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Inhalt archiviert am 2024-06-18

Neanderthal and Modern Human Adaptations in Eastern Europe

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Die Wahrheit über den geschichtlichen Migrationshintergrund der Völker Europas

Das von der EU finanzierte NEMO-ADAP-Projekt stellt unser Wissen über die Verdrängung des Neandertalers durch den moderne Menschen in Europa in Frage und gewährt außerdem Einblicke in die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel.

Innerhalb der paläoanthropologischen Forschung stellen die Verdrängung der Neandertaler und der Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum zwei der am heftigsten diskutierten Themen dar. Bislang kam man in Hinsicht auf zeitlichen Ablauf, Größenordnung oder Abfolge der Ereignisse zu keiner Einigkeit. Darüber hinaus konzentrierte sich die Forschung zumeist hauptsächlich auf West-, Süd- und Mitteleuropa. Um bei einigen dieser Unsicherheiten und Einschränkungen anzusetzen, fokussierte das von der EU finanzierte NEMO-ADAP-Projekt seine Aufmerksamkeit bei der Erforschung des späten Mittel- und frühen Jungpaläolithikums auf die Westukraine und Russland. Im Rahmen des Projekts wollte man grundlegende Fragen über die verhaltensbezogenen und kulturellen Anpassungen beantworten, welche die modernen Menschen in die Lage versetzten, sich in Europa zu verteilen. Die Frage lautete, ob der moderne Mensch in Bezug auf diese Anpassungen einzigartig war, und man interessierte sich für die vorherrschenden klimatischen Bedingungen während dieser Bevölkerungsstreuung. Neues Ausgrabungsmaterial und neue Datensätze auf dem Tisch NEMO-ADAP wählte Fallstudienregionen in der Ukraine und Russland aus, da sie, wie Projektkoordinator Dr. Philip R Nigst, erklärt, „durch lange Löss-Paläobodenabfolgen mit hoher paläoklimatischer Auflösung gekennzeichnet sind und über einen ausschlaggebenden klimatischen Kontext verfügen, in dem Neandertaler und moderne Menschen gelebt haben können.“ Des Weiteren wusste man, dass Überreste, die auf beide Spezies schließen lassen, an den ausgewählten Untersuchungsstätten vorhanden sind. Der von dem Projekt verfolgte Ansatz war in hohem Maße interdisziplinär und bezog Spezialisten aus den Welten der Archäologie und Anthropologie sowie Geologie, Klimastudien, Mineralogie, Datierungsforschung (einschließlich Radiokohlenstoff) und Genetik ein, was Dr. Nigst als ein „ein Vorbild für ähnliche Projekte“ sieht. Bei der vorausgehenden interdisziplinären Forschung beschränkte man sich auf wenige Fundstätten und wandte man überdies eine Vielzahl von Methoden an, die, wie Dr. Nigst zusammenfasst, „in Datensätzen mit verschieden gut vergleichbarer Qualität und Auflösung resultierten.“ Das NEMO-ADAP-Team führte Feldbegehungen durch, um durch das Auffinden von Steinwerkzeugen und Knochenfragmenten auf den Talhängen neue Fundplätze zu finden. Nachdem deren Identifizierung wurde ein vertikaler Schnitt angelegt, um die Abfolge von Ablagerungen zu studieren und Proben im Zusammenhang mit Verhaltensweisen von Neandertalern und modernen Menschen, Altersschätzung und Rekonstruktion des Umwelt- und Klimawandels in der Vergangenheit zu sammeln. Das Team hat etliche ziemlich überraschende Entdeckungen gemacht. Sie fanden in der Tat heraus, dass das erste Erscheinen der modernen Menschen und der Technologien des Jungpaläolithikums in Osteuropa auf 2 000 Jahre eher als bisher angenommen zu datieren ist. Dr. Nigst erläutert dazu: „Das bedeutet, dass es in Osteuropa für eine noch längere Zeit ein Nebeneinander von Gruppen aus Neandertalern und modernen Menschen gab.“ Genetische wie auch Populationsanalysen zeigen außerdem, dass Osteuropa wahrscheinlich durch von dem Team als „gerichtete, schnelle Streuungen“ bezeichnete Vorgänge besiedelt wurde. Das Projekt konnte außerdem für die kältesten und trockensten Klimaphasen Osteuropas die Existenz von Neandertalern und modernen Menschen nachweisen, wohingegen man zuvor angenommen hatte, dass beide nur in den wärmeren Klimaphasen leben konnten. Hier deutet sich eine Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel bei beiden Spezies an, obwohl es eher unwahrscheinlich ist, dass sie dieselben Überlebensstrategien einsetzten. Europa: seit Anbeginn geprägt von Migration Mit einem besseren Verständnis der Dynamik von in der Vergangenheit erfolgten Bevölkerungsbewegungen, -streuungen und -verschmelzungen hat die Untersuchung Auswirkungen auf unsere Wahrnehmung der Bildung einer europäischen Identität durch ihr genetisches und kulturelles Erbe. Wie Dr. Nigst näher ausführt: „Hier wird verdeutlicht, dass diese Vielfalt der Schlüssel zu unserem Überleben und unseren Wohlstand ist, was inbesondere angesichts der vermehrten Zuwanderung nach Europa und innerhalb Europas wichtig ist.“ Zudem bringt die Studie neben besseren vergleichenden Erkenntnissen darüber, wie es eng verwandten Spezies (Neandertaler) unter ähnlichen Umständen erging, mehr Licht in die Reaktionen unserer Spezies auf den Klimawandel. Wissen dieser Art hat, auch wenn es in diesem Fall speziell für Europa gilt, Folgen für verschiedene Kulturen rund um den Erdball. Nachdem eine Fülle an neuen hochaufgelösten Daten generiert wurde, werden nun die Resultate des NEMO-ADAP-Projekts mit den Ergebnisse für Mitteleuropa aus einem früheren Projekt sowie mit Mustern der Verdrängung der Neandertaler durch den modernen Menschen in verschiedenen Teilen von Europa und Westasien verglichen, die von anderen Forschungsteams beschrieben wurden.

Schlüsselbegriffe

NEMO-ADAP, Verdrängung der Neandertaler, moderne Menschen, Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum, Zu- und Abwanderung, Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel, Bevölkerungsstreuung

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