Erdbeobachtungsdaten für Aquakultur zugänglich machen
Dank des von der EU finanzierten AQUA-USERS-Projekts hat Europas Aquakultursektor jetzt unmittelbaren Zugriff auf benutzerfreundliche Daten über Punkte wie zum Beispiel Wassertemperatur, Chlorophyllkonzentrationen und das Vorhandensein schädlicher Algenblüten. Diese Informationen aus GMES-Satelliteninformationen und In-situ-Beobachtungen werden den Betreibern Hilfestellung dabei geben, ihre Anlagen in Echtzeit zu verwalten, und Gewerbebetriebe bei der Suche nach optimalen Produktionsstandorten unterstützen. „Für den Erfolg von Fischzuchtbetrieben und die Kultivierung anderer Wasserorganismen ist die Wasserqualität ist ein entscheidender Faktor“, erläutert AQUA-USERS-Projektkoordinator Dr. Marnix Laanen von Water Insight in den Niederlanden. „Sie wirkt sich stark auf die Gesundheit und das Wachstum der Arten aus und hat daher einen starken Einfluss auf die Produktionskosten.“ Jedoch wirkten sich mehrere Faktoren hemmend auf die Einführung der Erdbeobachtungsdaten aus. Dazu zählten eine Fehlanpassung zwischen Daten und Nutzeranforderungen, Schwierigkeiten beim Zugriff auf Informationen sowie durch rechtliche Anforderungen auferlegte Einschränkungen. Das AQUA-USERS-Projekt wollte diese Punkte mit der Entwicklung einer Plattform in Angriff nehmen, die spezielle Informationen entsprechend den Aquakulturerfordernissen liefert. Sofortiger Zugriff auf Informationen Zwei Online-Dienste stehen nun zum Einsatz bereit. Beim ersten handelt es sich um einen Service zur Auswahl des Standorts (Site Selection), der Aquakulturerzeugern detaillierte Informationen über einen bestimmten Ort anbietet. „Bei einer Anwenderbefragung stuften 94 % der befragten Personen diese Dienstleistung als nützlich bzw. sehr nützlich ein“, berichtet Kathrin Poser, Laanens Kollegin bei Water Insight, die ebenfalls an dem Projekt beteiligt war. „Mit dem dänischen Ministerium für Umwelt und Nahrungsmittelerzeugung wurde bereits ein Folgevertrag vereinbart.“ Der zweite Service ist ein Managementservice für jeden Tag (Daily Management), der dazu vorgesehen ist, den Standortleitern relevante und zeitnahe Informationen zur Verfügung zu stellen, damit sie fachkundige Entscheidungen treffen können. Zudem wurden ein Internetportal und eine Smartphone-App entwickelt, um einen leichten Zugriff zu schaffen. Man räumte den für das Aquakulturmanagement hochwichtigen Indikatoren einschließlich der Frühwarnung vor dem Auftreten schädlicher Algenblüten (Harmful Algae Bloom, HAB) Priorität ein. „Die Satellitenüberwachung ist eine wertvolle Dienstleistung, die von den Lachsfarmern genutzt wird, um eine Vorwarnung vor schädlichen Blüten zu erkennen“, erklärt Jamie Smith, Technischer Geschäftsführer der schottischen Lachserzeugerorganisation Scottish Salmon Producers’ Organisation (SSPO), die ein wichtiger Nutznießer des Projekts ist. „Die Einbindung dieser Technologie in eine Smartphone-App ist ein echtes zusätzliches Plus, da die Farmer nun jederzeit auf Informationen zugreifen können.“ In einer abschließenden Anwenderbefragung fanden ungefähr 94 % der Befragten die App bis zu einem gewissen Grad sehr nützlich oder nützlich, während 92 % der befragten Personen die HAB-Risikokarten als nützlich einstuften. Eine Demo-Version des AQUA-USERS-Portals steht im Internet zur Verfügung. Resultate vermarkten Da das Projekt AQUA USERS im Oktober 2016 abgeschlossen wurde, liegt der Schwerpunkt auf einer Kommerzialisierung der Ergebnisse, sowohl des AQUA-USERS-Instruments Site Selection als auch des Instruments Daily Management. „Innerhalb des Konsortiums hat sich bereits einiges an kommerzielle Aktivitäten entwickelt, in der Hauptsache Beratungen in Bezug auf Standortauswahl und Verkauf der tragbaren Wasserqualitäts-Scanner und HAB-Karten, die Teil des Daily-Management-Werkzeugs sind“, sagt Laanen. „Wir planen ein allgemeines Einsteiger-Abonnement für beide Werkzeuge, und später wollen wir diese auf von den Kunden benötigte Elemente maßschneidern und hinzufügen.“ Überdies wird man die Standortauswahl- und HAB-Erfassungswerkzeuge in EU-finanzierten Folgeprojekten verfeinern, während eine neue Generation von tragbaren und ortsfesten Wasserqualitäts-Scannern entwickelt wird. Die Projektpartner haben außerdem die Absicht, ihre Dienstleistungen sowohl für die Entscheidungsträger als auch für die Industrie zu vermarkten. „Diese Dienste können auch den Regulierungsbehörden von Nutzen sein, da sie einschlägige Daten für Meeresraumplanung, Zonierung und Lizenzierung zwecks Steuerung der Aquakultur bereitstellen“, schließt Poser ihre Ausführungen.
Schlüsselbegriffe
AQUA USERS, Aquakultur, Satellit, HAB, schädliche Algenblüte, Algen, Smartphone, GMES