Nachhaltige Forstwirtschaft in der Mittelmeerregion kommt allen zugute
Der Klimawandel betrifft den gesamten Mittelmeerraum, allerdings sind die Auswirkungen aufgrund unterschiedlicher Landnutzung dort nicht überall gleich. In den europäischen Ländern nahmen nach verstärkter Abwanderung der Landbevölkerung und fehlender Bewirtschaftung der aufgegebenen Flächen Risiken wie Feuersbrände, Schädlingsbefall, Baumkrankheiten und Trockenheit in den Wäldern zu. Die Maghreb-Staaten Marokko und Tunesien sind allerdings mit einem völlig anderen Szenario konfrontiert, etwa illegaler Abholzung und Ausbeutung von Waldressourcen, was in Kombination mit dem heißeren und trockeneren Klima die Wüstenbildung alarmierend vorantreibt. Das EU-finanzierte Projekt MENFRI (Mediterranean network of forestry research and innovation (MENFRI)) stellte sich diesen Herausforderungen. Schwerpunkte waren die Förderung unternehmerischer Innovationen und Anpassung an die Umweltveränderungen, um Waldökosysteme nachhaltiger nutzen zu können. Die Initiative stellte der Forstwirtschaft Werkzeuge und Informationen zur Verfügung, um Naturschutz und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu fördern. Weiterhin erhielten Entscheidungsträger Zugang zu wissenschaftlichen Daten, damit eine umfassende und kohärente europäische Forstpolitik erarbeitet werden kann. Auf der Suche nach Lösungen Projektkoordinator Dr. Enrique Doblas erklärt: "Der Austausch von Wissen zur Forstbewirtschaftung zwischen beiden Mittelmeerküsten wird in Leitlinien für einen innovativen Waldsektor münden, um den Schutz dieses Ökosystems und die sinnvolle Nutzung von Waldressourcen voranzubringen und nicht zuletzt die Schaffung von Arbeitsplätzen und die regionale Entwicklung zu fördern." Aus der traditionellen Nutzung der Wälder in den Maghreb-Staaten lassen sich ökologische Innovationen ableiten, um die europäische Forstpolitik für neu entstandene Wälder zu unterstützen und Landflucht entgegenzuwirken. Ebenso könnten geographische Informationstechnologien aus dem nördlichen Mittelmeerraum dazu beitragen, die Entwaldung im Süden zu stoppen und die nachhaltigere Nutzung der Wälder zu fördern. Forstmaschinen können zudem Frauen die Arbeit erleichtern, die Holz und andere Waldprodukte sammeln. Um Chancen und potenzielle Engpässe zu identifizieren, wurde eine beratende Expertengruppe zusammengestellt. Und Dr. Doblas erklärt: "Wir haben es geschafft, Mitglieder des Europäischen Parlaments, Geschäftsleute, Forscher, Manager und Waldbesitzer mit ins Boot zu holen. Zudem waren auch Sozialarbeiter beteiligt, die Kontakt zur ländlichen Bevölkerung herstellten, deren Lebensgrundlage der Wald ist." Der Bericht der Beratergruppe bildete die Basis des Leitfaden zur Forstpolitik im Mittelmeerraum. "Drei wichtige Punkte, über die wir debattierten, waren Valorisierung, Bildung sowie staatliche Unterstützung auf höherer Ebene", sagt Dr. Doblas. Das Wissen wurde auch verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren in Kursen zu Unternehmensgründung, geografischen Informationssystemen, Forstzertifizierung und EU-Projekten vermittelt. Ein innovativer Ansatz MENFRI erstellte auch die Webseite the NODE (Node for opportunities, development and environment) zur Förderung von sozialer Eingliederung, Schaffung von Arbeitsplätzen, Unterstützung der wirtschaftlichen Entwicklung und Umweltschutzmaßnahmen. Der innovative, multidisziplinäre Ansatz bietet lokalen, nationalen und regionalen öffentlichen Verwaltern, lokalen Gemeinden, Forschern, Unternehmern und Schulen an verschiedenen Standorten Möglichkeiten zum Kapazitätsaufbau. Die Kontaktbörse Forestry Hub ist ein Tool, das mit der NODE-Plattform verlinkt ist, Interaktionen zwischen allen relevanten Akteuren unterstützt und so Unternehmensgründungen im Forstsektor vereinfacht. "Dies ist der erste Schritt zur Schaffung eines Inkubators für die Forstwirtschaft im Mittelmeerraum", sagt Dr. Doblas. Die Förderung ökologisch nachhaltiger, fairer und zertifizierter Forstprodukte soll als Motor für nachhaltige Entwicklung fungieren, der Investoren anzieht und Einheimische eine ökologisch sinnvolle Waldnutzung nahe bringt. Um die Valorisierung mediterraner Waldprodukte zu fördern, untersuchte MENFRI, wie ein nationales Zertifizierungssystem in Zusammenarbeit mit dem weltweit größten Forstzertifizierungsprogramm PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification) umgesetzt werden kann. Und wie Dr. Doblas abschließend erklärt, "wird die nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen dem bislang vernachlässigten Forstsektor und Gemeinden unter die Arme greifen sowie Arbeitsplätze durch innovative Lösungen schaffen.
Schlüsselbegriffe
Nachhaltige Entwicklung, Mittelmeer, Wälder, MENFRI, Wirtschaft