Europäische Astronomen finden weitere Hinweise auf ein riesiges schwarzes Loch in unserer Galaxie
Ein internationales Astronomenteam, darunter auch Forscher aus Deutschland und Frankreich, hat einen im Grunde "normalen" Stern entdeckt, der sich um ein nach ihrer Einschätzung "supermassives" schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße dreht. Die meisten Astronomen gehen davon aus, dass Quasare, die am stärksten leuchtenden Objekte unseres Universums, der Beweis für die Existenz eines schwarzen Lochs sind. Seitdem im Zentrum unserer Galaxie ein dichtes Sternenfeld entdeckt wurde, das sich um einen ungewöhnlich großen Quasar drängt, spekulieren Astronomen über die Existenz eines riesigen schwarzen Lochs mitten in der Milchstraße. Angesichts der Schwierigkeiten, das Schwerefeld dieser Gegend kartografisch darzustellen, sind andere Erklärungen aber nicht ausgeschlossen. Als das Projektteam, das vom deutschen Max-Planck-Institut geleitet wird, das Phänomen erstmals mit dem neuen NAOS-CONICA- (NACO) Teleskop in Chile betrachtete, war man begeistert über die Ergebnisse. "Die ersten Beobachten in diesem Jahr mit NACO verschafften uns gleich die schärfsten und "tiefsten" Bilder, die jemals vom Zentrum der Milchstraße aufgenommen wurden", sagte Andreas Eckart von der Universität Köln. Sein Kollege Thomas Ott vom Max-Planck-Institut erklärte: "Als wir die neuesten NACO-Daten in unsere Analyse aufnahmen, konnte wir unseren Augen nicht glauben. Der Stern S2, der im Moment [dem zentralen Quasar] am nächsten ist, war gerade vorbeigerauscht. Da wurde uns klar, dass wir der Bewegung eines Sterns im Orbit um ein zentrales schwarzes Loch beigewohnt hatten." Ein solches Ereignis war bislang noch nie aufgezeichnet worden. Die Daten belegen, dass S2 um das zentrale schwarze Loch kreist, wie die Erde um die Sonne - allerdings fast 200 mal so schnell. Inzwischen bestehen kaum noch Zweifel, dass die Ursache für dieses Ereignis ein massives schwarzes Loch und nicht ein Schwarm schwarzer Löcher in der Größe von Sternen oder Neutronensterne ist. Als einzige andere schlüssige Erklärung käme ein hypothetischer "Bosonenstern" aus schweren Elementarteilchen in Frage. Reinhard Genzel erklärt jedoch: "Ein "Bosonenstern" ist zwar im Prinzip möglich, doch er würde umgehend in ein supermassives schwarzes Loch fallen. Daher dürfte der Fall klar sein." Die nächste Aufgabe, die sich den Astrologen stellt, ist die Frage, wann und wie diese supermassiven schwarzen Löcher entstanden sind und warum in fast jeder massiven Galaxie eines zu finden ist. Die Forscher hoffen, dass die anstehenden Observationen mit Instrumenten am VLT-Interferometer und am Large Binocular Telescope die Forschung auf diesem spannenden Gebiet wieder ein Stück voranbringen.