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Inhalt archiviert am 2023-04-12

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Wie es zwei Gewinner der Auszeichnung Innovation Radar aus dem Labor auf den Markt schaffen

Der gemeinsame Nenner unter den Anwärtern auf die Auszeichnung Innovation Radar 2018 war intelligente Technologie. Doch die prämierten Gewinner, die am 6. Dezember auf der ICT 2018 (darunter auch CORDIS im Publikum) ausgezeichnet wurden, hatten noch etwas mehr zu bieten. Doch was war ihr Zaubermittel?

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Sie können hier mehr über die generellen Einreichungen und die Gewinner lesen. Um hingegen einen Eindruck davon zu bekommen, was es bedarf, um Investoren zu beeindrucken, beleuchtet CORDIS zwei inspirierende Wege zur Vermarktung, die während der Veranstaltung einer Jury aus Fachleuten skizziert wurden. Universität Island, Gewinner in der Kategorie Tech for Society Die Universität Island ist die koordinierende Einrichtung des Horizont-2020-Projekts Sound of Vision, im Zuge dessen ein Navigationsunterstützungspaket für Sehbehinderte entwickelt wurde, das ein 3D-Kamera-Headset beinhaltet, das die Umgebung scannt, Daten verarbeitet und daraufhin Benutzer durch Audiofeeds mit Informationen versorgt. Das Paket umfasst zudem einen Gürtel mit 60 Motoren, um Vibrationen am Torso zu erzeugen. Professor Runar Unnthorsson, der offizielle Projektkoordinator, wies während seiner Stellungnahme darauf hin, dass das Paket aufgrund der Kombination von Merkmalen einzigartig ist. Dies ist vor allem deswegen zutreffend, da die größte Mobilitätshilfe für Sehbehinderte nach wie vor der Weiße Langstock ist, bei dem die Objekterkennung auf einen Meter vor dem Benutzer beschränkt und auf Kopfhöhe überhaupt nicht gegeben ist. Die Programmierung ist anpassbar, sodass Benutzer auswählen können, wie sie über Objekte wie zum Beispiel Treppenstufen (z. B. durch spezifische Tonmuster) benachrichtigt werden. Das Team führte mehr als 1 000 Trainingsstunden mit Benutzern durch, darunter 45 Menschen mit Sehbehinderung sowie Menschen mit Sehvermögen, denen jedoch die Augen verbunden wurden. Derzeit gibt es einen voll funktionsfähigen Prototypen, doch das Team strebt weitere Investitionen an, um diesen noch besser tragbar und modischer zu machen, damit innerhalb eines Jahres das erste lebensfähige Produkt hergestellt werden kann. Mit einem potenziellen europäischen Markt von 30 Millionen Menschen und einer Verkaufsstrategie, die an der Gesundheitsversorgung und den Versicherungspolicen ausgerichtet ist, werden die Einnahmen im zweiten Verkaufsjahr auf circa 1,3 Mio. EUR prognostiziert. CORDIS fand beachtenswert, dass ein Schwerpunkt auf die Entwicklung starker Beziehungen zu Endbenutzern gelegt wurde. Teammitglied Simona Caraiman hob CORDIS gegenüber hervor: „Wir arbeiteten mit vielen Spezialisten, u. a. aus den Neurowissenschaften und Verhaltenswissenschaften zusammen, doch wir bezogen auch die Blindengemeinschaft mit ein, um das System zu testen und zu evaluieren, wir haben deren Feedback sehr gut genutzt.“ Das Team hat in der Tat ein umfassendes VR-basiertes Trainingspaket und plant, die Technologie mit der Unterstützung nationaler Institute für blinde Menschen sowie Gesundheitsbehörden auf den Markt zu bringen. Es wird auch nach möglichen Spin-offs für die Navigationsumgebungen wie zum Beispiel den Videospielemarkt gesucht. NIT (New Infrared Technologies), Gewinner in der Kategorie Industrial & Enabling Tech Wie der CEO von NIT, Arturo Baldasano, in seiner Stellungnahme erklärte, verbessert die NIT-Innovation die Qualitätssicherung für Prozesse in der additiven Fertigung mit Laserauftragschweißen und Laserbeschichtung. Die additive Fertigung ist eine Lasertechnologie, bei der 3D-Objekte durch das Hinzufügen von Materialien Schicht für Schicht erstellt werden. Die NIT-Innovation wurde im Rahmen des Horizont-2020-Projekts MAShES entwickelt, das im Dezember 2017 offiziell abgeschlossen wurde. Der patentierte Laserkopf-Detektor von NIT kontrolliert und überwacht Prozesse, um Probleme zu vermeiden. Dies geschieht durch die Verwendung von Hochgeschwindigkeits-Infrarotkameras – die mit 1 000 Bildern pro Sekunde betrieben werden und einen eingebetteten Echtzeit-Algorithmus aufweisen, um die Laserleistung einzustellen. Dies bedeutet, dass Hersteller unverzüglich auf Probleme reagieren können, indem Parameter geändert werden oder der Prozess gestoppt wird, sodass Zeit und Geld gespart werden. Baldasano erklärte der Jury, dass es derzeit keinen bestehenden Markt gäbe, da alternative Systeme hauptsächlich von visuellen Lösungen abhingen. Zudem ist die Technologie mit fast allen Laserköpfen kompatibel. Nach Tausenden von Tests brachte NIT im Juli 2018 sein Produkt auf den Markt, und es wurden bereits erste Einheiten an Maschinenhersteller in Deutschland, Japan und Südkorea verkauft, die mit der Verwendung des Produkts begonnen haben. Baldasano erklärte CORDIS: „Der Weg zur Verbesserung dieser aufstrebenden Technologie ist die Überwachung und Kontrolle der Prozesse. In diesem Fall kontrollieren wir lediglich die Laserleistung, doch es gibt auch andere Dinge, die kontrolliert werden können.“ NIT verfügt derzeit über ein System zur Kontrolle von Laserschweißprozessen. Im Falle von Sound of Vision ist es dieses Bewusstsein für erweiterte Möglichkeiten, die aus einer Kerntechnologie hervorgehen, und die Fokussierung auf die Endbenutzer, die wegweisend dafür waren, die Technologie aus dem Labor auf den Markt zu bringen. Prof. Unnthorsson fasste zusammen: „Zuerst wird das Problem gelöst, um Menschen zu helfen, und dann nimmt die kleiner und intelligenter werdende Technologie Gestalt an.“

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