Die Rolle des Katholizismus in der Zivilgesellschaft
Im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts 'The invisible politics of religion: Catholicism, third sector and territory in southern Europe' (CATSSE) wurde die katholische Kirche im Dritten Sektor untersucht. Feldforschungen in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland (Spanien), in Aquitanien (Frankreich) sowie in Emilia-Romagna und in der Lombardei (beide Italien) lieferten das empirische Material für das Projekt. Als erstes wurden Dokumente analysiert (Sekundärliteratur, originale Produktionen und Medienberichte) sowie semi-strukturierte Interviews in den Zielregionen durchgeführt. Die zugrundeliegende Hypothese ging von der Annahme aus, dass religiöse Akteure neue Felder betreten haben und zu zivilgesellschaftlichen Akteuren in einer pluralistischen Umgebung geworden sind. Die katholische Kirche ist in ein Netzwerk territorialer Governance eingebunden, welches zivilgesellschaftliche Akteure, Privatpersonen und öffentliche Stellen verbindet, und vertritt dabei sowohl die eigenen Interessen als auch allgemeine Ursachen. Die im Zuge von CATSSE aufgestellte Hypothese wurde durch Fallstudien, die drei Themenbereiche abdecken, überprüft. Die erste Studie behandelte das historische Vermächtnis und wurde in Zusammenarbeit mit Forschungsnetzwerken im Bereich der Sozialwirtschaft durchgeführt. Es wurden sowohl theoretische als auch empirische Beiträge zur Sozialgeschichte der Rolle, die der Katholizismus bei der Entstehung einer territorialen Sozialwirtschaft im südlichen Europa spielte, geleistet. Der zweite und dritte Themenbereich fokussierten auf die katholische Kirche im Dritten Sektor. Im zweiten Themenbereich, der sich auf territorialen Welfare Mix und Immigration bezieht, wurde Feldforschung betrieben sowie Interviews mit zahlreichen katholischen Organisationen im Dritten Sektor durchgeführt. Der Fokus des dritten Themenbereichs war die Mediation in ethnonationalen Konflikten, insbesondere im Konflikt im Baskenland. Ausführliche Interviews mit den wichtigsten Akteuren in Spanien und Frankreich ergänzten die Dokumentenanalyse für diese Fallstudie. Die Ergebnisse des Projekts wurden bei akademischen Veranstaltungen präsentiert sowie in akademischen Publikationen veröffentlicht. Ferner wurden im Zuge von CATSSE auf drei Konferenzen Panels für ähnliche Themen organisiert sowie ein Workshop über Populärkultur und Methoden des Protests abgehalten. Durch das Projekt wurden die sich verändernden Beziehungen zwischen religiösen sozialen Akteuren und den politischen Entscheidungsträgern deutlich. Die sozialen Aktivitäten der Kirche haben Einfluss auf den Stil der Wohlfahrt-Governance und die Liberalisierung der Wohlfahrt, insbesondere durch das Outsourcen von Sozial- und Pflegediensten. Diese durch das CATSSE-Projekt gewonnenen Erkenntnisse könnten sowohl von religiösen und weltlichen Organisationen im Dritten Sektor als auch von politischen Entscheidungsträgern dazu genutzt werden, die Governance der territorialen Wohlfahrt und die Mediation in interkulturellen und ethnonationalen Konflikten zu verbessern.
Schlüsselbegriffe
Religion, Politik, katholische Kirche, Zivilgesellschaft, Sozialwirtschaft, Wohlfahrt, Gebiet, Südeuropa, ethnonationaler Konflikt