Lebenslanges Lernen, nicht nur für Menschen – auch alten Hunden kann man neue Tricks beibringen!
Auch wenn es verlockend scheint, einen alten Hund zu verwöhnen, indem man eine gewisse Schwerhörigkeit akzeptiert, weniger gesunde Nahrung füttert und gleichzeitig mehr Zeit auf dem Sofa erlaubt, tut man seinem tierischen Freund damit keinen Gefallen. Hochintensives Agility-Training ist nicht mehr angesagt, aber es gibt keine Ausrede dafür, warum man alternde Hunde nicht auf den Pfoten halten sollte, um ihrer Alterung entgegenzuwirken. Studien haben gezeigt, dass der Alterungsprozess durch mentale und physische Anregung verlangsamt werden kann. Das Einstellen dieser Aktivitäten kann sogar zu einer schnelleren Alterung von Hunden führen, was wiederum die Lebensqualität des Tiers beeinträchtigen und sogar die Stärke der Bindung zwischen Hund und Besitzer schwächen kann. In einer neuen Studie hat ein Forscherteam unter der Leitung von Biologen Computerinteraktion als praktische Alternative zu dem eher körperlichen Training, das älteren Hunden schwerer fallen könnte, untersucht. Das von der EU unterstützte EVOLOR-Projekt fand heraus, dass alte Hunde im Labor positiv auf kognitives Training ansprachen, bei dem pädagogische Touchscreen-Spiele zum Einsatz kamen. Davon könnten möglicherweise viele Hunde profitieren: Allein im Vereinigten Königreich leben in einem Viertel aller Haushalte Hunde – das bedeutet, es gibt viele ältere Hunde. Die Forscher berichten, dass die Briten im vergangenen Jahr rekordverdächtige 7,16 Mrd. GBP für ihre Hunde ausgegeben haben, was einem Wachstum von 25 % seit 2010 entspricht. Benutzen oder verlieren – wie man das Hirn eines alten Hundes aktiv hält Das Projekt EVOLOR (kognitive Alterung von Hunden) untersuchte die Nutzung von kognitivem Training mittels Spielen, die auf Touchscreens und iPads gespielt werden. Vorteile des Touchscreens als Trainingsmittel sind Flexibilität, Zuverlässigkeit und Kontrollierbarkeit sowie seine Möglichkeit, neuartige, motivierende Erlebnisse zu bescheren. Das Gerät bestand aus einem Laptop, einem 38 cm-TFT-Computerbildschirm, der hinter einem berührbaren Infrarot-Rahmen montiert ist, und einer Fütterungsvorrichtung, die Leckerlis ausgibt. Zweiunddreißig Löcher drehen sich und werfen eine einzelne Belohnung aus, wenn der Hund den richtigen Anreiz berührt. Die Trainer nutzten Leberwurst, um die Aufmerksamkeit der Hunde auf die Bildschirme zu lenken. Darüber hinaus war ein kurzes Training mit der Fütterungsvorrichtung erforderlich. Bislang wurden im Rahmen verschiedener Studien 265 Hunde und 20 Wölfe für die Nutzung des Touchscreens geschult und zeigten eine verbesserte Motivation sowie Lern-, Erinnerungs- und räumlich-visuelle Fähigkeiten bei Folgeaufgaben am Touchscreen und in weiteren kognitiven und Verhaltenstests. Vierbeinige Computerfreaks Das Projekt fand heraus, dass die positive Assoziation mit dem Touchscreen so stark war, dass die Hunde bei mehreren Gelegenheiten, in denen sie allein waren (wenn der Trainer den Raum verlassen hatte, um ans Telefon zu gehen) und die Fütterungsvorrichtung nicht an war, bis zum Ende der Sitzung weiterhin am Touchscreen arbeiteten, ohne eine Belohnung zu erhalten. Die Hundebesitzer waren so sicher, dass ihre Hunde Spaß am Training hatten, dass insgesamt nur sechs Hunde vorzeitig ausschieden, obwohl es bei einigen Hunden länger als ein Jahr dauerte, das gesamte Training und dann später zum Test komplexere Aufgaben durchzuführen, und die Besitzer keine Entschädigung für die Teilnahme erhielten. Nach dem Training fielen die Hunde bei der Rückkehr nach Hause in einen tiefen Schlaf – ähnlich wie nach einer Übungsrunde. Für viele Hundebesitzer war diese geistige Müdigkeit ein neuer Anreiz, auch an trainingsfreien Tagen mit ihren Hunden Spiele für den Kopf auszuprobieren. Aufrechterhaltung der Bindung, auch wenn die Hunde langsamer werden Das Team erklärt, dass die Verringerungen der Trainingsfähigkeit ihrer Haustiere und die Aktivität/Erregbarkeit, die mit zunehmendem Alter auftritt, zu einer Beeinträchtigung der positiven Haltung des Hundebesitzers gegenüber dem eigenen Hund führen kann. Die Projektarbeit stellt heraus: Nur weil Hunde weniger erpicht auf solche Aktivitäten scheinen, bedeutet das nicht, dass sie die geistige Stimulation in Form von Spielen und Herausforderungen nicht brauchen. Das Forscherteam hofft, dass diese Studie nicht nur Techniker und Softwareentwickler motivieren wird, sondern auch Hundebesitzer ermutigt, zu überlegen, wie sie das Leben ihrer älteren Hunde schöner machen können. „Unser wissenschaftlicher Ansatz könnte zu einem spannenden Wissenschaftsprojekt für Bürger führen, das darauf abzielt, das Verständnis für die Bedeutung des lebenslangen Lernens bei Tieren zu verbessern“, so die Verfasser. Weitere Informationen: CORDIS-Projektwebsite
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