Ein neues Implantat zur Aufzeichnung von Gehirnwellen
Das menschliche Gehirn stellt neben der Verarbeitung von Informationen auch weitere erstaunliche Fähigkeiten unter Beweis, denn es nutzt die Informationen, statt nur darauf zu reagieren. Mit dieser so genannten Theorie der Informationsverarbeitung erklären Forscher auch die psychische Entwicklung und Reifung des menschlichen Gehirns. Die meisten Durchbrüche in der Hirnforschung zu den grundlegenden Prozessen der Informationsverarbeitung wurden mit Aufzeichnungen von lokalen Feldpotenzialen und Einzelneuronen erreicht. Dieser Ansatz ist aber begrenzt, da derzeitige Sonden weder flexibel noch biologisch kompatibel sind. Vor diesem Hintergrund sollte das EU-finanzierte Forschungsprojekt (Multi-sensing polymer transistors for in vivo recording) (MULTISENS)) alternative Materialien für funktionalisierte Sonden testen. Für die Konstruktion der Sonde wurden mehrere leitfähige Polymere getestet, um sie dann chemisch mittels bioaktiver Moleküle wie Enzymen oder extrazellulären Matrixkomponenten zu funktionalisieren, die das Zellwachstum fördern. Eine neue Drucktechnik für das Strukturieren der Mikroelektrodenarrays und hochdichten organischen elektrochemischen Transistorarrays wurde mit verschiedenen Materialien realisiert. An Hirnschnitten und in Zellkulturen wurde validiert, dass sich das Gerät für die Aufnahme neurophysiologischer Aktivitäten eignet.Über die Projektergebnisse wurde in unabhängigen renommierten Fachzeitschriften und auf einer öffentlichen Wissenschaftskonferenz berichtet. Obwohl die Marktreife noch nicht erreicht ist, hat die MULTISENS-Technologie bei Herstellern elektrophysiologischer Instrumente bereits deutliches Interesse geweckt.