Die Misere der Arbeitsmigranten
Ein Großteil der Arbeitsmigranten ist dazu bereit, schlecht bezahlte Arbeit mit niedrigem Sozialstatus anzunehmen. Der Eintritt dieser Menschen in den europäischen Arbeitsmarkt sowie ihre Freizügigkeit innerhalb desselben unterliegen jedoch Beschränkungen, weswegen der Zugang zu diesem Arbeitsmarkt vielfach über inoffizielle Netzwerke erfolgt. Die Erforschung dieses Phänomens war das Ziel des EU-finanzierten Projekts JOBS TO RENT (Migration and temporary agency work in the EU welfare, tourist and agricultural sectors). Im Rahmen der Studie wurde dokumentiert, welche Formen die flexible Leiharbeitsbeschäftigung von Arbeitsmigranten annehmen kann. Ebenso wurde für ausgewählte Wirtschaftssektoren ermittelt, welche Faktoren sich auf befristete Leiharbeit auswirken. Griechenland und das Vereinigte Königreich, die beiden Länder, für die Daten erhoben wurden, verfügen über eine sehr unterschiedliche Leiharbeitsgesetzgebung. Ein weiteres Projektziel war die Erstellung einer fundierten politischen Analyse. Das zweijährige Projekt wurde im September 2014 abgeschlossen. Für griechische Firmen, die Zeitarbeitskräfte beschäftigen, gelten unter Umständen engere gesetzliche Vorgaben als für Firmen vergleichbarer Branchen im Vereinigten Königreich. Die Einhaltung der vorgeschriebenen Standards bei der Beschäftigung von Leiharbeitskräften wurde jedoch kaum überwacht. Agenturen beuteten Arbeitskräfte vielfach aus oder schufen Monopole innerhalb eines Sektors - trotz gegensätzlicher rechtlicher Bestimmungen. Im Vereinigten Königreich wurden gesetzliche Vorschriften bislang weitestgehend umgangen. Dies gilt insbesondere für die Lebensmittelindustrie. Viele (Leiharbeits-)Firmen nahmen Arbeiter unter Verträge, die eine Verschlechterung hinsichtlich Bezahlung und Arbeitsbedingungen darstellten, und entließen diese Arbeitskräfte für gewöhnlich vor Ablauf der 12-wöchigen Frist, nach welcher sie Anspruch auf ein Gehalt in Höhe eines regulär Beschäftigten gehabt hätten. In manchen Sektoren wie der Landwirtschaft hatte ein Großteil der Arbeitskräfte keinen Leiharbeiterstatus. Einige der dort eingesetzten Arbeitskräfte wurden jedoch dennoch über Leiharbeitsfirmen sowie verschiedene illegale Praktiken angeworben. Die Projektmitglieder kamen zu dem Schluss, dass in diesem Land eine genauere Überwachung der Einhaltung bestehender gesetzlicher Bestimmungen zielführender wäre als die Einführung neuer Gesetze. In anderen europäischen Ländern erhalten Leiharbeitskräfte soziale wie finanzielle Unterstützung. Dies verweist darauf, dass branchenübergreifende Tarifverhandlungen, nicht nur unternehmensinterne Arbeitervertretungen, einen wichtigen Beitrag zum Arbeitnehmerschutz leisten. Durch das Projekt JOBS TO RENT wurde die aktuelle Situation der Arbeitsmigration in der EU offengelegt. Die Ergebnisse legen politisches Handeln nahe; das Projektteam legte hierfür vier verschiedene Empfehlungen vor.
Schlüsselbegriffe
Arbeitsmigranten, Leiharbeitnehmer, Arbeitsmarkt, Wanderarbeitskräfte, Griechenland, Vereinigtes Königreich