Überwachung möglicher gesundheitlicher Auswirkungen gentechnisch veränderter Futtermittel auf Nutztiere
Außerhalb Europas angebaute genetisch veränderte Kulturpflanzen sind oft für mehrere EU-Märkte, zu denen die Viehzucht zählt, bestimmt, für die sie zu Nutztierfutter verarbeitet werden. Die EU genehmigt die Nutzung von aus genetisch veränderten Organismen hergestellten Zutaten nur dann, wenn jede Anbaupflanze strenge Sicherheitsbewertungen durchläuft. Die europäischen Regulierungsbehörden können jedoch immer noch eine Überwachung nach dem Inverkehrbringen als ein Mittel der Überprüfung der vor der Markteinführung bestehenden Annahmen fordern. Bislang ist diese Verpflichtung für genetisch veränderte Futtermittel noch nicht ausgesprochen worden, dennoch wäre es für die Regulierungsbehörden von Nutzen, die entsprechenden Instrumente und Daten zur Verfügung stellen und eine solche Anforderung in Zukunft unterstützen zu können. Das EU-finanzierte Projekt MARLON (Monitoring of Animals for Feed-related Risks in the Long Term) wurde deshalb auf den Weg gebracht, um Handlungsempfehlungen zur Überwachung von mit gentechnisch veränderten Futtermitteln verbundenen Risiken bei Nutztieren bereitzustellen. Die Wissenschaftler fahndeten nach jeglichen potenziellen Zusammenhängen zwischen dem Einsatz von aus genetisch veränderten Pflanzen hergestellten Futtermitteln und Tiergesundheitsrisiken, indem sie Bestandsaufnahmen vorhandener Daten aus Überwachungsinitiativen nach dem Inverkehrbringen erstellten und Daten über potenzielle tiergesundheitliche Auswirkungen genetisch veränderter Futtermittel aus der wissenschaftlichen Literatur zusammenstellten. Die Projektpartner trugen außerdem Informationen über messbare Indikatoren der Tiergesundheit und die Möglichkeit zur Analyse der Exposition zusammen. Die in kontrollierten Kurzzeit-, Langzeit- und Mehrgenerationen-Fütterungsversuchen gesammelten Daten ergaben keine nachteiligen Auswirkungen für die Gesundheit der Tiere, die mit genetisch veränderten Zutaten gefüttert wurden. Wie mehrere Berichte angaben, können einige Effekte sogar positiv ausfallen, zum Beispiel, dass insektenresistente, genetisch veränderte Kulturpflanzen geringere Werte an toxischen chemischen Stoffen aufweisen, die von Pilzen erzeugt werden, die von Insekten beschädigte Pflanzen besiedeln. Die Forscher erarbeiteten zudem IPAFEED, eine Open-Access-Datenbank, die über drei Kategorien an Informationen verfügt. Sie umfasste spezielle Gesundheitsparameter, die an mit aus genetisch veränderten Pflanzen hergestellten Futtermitteln gefütterten Tieren gemessen wurden, und die Nachweisbarkeit von genetisch veränderter DNA und Proteinen bei Nutztieren auf Grundlage von Daten aus der wissenschaftlichen Literatur. Dazu zählten gleichermaßen Überwachungsaktivitäten, die nützliche Informationen zum Zwecke der Überwachung möglicher gesundheitlicher Auswirkungen von genetisch verändertem Futter in den Mitgliedstaaten der Partner liefern können. Zudem erstellte das Team ein epidemiologisches Modell. Es kann die Eignung existierender Überwachungssysteme bewerten und Veränderungen in den üblicherweise gemessenen Syndromen erkennen, die mit den angenommenen gesundheitlichen Auswirkungen einer genetisch veränderten Kulturpflanze verknüpft sind, die als Futter für eine bestimmte Nutztierart verwendet wird. Das Modell berücksichtigt haltungsbedingte, landwirtschaftliche, veterinärmedizinische und überwachungsbedingte Praktiken sowie Hintergrundbedingungen. In Anbetracht der Tatsache, dass spezielle gentechnisch veränderte Futtermittel, Nutztierarten und gesundheitlichen Auswirkungen, für die in Zukunft Überwachung erforderlich sein könnten, unbekannt sind, ist das Modell allgemein anwendbar und kann für eine breite Vielzahl von Arten, Haltungssystemen und möglichen Ursachen gesundheitlicher Auswirkungen genutzt werden. Vorgesehen ist, dass in dem Fall, dass bestimmte Überwachungsdaten nicht oder nur eingeschränkt verfügbar sind, auch Fachgutachten über Hintergrundprävalenz und Schwere bestimmter Symptome sowie die Wahrscheinlichkeit der Erkennung von Veränderungen in deren Prävalenz eingeholt werden können. Diese Daten unterstrichen, wie wichtig es ist, in der Lage zu sein, eine Programm für die Überwachung nach dem Inverkehrbringen einzurichten, das die Überwachung positiver sowie auch negativer Trends in der Tiergesundheit im Zusammenhang mit Tierfutter mit genetisch veränderten Zutaten ermöglichen wird. Mit der Bereitstellung von Instrumenten, die Hilfestellung bei der Gestaltung wirkungsvoller Syndromüberwachungsprogramme geben, wird MARLON die europäischen Regulierungsbehörden in ihrem fachkundigen Entscheidungsfindungsprozess unterstützen.
Schlüsselbegriffe
gentechnisch veränderte Kulturpflanzen, Nutztierfutter, Futtermittel, MARLON, Nutztiere, Auswirkungen auf die Gesundheit, gesundheitliche Auswirkungen, Open-Access-Datenbank