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Inhalt archiviert am 2023-04-13

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Pestizide in mehr als 80 % der getesteten europäischen Böden gefunden

EU-Forscher haben verschiedene Pestizidrückstände in landwirtschaftlichen Böden Europas festgestellt, was den Bedarf nach einer besseren Kontrolle unterstreicht.

Die Industrialisierung der Landwirtschaft hat die Art und Weise, wie der Großteil unserer Lebensmittel produziert wird, grundlegend verändert. Durch die Massenproduktion sind weltweit mehr Nahrungsmittel zu günstigeren Preisen erhältlich. Die Schattenseite dieses chemikalienintensiven Systems zur Nahrungsmittelerzeugung tritt jedoch zunehmend zutage. Heute werden in Europa 2 000 Pestizide mit 500 verschiedenen chemischen Substanzen genutzt. Daten dazu, welchen Einfluss diese Substanzen auf die Bodenqualität haben, sind jedoch unvollständig sowie bruchstückhaft und können ihre Auswirkung auf Bodensysteme und die menschliche Gesundheit nicht vollumfänglich erklären. Forschungsarbeiten, die im Rahmen von zwei EU-finanzierten Projekten, iSQAPER (Interactive Soil Quality Assessment in Europe and China for Agricultural Productivity and Environmental Resilience) und RECARE (Preventing and Remediating degradation of soils in Europe through Land Care), erstmals durchgeführt wurden, geben Aufschluss über den Zustand der europäischen Böden. Die Ergebnisse sind beunruhigend. Laut einem in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlichten Artikel wurden Pestizidrückstände in den meisten landwirtschaftlichen Böden gefunden, die in elf europäischen Ländern getestet wurden. Die Forscher analysierten 76 verschiedene Pestizidrückstände aus 317 Mutterbodenproben. Erschreckenderweise wurden 43 der getesteten 76 Pestizidrückstände in den Böden gefunden. „Angesichts der Tatsache, dass wir weniger als 20 % der aktiven Substanzen untersucht haben, die aktuell für den EU-Markt zugelassen sind, könnte der Anteil der Pestizidrückstände in Böden eventuell sogar noch höher sein“, stellen die Autoren fest. Die Rückstände wurden in 83 % der analysierten landwirtschaftlichen Böden in 166 unterschiedlichen Pestizidkombinationen gefunden. Zu den am häufigsten nachgewiesenen Gemischen mit der höchsten Konzentration zählen das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat und sein Metabolit, die Aminomethylphosphonsäure, gefolgt vom gängigen Pestizid Dichlordiphenyltrichlorethan (das 1986 in der EU verboten wurde) und den Breitspektrum-Fungiziden Boscalid, Epoxiconazol und Tebuconazol. Die ausgewählten Proben stammen aus Böden, die für den Anbau von Getreide, Dauerkulturen, Hackfrüchten, nicht dauerhaften Industriepflanzen und Gemüse sowie Hülsenfrüchten, Blumen und Futterpflanzen genutzt werden. Böden für Hackfrüchte enthielten deutlich mehr Pestizidrückstände als diejenigen, auf denen andere Kulturen angebaut werden. Tatsächlich wiesen alle getesteten Böden für Hackfrüchte Pestizidrückstände auf. 85 % von ihnen enthielten mehrere Rückstände. Forderung nach besseren Kontrollprogrammen Der Anteil der Pestizidrückstände überschritt zwar gelegentlich die vorhergesagten Umweltkonzentrationen, blieb jedoch unter den von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit festgelegten Schwellenwerten für Bodenorganismen. Dennoch gibt es Grund zur Sorge, da die Verfahren zur Bestimmung der Schwellenwerte unzureichend sind. „Damit ein Pestizid die Marktzulassung erhält, werden nur fünf Bodenkomponenten und zwei Bakteriengruppen untersucht. Im Boden leben jedoch mehr als eine Million Arten,“ sagt Prof. Violette Geissen von der niederländischen Universität Wageningen, dem Projektkoordinator in einem Video, das auf der iSQAPER-Website veröffentlicht wurde. „Die anderen werden nicht auf die Auswirkungen von Pestiziden untersucht. Der Anteil dessen, was tatsächlich getestet wird, beträgt weniger als 1 %. Pestizidgemische in den Böden werden ebenfalls nicht untersucht. Unterschiedliche Pestizide können im Boden miteinander reagieren und somit Synergieeffekte auf andere haben. Das kann aber niemand wissen.“ Die Studie fordert Kontrollprogramme für Pestizidrückstände und das Zusammenwirken von Reststoffgemischen in Böden. RECARE wurde zwar inzwischen beendet, iSQAPER wird jedoch fortgeführt, um gesunde Böden als Grundlage einer nachhaltigen Nahrungsmittelerzeugung zu fördern. Weitere Informationen: iSQAPER-Projektwebsite RECARE-Projektwebsite

Länder

Niederlande

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