystem zur Bedrohungserkennung und Entscheidungsunterstützung. Es kombiniert modernste Videotechnik mit vorhandenen Sensoren, Lageerkennung und Computerprogrammen für Bedrohungsanalysen und liefert damit der Mannschaft Entscheidungsunterstützung für die schnelle und sichere Abwehr der Angriffe. IPATCH validierte das Prototypsystem erfolgreich an Bord eines echten Öltankers. In Griechenland wurden mit kleinen Schnellbooten Piratenangriffe simuliert, um zu prüfen, wie gut die Erkennungsleistung des Systems ist, ob das Risiko adäquat eingeschätzt wird und ob Kapitän und Mannschaft entsprechend angewiesen werden. Für die Tests und Entwicklung des Systems wurden Daten von Sensoren auf See synchronisiert, u.a. von optischen und Wärmebildkameras, Radargeräten, einem automatischen Identifikationssystem und Navigationssystemen. Der Datensatz wurde dann aufbereitet, annotiert und Wissenschaft und Industrie für weitere Forschungszwecke zur Verfügung gestellt. Lageerkennung in Echtzeit und Risikominimierung bei Piratenangriffen "IPATCH lieferte fundiertes Wissen zum Verhalten von Piraten und möglichen Abwehrmaßnahmen, insbesondere für unsere Schwerpunktgebiete Ost- und Westafrika", sagt Cane. "Für ein kostengünstiges Überwachungs- und Warnsystem an Bord wurde die Machbarkeit demonstriert und kann nun Kapitän und Besatzung in gefährlichen Gewässern Unterstützung leisten." Laut Cane eignen sich die einzelnen Komponenten des Systems auch für andere Anwendungen, etwa die Überwachung von Häfen, Sicherung des Schiffsverkehrs, den Schutz von Offshore-Infrastrukturen oder mehr generelle Sicherheit auf See. Für direkte Endnutzer des Bordsystems wie Reedereien, Kapitäne und Besatzungen lohnt sich das System, weil es rechtzeitig vor Angriffen warnen und daraus entstehende Kosten senken kann. "Je mehr Zeit die Mannschaft zur Vorbereitung hat, desto besser", sagt Cane. "Das automatische System überwacht die Umgebung rund um die Uhr im 360°-Winkel und entlastet so die Wachleute." Die Projektergebnisse dienen auch der Ausbildung von Seeleuten und dem Kapazitätsaufbau in Küstenstaaten, in denen Piraten agieren. "Mittels Frühwarnsystem und Entscheidungshilfen zur Abwehr von Angriffen kann die Sicherheit von Schiffen und Mannschaft deutlich verbessert werden", schließt Cane.
Schlüsselbegriffe
IPATCH, Piraterie, Verteidigung, Bedrohungserkennung, Überwachungstechnik, Schifffahrt